Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
Orm war der einzige an Bord, der in schweren Gedanken dasaß.
    »Vielleicht bereust du jetzt, daß du die Gefangenen ohne Lösegeld freigabst?« fragte Toke.
    »Das nicht«, sagte Orm. »Aber ich habe allzuviel Glück gehabt. Darum überkommt mich jetzt Furcht, und es täte gut, zu wissen, wie es daheim um die Meinen steht.«

Von der Heimkehr und wie Olof Sommervogel gelobte Christ zu werden
    Sie begruben ihre Toten an einem Ort, da diese ungestört ruhen konnten, und fuhren, ohne neue Abenteuer zu bestehen, den großen Fluß stromauf, wobei ihnen Wind und Segel gute Hilfe leisteten. Olofs Zustand besserte sich nur langsam; seine Eßlust war gering, und die Wunde wollte nicht heilen, so daß die Rede darauf kam, Kiew anzulaufen und ihn dort pflegen zu lassen. Aber er selbst wollte nichts davon wissen, denn ihm wie auch Orm war an baldiger Heimkehr viel gelegen. Die Männer ruderten gutwillig an Kiew vorbei, denn jetzt fühlten sie sich reich und wollten ihr Silber nicht in der Fremde vergeuden.
    Als sie den Biberfluß erreichten und die Arbeit anstrengender wurde, setzte Svarthövde sich zu den anderen ans Ruder; er zählte sich jetzt schon zu den Erwachsenen. Die Arbeit fiel ihm nicht leicht und machte ihm wunde Hände; aber er hielt durch, bis er zur Ablösung an der Reihe war. Dafür wurde er sogar von Spof gelobt, der mit dergleichen sparsam zu sein pflegte.
    Im Dorf, das an der Schleppstelle lag, standen viele Ochsen für sie bereit, so daß die Fahrt über Land jetzt weniger anstrengend war. Als sie zu den Dregovitiern kamen, dorthin, wo es Bienen und Bären gab, rasteten sie drei Tage am alten Lagerplatz. Man ließ die weisen alten Frauen des Dorfes kommen, damit sie sich um Olof bekümmerten, denn das Geschlepptwerden über Land war ihm nicht gut bekommen. Sie rieben seine Wunde und träufelten Ameisensaft und Wermut hinein, so daß er vor Schmerz laut schreien mußte. Das galt ihnen als ein gutes Zeichen: je mehr er schreie, sagten sie, desto besser! Darauf salbten sie die Wunde mit Bärenfett und gaben ihm einen bitteren Trank, der ihn merklich stärkte. Schließlich holten sie aus dem Dorf große Bündel von frischem Heu und dazu zwei dicke junge Frauen. Dann zogen sie Olof die Kleider ab, wuschen ihn mit Birkenwasser und betteten ihn auf dem Heu in Bärenfelle, ihm zu seiten die beiden jungen Frauen, damit sie ihn warm hielten. Dann gaben sie ihm noch mehr vom bitteren Trank und bedeckten ihn mit Ochsenhäuten. So schlief er schön warm zwei Nächte und einen Tag, und als er erwacht war, riefen die jungen Frauen: nun fange er an, gesund zu werden! Die alten Weiber wurden gut bezahlt und ebenso die zwei jungen, die ernsthaft den Vorschlag zurückwiesen, auch andere Männer warm zu halten. – Olofs Zustand besserte sich nun rasch. Als man zur Stadt der Polotjaner kam, war die Wunde geheilt, und er konnte wieder ebensoviel essen und trinken wie jeder andere. Hier besuchten die Häuptlinge Faste und erzählten ihm, wie der Schreiber ihnen abhanden gekommen sei, was jenen jedoch wenig zu kümmern schien.
    In dieser Stadt fühlten die Männer sich wie zu Hause, und nachdem sie drei Tage lang getrunken und der Liebe gepflogen hatten – was beides zur großen Freude der ärmeren Bevölkerung geschah –, fuhren sie, ohne zu eilen und während die Blätter von den Bäumen fielen, die Düna hinab. Als die Frostnächte anfingen, erreichten sie das Meer.
    Eines Morgens bei Ösyssla wurden sie von estnischen Räubern überfallen. Es waren vier vollbemannte kleine Schiffe, die Spof aus dem Nebel auftauchen sah. Er befahl den Ruderern gleich, alle Kräfte anzuspannen, und als die Esten versuchten, von jeder Seite her ein Boot an das Schiff zu legen, um an Bord zu kommen, machte er eine schnelle Wendung und rammte auf diese Weise eines der Boote, so daß es sinkend dem Lande zusteuern mußte. An seiner Statt kam jedoch ein anderes, dem es gelang, Eisenhaken und Greifzangen am Schiffsrande festzumachen; aber bevor noch mehr geschehen konnte, sprangen die Sonesöhne mit Freudengeschrei und ohne Schilde zu den Esten hinüber und schlugen mit Schwertern und Äxten wild auf sie ein, so daß das Schiff ohne viel Beihilfe anderer bald abgeräumt war. Als die übrigen Esten das sahen, meinten sie, an Berserker geraten zu sein, und ruderten schnell davon.
    Die Sonesöhne ernteten viel Lob, aber einige von ihnen waren verstimmt und begannen, böse von ihrem Vater zu reden. Denn einer von ihnen hatte im Kampf zwei Finger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher