Die 99 haeufigsten Gartenirrtuemer

Jahrhundert entstandene »Hundertjährige Kalender« fasziniert noch heute viele Menschen. Die Vorstellung, dass sich Wetterverläufe in großen Zyklen wiederholen, die vielleicht die moderne Meteorologie gar nicht erfassen kann, hat ihre Reize. Schließlich zeugen auch die Bauernregeln von jahrhundertealter Wettererfahrung. Und manchmal sind die Prognosen im »Hundertjährigen« erstaunlich treffsicher.
    Unterm Strich schafft der »Hundertjährige Kalender« allerdings nur Zufallstreffer, was sich schon aus seiner Entstehungsgeschichte erklärt. Die begann mit dem Abt Mauritius Knauer. Dieser Kirchenmann notierte von 1652 bis 1659 täglich genau den Wetterverlauf in seiner Heimat in Bamberg. Dabei beließ er es – denn wie viele seiner Zeitgenossen glaubte er, dass Wettergeschehen und Weltenlauf einem siebenjährigen Rhythmus unterliegen. Dabei wurde ein jährlich wechselnder Einfluss von sieben Planeten vermutet, nämlich Sonne, Mond, Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merkur.
    Als der Erfurter Arzt Christoph Hellwig einige Jahrzehnte
später auf diese Aufzeichnungen stieß, witterte er vor allem ein gutes Geschäft. Er rechnete Knauers siebenjährige Beobachtungen auf hundert Jahre hoch, für den Zeitraum von 1701 bis 1801. Dabei änderte er Knauers Notizen für seine Zwecke teils kräftig ab. Als sein Werk in Druck ging, gerieten dann noch einige Passagen gehörig durcheinander. Dessen ungeachtet wurde sein Kalendarium sehr erfolgreich, oft nachgedruckt und auf die folgenden Jahrhunderte übertragen, wobei etliche Bearbeiter die Texte neu »überarbeiteten«.
    Schon die Allgemeingültigkeit der Notizen des Mauritius Knauer lässt sich aus guten Gründen bezweifeln. Durch die nachträgliche »Verwertung« wurden sie schließlich mehr oder weniger zu einem Fantasieprodukt.

Zum Autor
    Joachim Mayer sammelte seine ersten »grünen« Erfahrungen als Kind im elterlichen Garten. So richtig erwachte die Gartenliebe aber erst, als er – angesteckt vom Biogarten-Trend der 1970er – seinen ersten eigenen Garten pflegte. Auch kleine und größere Irrtümer konnten ihm die Freude am Gärtnern nicht vermiesen, sodass er schließlich eine praktische Berufsausbildung im Gartenbau absolvierte. Danach hatte er immer noch nicht genug und widmete sich dem Studium der Agrarwissenschaften, u. a. mit den Schwerpunkten Obst-, Wein- und Gemüsebau sowie Arznei- und Gewürzpflanzenanbau.
    Als frisch gebackenen Diplom-Agraringenieur führten ihn schließlich verschlungene Pfade in die Garten-Redaktion eines großen Ratgeberverlages. Dort entdeckte er, was ihm neben dem praktischen Gärtnern am meisten Spaß macht: das gesammelte Gartenwissen für Hobbygärtner anschaulich und verständlich darzustellen und ihnen dabei zu helfen, Denkfehler und Schnitzer zu vermeiden.
    Dieses Anliegen umtrieb ihn dann auch, als er sich vor vielen Jahren selbstständig machte – als Buchautor, Gartenjournalist und Berater von Hobbygärtnern. Nebenbei überprüft er seine Empfehlungen und Erkenntnisse tatkräftig im eigenen Garten – und muss dabei gelegentlich feststellen, dass man selbst nach langjähriger Gartenerfahrung vor Irrtümern nicht ganz gefeit ist und immer wieder etwas dazulernt.

978-3-641-09426-3
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Illustrationen: Hans-Jürgen Feldhaus
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