Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

Titel: KR149 - Ich hetzte Scotland Yard
Autoren: Heinz Werner Höber
Vom Netzwerk:
Steward«, sagte ich dankend.
    Der Mann fühlte sich offenbar geschmeichelt. Er sah sich um, ob uns auch niemand beobachtete, dann beugte er sich vor: »Die beiden Herren haben Pistolen in ihren Koffern, Sir.«
    »Sie sind Gold wert, Steward. Wir sollten in Verbindung bleiben.«
    Ich drückte ihm noch eine Banknote in die Hand.
    »Stets zu Diensten, Sir«, sagte der Steward und verbeugte sich, da er merkte, daß ich fürs erste nichts mehr wissen wollte.
    Ich verbarg mich hinter einer Treppe, die in wer weiß welches Deck führte, und wartete. Meine Geduld wurde auf eine ziemlich harte Probe gestellt, und als der Gong zum Mittagessen ertönte, mußte ich das Warten aufgeben, denn jetzt kamen aus allen Kabinen Leute zum Vorschein, und schließlich hätte mich einer hinter der Treppe entdecken können.
    Ich wollte aber kein Aufsehen erregen, also verschwand ich.
    Im Speisesaal herrschte der übliche Betrieb, und ich steuerte mich mühsam durch die Leute hindurch an unseren Tisch. Der dicke Abralam saß schon auf seinem Platz.
    »Hallo, Cotton«, sagte er. »Fein, daß Sie endlich kommen. Darf ich Sie Miß Crone vorstellen? Mr. Cotton – Miß Crone, unsere Tischgefährtin.«
    Ich verbeugte mich.
    Miß Crone war ein sehr schönes Mädchen von höchstens siebzehn Jahren. Natürlich fühlte sie sich ja schon so erwachsen! Später hörte ich, daß sie die Tochter eines mittelschweren Millionärs sei.
    Da Miß Crone auf meiner rechten Seite saß, hatte sie ausreichend Gelegenheit, mich gründlich zu mustern. Ich fühlte richtig, wie ihre Blicke mich langsam von oben nach unten abtasteten. Schließlich beugte sie sich ein bißchen zu mir herüber und legte ihre kindlichen Fingerchen auf meinen Oberarm.
    »Oh, fein!« rief sie dann aus. »Endlich mal ein Mann mit richtigen Muskeln!«
    Ich mußte mich beherrschen, um nicht die Suppe herauszuprusten.
    »Sie treiben sicher viel Sport, Mr. Cotton, nicht wahr?« fragte das bildschöne Mädchen.
    »Hin und wieder«, murmelte ich.
    Dafür strich mich der Dicke heraus: »Glauben Sie ihm nicht, Miß Crone«, sagte er schmatzend. »Er treibt den ganzen Tag Sport. Ich habe einmal zugesehen, wie er drei Gangster verprügelt hat. Ich sage Ihnen, die Fetzen flogen nur so!«
    Miß Crone warf mir einen Blick zu, den ich ihr für ihr Alter noch gar nicht zugetraut hätte.
    »Sie sind wirklich ein richtiger Mann«, hauchte sie errötend.
    Na, wenigstens rot werden konnte sie noch, dachte ich befriedigt, dann wandte ich mich dem Steward zu, der sich hinter mir geräuspert hatte.
    »Verzeihung, Sir. Ein kleiner Zwischenfall. Ich wollte eben in Ihrer Kabine ein wenig aufräumen, da fand ich einen fremden Herrn in Ihrer Kabine, der sich an Ihren Koffern zu schaffen machte. Ich wollte ihm zu verstehen geben, daß er sich schleunigst zu entfernen habe, aber er lachte nur. Ich darf wohl sagen, er lachte auf eine geradezu herausfordernde Weise. Da griff ich ihn an.«
    »Und?« fragte ich gespannt.
    »Ich fand mich unter dem Tisch wieder«, sagte der Steward würdevoll.
    »Freut mich, daß Sie sich überhaupt wiedergefunden haben. Was weiter?«
    »Ich drohte mit der Polizei, Sir. Da lachte dieser seltsame Herr nur und meinte, ich solle Sie holen, sonst würde es mir schlecht ergehen.«
    »Das wollen wir vermeiden. Ich komme.«
    Ich stand auf und entschuldigte mich bei Miß Crone.
    »Werden Sie ihn jetzt verprügeln?« fragte sie gespannt. »Wie aufregend! Darf ich mir das nicht mal ansehen? Ich sehe so etwas schrecklich gern.«
    »Bleiben Sie lieber hier, sonst kriegen womöglich Sie die Prügel!«
    »Ich?« Miß Crone war ein ganz klein wenig beleidigt. »Würden Sie mich denn nicht beschützen?«
    »Bis zu meinem letzten Atemzug«, mimte ich heroisch.
    »Ich wußte, daß Sie ein Gentleman sind«, hauchte sie hingerissen.
    Ich setzte mich in Marsch und suchte meine Kabine auf. Unterwegs rieb ich einmal liebkosend über meine Knöchel. Der Kerl, der meine Koffer durchwühlt hatte, sollte sich freuen, wenn er wirklich so dämlich war, sich noch in meiner Kabine aufzuhalten.
    Als ich meine Kabinentür aufriß, wäre ich beinahe mit ihm zusammengerannt. Ich holte auch schon aus. Im letzten Augenblick konnte ich meinen Schlag gerade noch stoppen.
    »Mensch, Phil!« schrie ich.
    »Hallo, Jerry«, sagte er. »Hast du nicht mal für mich eine schwarze Krawatte eingepackt? Womit soll ich mich jetzt beim Essen sehen lassen?«
    Ich schlug ihm vor lauter Freude über das unerwartete Wiedersehen eins auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher