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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
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an Land gegangen seien, dürften sie sich schlagen. Es gab da einige Männer, die noch nie eine Goldmünze gesehen hatten; als Spof ihnen erklärt hatte, um wieviel Gold wertvoller sei als Silber, saßen sie mit dem Kopf in den Händen da und starrten vor sich hin, ohne doch, trotz aller Anstrengung, begreifen zu können, wie reich sie nun waren.
    Als man mit dem Verteilen fertig war, machten viele Männer sich eifrig ans Nähen, damit ihre Gürtel den ganzen Reichtum fassen könnten; andere rieben und putzten ihr Gold, damit es noch heller würde; und dabei redeten alle vom großen Glück, das sie gehabt hatten, vom Heimkommen und vom gewaltigen Rausch, den sie sich bald antrinken würden.
    Sie erreichten die Flußmündung und ruderten stromauf bis zum Hof eines Bauern, den Orm kannte. Dort wurde das Schiff über krachendes Neueis an das Ufer gezogen und in einen Schuppen gebracht; Pferde wurden gemietet, und einige der Männer zogen heimwärts, aber die meisten blieben bei Orm.
    Spof stand unschlüssig da. Es wäre vielleicht das beste, sagte er zu Orm, wenn er hier bei diesem Bauern bliebe, der ein zuverlässiger Mann zu sein scheine; später im Frühling wolle er versuchen, ein Schiff zu finden, mit dem er nach Gotland fahren könne.
    »Aber sicher fühlen werde ich mich in diesem Winter nicht«, sagte er bekümmert. »Denn welchem Bauern ließe sich zutrauen, daß er mich nicht im Schlaf erschlüge, sobald er weiß, was ich im Gürtel habe. Und Gotländer tötet man immer gern, ohne erst lange zu fragen, weil man sie alle für reich hält.«
    »So komm doch mit mir«, sagte Orm, »und sei über den Winter mein Gast. Das wäre nicht mehr, als du verdienst. Gegen den Frühling magst du dir hier ein Schiff suchen.«
    Spof dankte Orm und schloß sich ihm gern an.
    Nun machten sich alle auf, und es ließ sich nicht sagen, wer es eiliger hatte nach Gröning zu gelangen: Orm oder Olof Sommervogel.
    Als sie dorthin kamen, wo der Weg zu Sones Hof abzweigte, wollten die sieben Brüder nicht weiter; sie standen mürrisch da und kratzten sich den Kopf. Orm wollte wissen, was ihnen nicht recht sei.
    »Wir haben es jetzt gut«, sagten sie, »besser als wohl sonst einer, denn wir sind reich, und bevor wir heimkommen, kann uns nichts Schlimmes zustoßen. Aber haben wir erst den Alten wiedergesehen, so ist es mit dem Zauber zu Ende; dann können wir umkommen wie jeder andere. Fürchten tun wir uns davor nicht; aber da wir nun soviel Gold haben, wäre es denn doch recht verdrießlich.«
    »So reitet doch mit mir!« sagte Orm, »und trinkt auf Gröning auf eure glückliche Heimkehr. Ihr seid allesamt tüchtige Männer, und es mag sein, daß es über den Winter genug Schlafplätze bei mir gibt. Späterhin mögt ihr wieder ans Heeren gehen und so leben, wie es euch gefällt.«
    Das hörten die Sonesöhne mit Freuden und machten unter sich aus, daß es bis zu ihrer Rückkehr zum Alten noch gute Weile haben sollte. Am geratensten schien es ihnen, wieder in das Gardareich zu fahren.
    »So werdet doch meine Mannen«, sagte Svarthövde. »Nach einiger Zeit werden Ulf und ich dorthin aufbrechen.«
    »Du fängst früh an, als Häuptling zu reden«, sagte Orm. »Ein wenig warten wirst du doch noch müssen.«
    Als sie sich Gröning näherten, wurde Orms Ungeduld so groß, daß er und Olof Sommervogel den anderen vorausritten. Das erste, was sie erblickten, waren Männer, die mit dem Ausbessern des großen Hoftores beschäftigt waren. Dann sahen sie, daß die Kirche niedergebrannt war, und dieser Anblick versetzte Orm so sehr in Angst, daß er kaum wagte, bis auf den Hof zu reiten. Die Männer am Tor bemerkten ihn jetzt und brachen in laute Rufe aus. Da kam Ylva herbeigerannt; da sie also noch da war, wurde Orm etwas ruhiger.
    »Gut, daß du endlich da bist«, sagte sie. »Aber es wäre besser gewesen, wenn du vier Tage früher gekommen wärst.«
    »Ist ein großes Unglück geschehen?« fragte Orm.
    »Räuber haben uns nachts überfallen«, sagte sie. »Es geschah vor vier Tagen. Harald ist verwundet und Rapp nebst drei anderen ist tot. Sie haben Ludmilla gestohlen und auch die Halskette und viel anderes, und auch drei meiner Frauen. Vater Willibald bekam einen Keulenschlag über den Kopf und liegt halbtot da. Ich kam mit den Kleinsten und mit Oddny und der Alten rechtzeitig davon; wir haben den ganzen folgenden Tag im Walde gesessen. Die Räuber waren Smaländer. Auch das Vieh haben sie weggetrieben, aber die Hunde jagten hinterher und haben
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