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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
Autoren: Jude Watson
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ältere Frau mit dem roten Koffer, die hinter ihnen Platz genommen hatte, entfaltete eine große Karte. Als der Bus mit einem Ruck anfuhr, stieß die Karte gegen Amys Hinterkopf.
    »Hoppla, tut mir leid, meine Liebe«, sagte die Frau. »Ich habe dir gerade die Blue Mountains an den Kopf gestoßen.«
    »Ist schon gut«, sagte Amy. »Nichts passiert.«
    »Amerikaner! Ich wusste es! Immer freundlich. Ich bin mal in Kansas City gewesen. Fantastisches Grillfest. Ihr seid nicht zufällig aus Kansas? Nein? Schade.« Die Frau studierte die Karte und murmelte vor sich hin. Immer wieder stieß die Karte von hinten gegen Amys Kopf, aber sie ignorierte es.
    Das Verkehrsaufkommen im Stadtzentrum war gewaltig und der Bus fuhr stockend von einer Kreuzung zur nächsten. Der Unterschied zu Moskau war beeindruckend. Die Menschen wirkten durchtrainiert und gingen festen Schrittes durch die Stadt. Sie trugen bunte Sommerkleidung, schwatzten und lachten. In Sydney, so schien es, war jeder fit und glücklich.
    »Kein Wunder, dass die Stadt auch Oz genannt wird«, sagte Dan. »Hier ist es wie im Märchen.«
    Nellie verfolgte die verschiedenen Haltestellen auf dem Stadtplan.
    Amy las die Straßenschilder. »Wohnt Shep nicht in der Nähe von Darlinghurst?«, fragte sie.

    »Hey, ich bin nicht dein Darling!«, protestierte Dan lautstark. »Auf gar keinen Fall.«
    »Darlinghurst ist ein Stadtteil von Sydney, du Idiot«, sagte Amy.
    »Idiot geht klar. Darling – niemals.«
    Die freundliche Frau hinter ihnen stand auf, als der Bus die nächste Haltestelle anfuhr. Sie klappte die Karte zusammen, ging mit dem Koffer im Schlepptau zur Tür und winkte ihnen noch einmal zu. »Cheerio! Eine schöne Reise noch!«
    »Ihnen auch!«, rief Amy und winkte. Die Türen schlossen sich.
    Nellie sah noch einmal im Stadtplan nach. »Bald kommt Circular Quay. Nur noch ein paar Haltestellen, dann müssen wir umsteigen.«
    Amy beugte sich zu ihr hinüber und warf einen Blick auf den Plan. Etwas war anders. Ein gewohntes Gewicht schien zu fehlen …
    Mit zitternden Fingern fasste sich Amy an den Hals. »Grace’ Halskette! Ich habe sie verloren!«
    »Bist du sicher?«, fragte Nellie und suchte den Boden ab.
    Amy konnte nicht antworten. Sie hatte einen riesigen Kloß im Hals und kämpfte gegen die Tränen. Die Halskette war mehr als nur ein Schmuckstück. Grace hatte sie sehr gemocht. Jedes Mal wenn Amy die Kette berührte, spürte sie die Umarmung ihrer Großmutter und deren Mut.
    Während Amy verzweifelt ihren Sitz absuchte, bog der Bus ab. »Sie ist nicht da!«
    »Weißt du noch, wann du sie zuletzt hattest?«, fragte Nellie.
    Amy dachte scharf nach. »Als wir auf den Bus gewartet
haben«, sagte sie. »Da habe ich sie unter das T-Shirt gesteckt. «
    »Du hast sie gar nicht verloren«, rief Nellie. »Sie wurde dir gestohlen. Von der Frau hinter uns!«
    »Glaubst du wirklich? Die war doch so nett. Dauernd hat sie sich entschuldigt, weil sie mir mit der Karte gegen den Kopf gestoßen hat …« Amy hielt inne.
    Nellie nickte. »Genau. Perfekte Ablenkung.«
    Dan drückte den STOP-Knopf in seiner Armlehne. »Kommt. Die Alte kriegt von uns einen Tritt in den Hintern!«

Zweites Kapitel
    Der Rucksack auf seinem Rücken schlug Dan hart gegen die Wirbelsäule. Aber nachdem sie so lange im Flugzeug gesessen hatten, war ihm das egal. Es fühlte sich einfach zu gut an, wieder herumlaufen zu können. Das war auch das einzige Problem an dieser Suche nach den 39 Zeichen … dieses ewige Herumreisen.
    Das und dass es im Flugzeug nie sein Lieblingseis gab.
    Nellie überholte ihn scheinbar völlig mühelos, obwohl sie in der einen Hand Saladins Katzenbox, den vollgestopften Rucksack auf dem Rücken und den Seesack über der Schulter trug, sodass er ihr bei jedem Schritt gegen die Hüfte knallte. Dafür, dass Nellie, wie es schien, ständig damit beschäftigt war, zu schlafen oder zu essen, war sie fantastisch in Form. Nichts ging über ein so gut durchtrainiertes Au-pair-Mädchen.
    Endlich erreichten sie die Bushaltestelle, an der die alte Dame ausgestiegen war. Verzweifelt sahen sich die drei um, aber die Frau war verschwunden. Überall um sie herum waren Fußgänger, die fröhlich lachten und sich lautstark unterhielten. Eine große, elegante Frau in grünen Wildlederpumps schlenderte interessiert zu einem der Gebäude. Weit und breit war von der Reisenden mit der Karte nichts zu sehen.
    Da entdeckte Dan in einem Gebüsch etwas Rotes. Er lief sofort hin und zog den roten Koffer
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