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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
Autoren: Jude Watson
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der alten Dame heraus. Er war überraschend leicht. Dan öffnete ihn – er war leer.

    Auf Amys bleichen Wangen bildeten sich zwei rote Flecken, so, als hätte sie jemand geohrfeigt. Dan wusste, was das zu bedeuten hatte. Amy versuchte mit aller Macht, ihre Tränen zu unterdrücken.
    »Ich h-h-habe Grace’ Halskette verloren. Das ist doch nicht zu fassen!« Sie setzte sich auf die Stufen einer Treppe, die zu einem alten Gebäude hinaufführte.
    »Vielleicht findet sie sich ja bald wieder«, versuchte Dan sie zu trösten. Er konnte sich vorstellen, wie es Amy in diesem Moment ging. Als er in dem Pariser U-Bahn-Tunnel das Foto ihrer Eltern verloren hatte, hatte er geweint wie ein kleines Kind. Und das vor allen Leuten!
    Dan sah zu dem Gebäude hoch, vor dem Amy saß. Auf einem Schild war groß das Wort »Museum« zu lesen. Wenn seine Schwester versucht hätte, ihn da hineinzuschleppen, hätte er normalerweise am ganzen Körper Ausschlag bekommen und sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, aber vielleicht lenkte ein Museumsbesuch Amy etwas ab. Sie versuchte so verzweifelt, die Tränen zu unterdrücken, dass sie mit dem Blinzeln gar nicht mehr aufhören konnte.
    »Hey, guck mal, ein Museum«, sagte Dan. »Sollen wir reingehen? «
    »Äh, Dan! Bist du dir da sicher? Das ist ein Museum «, betonte Nellie. »Ich meine mich zu erinnern, dass du einmal gesagt hast, lieber ließest du dir von Spinnen die Augäpfel aussaugen, als noch einmal ein Museum zu betreten.«
    Dan zeigte kurz in Richtung seiner heulenden Schwester, um Nellie zu verstehen zu geben, was er vorhatte. Nellie nickte ihm anerkennend zu.

    »Das ist doch albern«, erklärte Dan. »Spinnen können einem ja gar nicht den Augapfel aussaugen.« Er dachte einen Moment nach. »In Australien vielleicht doch. Cool. Ist aber auch egal. Das ist das Justiz- und Polizeimuseum. Da ist bestimmt was geboten. Komm, Amy, wir schauen es uns mal an. Vielleicht ist unsere Diebin ja auch da reingelaufen. Du darfst auch alle Schautafeln lesen«, fügte er schmeichelnd hinzu.
    Nellie blieb auf der Treppe sitzen. »Ich warte hier. Wahrscheinlich darf ich Saladin sowieso nicht mit hineinnehmen.« Sie schlug ihr Wörterbuch für australische Umgangssprache auf und schob sich die Sonnenbrille auf die Nase. »Wenn ihr Giftzwerge zu lange braucht, gibt’s Saures. Ansonsten ist alles im grünen Bereich.«
    »Das bedeutet im Klartext?«, wollte Dan wissen.
    »Wenn ihr nicht bald zurück seid, Dude, mach ich Hackfleisch aus euch.«
    »Schon kapiert. Los, Amy, ich wette, die haben auch Waffen.« Dan sprang die Treppe hinauf, langsam gefolgt von Amy.
    Drinnen blieb er vor einer Stellwand mit Fotos stehen, die Verbrecher von 1890 zeigten. Die Typen sahen alle aus, als wollten sie ihn zum Frühstück verspeisen. So cool!
    »Amy, hör dir das an! Hier ist mal einer verschwunden und eines Tages hat ein Hai in einem Zoo seinen Arm ausgespuckt! Ich find’s super hier!«
    Aber seine Schwester war schon weitergegangen, um sich einen Gerichtssaal anzusehen. Dan beugte sich fasziniert über die Totenmaske von Captain Moonlight.
    Endlich hatte er ein Museum entdeckt, das interessant war.
Amy verstand ihren Bruder nicht. Hatten sie nicht schon genug Chaos in ihrem Leben? Warum fand er das alles hier nur so aufregend?
    Plötzlich fiel ihr auf, dass auch die elegante Frau in den grünen Wildlederpumps, die ihnen bereits auf der Straße aufgefallen war, die Verbrecherbilder studierte. Sie war völlig vertieft, doch Amy konnte nicht genau erkennen, welches Bild sie so eingehend betrachtete.
    Die Frau drehte sich um und begann, etwas in ihrer Tasche zu suchen. Etwas an dieser Bewegung kam Amy vertraut vor. Es war, als ob sie dieser Frau schon einmal begegnet wäre. Aber sie kannte doch niemanden in Australien.
    Mittlerweile war sie es gewohnt, ihren Instinkten zu vertrauen, egal wie merkwürdig sie schienen. Als die Frau die Halle durchquerte, folgte ihr Amy, ohne nachzudenken. Doch schon nach der nächsten Ecke hatte sie die Unbekannte wieder aus den Augen verloren.
    Stattdessen zog die Nachbildung einer alten Gefängniszelle Amys Aufmerksamkeit auf sich. Neugierig betrat sie den winzigen Raum. So etwas wäre doch praktisch, um kleine Brüder wegzusperren, wenn sie einen mal wieder in den Wahnsinn trieben. Also etwa alle fünf Minuten …
    Plötzlich hörte sie die Tür hinter sich zuschlagen. Amy wirbelte herum und erblickte das Gesicht der verschwundenen Frau, das sie durch die Gitterstäbe
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