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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
Autoren: Jude Watson
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vorzuziehen waren. Wenn sie sich unauffällig verhielten, konnten sie sich unter den vielen Touristen verstecken.
    »Schmeiß noch ’n Känguru auf den Grill, Kumpel!«
    Amy zuckte zusammen, als sie den grauenhaften australischen Akzent hörte. Dann sah sie, dass es Dan war, in einer Safarijacke und mit einem australischen Buschhut auf dem Kopf. Um seinen Hals baumelte eine Schlange aus Gummi.
    »Das verstehst du unter unauffällig?«, zischte sie, riss ihm den Hut vom Kopf und stopfte ihn in die Seitentasche ihres Rücksacks.
    »Was hätte ich in dem Laden denn sonst machen sollen?«, fragte Dan. »Ich musste doch etwas kaufen. Wusstest du, dass es in Australien mehr lebensgefährliche Tiere gibt als überall sonst auf der Welt? Sieh dir mal diese Schlange an, das ist ein Taipan. Sein Gift kann fast 2000 Schafe umbringen. Oder waren es 200? Egal, wenn du von einem dieser süßen Dinger gebissen wirst, musst du schleunigst mit dem Flugzeug ins nächste Krankenhaus und dir Gegengift spritzen lassen, sonst stirbst du eines schrecklichen Todes.« Um das zu verdeutlichen,
schnappte sich Dan die Schlange, gab röchelnde Geräusche von sich, verdrehte die Augen und hielt den Atem an. »Aaaarrrr«, japste er.
    »Da seid ihr ja, wie verabredet. Ein Wunder ist geschehen.« Nellie kam auf sie zu. Sie ignorierte Dans Faxen. »Mir gefällt es schon jetzt hier, und euch? Ich habe gerade die besten Schokokekse der Welt gegessen«, sagte sie und leckte sich die Schokolade von den Fingern. »Besser als jeder Donut.«
    An ihrem letzten Abend in Moskau hatte sich Nellie die Haare mit der Nagelschere kurz geschnitten. Nun standen ihre rabenschwarzen, mit Silbersträhnchen durchzogenen Haare wie Igelborsten vom Kopf ab. Sie fuhr sich mit den Fingern hindurch, sodass sie chaotisch in alle Richtungen zeigten.
    Dan ließ sich zu Boden fallen, sein eines Bein zuckte.
    »Ich habe ein paar Postkarten mitgebracht«, fuhr Nellie fort und stieg über Dan hinweg, um sie Amy zu zeigen. »Australien ist fantastisch! Ich frage mich, ob wir Zeit haben werden, auch mal an den Strand zu gehen.«
    Dan richtete sich blitzartig auf. »Blau geringelte Kraken!«, rief er. »Die sind absolut tödlich!«
    »Es gibt einen Bus, der direkt ins Stadtzentrum von Sydney fährt«, sagte Nellie und breitete einen Stadtplan aus. »Da können wir umsteigen und zu eurem Onkel weiterfahren. Ich glaube, das wäre das Beste – jedenfalls nachdem ich mir die Route auf der Karte angesehen habe.«
    »Super«, sagte Amy.
    »Sogar der Kontakt mit einem Schnabeltier kann tödlich sein, wenn man nicht aufpasst«, fügte Dan hinzu. »Hier ist es gruselig.«

    Sie verließen das Flughafengebäude, gingen hinaus in die grelle australische Sonne und reihten sich in die Schlange der Wartenden an der Bushaltestelle ein. Nach den grauen Wolken Russlands genossen sie die sanfte Brise und den blauen Himmel.
    Nellie hob die Katzen-Transportbox in die Höhe und flüsterte Saladin mit einem breiten australischen Akzent zu: »Tag, Kumpel, ich verspreche dir hoch und heilig, dass du bald Red Snapper zwischen die Zähne bekommst.«
    Saladin antwortete mit zufriedenem Schnurren. In diesem Moment fuhr der Bus vor und kam mit quietschenden Bremsen zum Stehen.
    Saladins Schnurren erschreckte eine ältere Dame, die vor ihnen wartete. Sie drehte sich um. »Was ist das, meine Liebe? Ein exotischer australischer Vogel?« Mit einem kurzsichtigen Blick auf den Katzenkorb kramte sie in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch.
    »Das ist nur ein Kater«, versicherte ihr Amy. »Ich vermute, er hat Hunger.«
    »Oh, ich mag Katzen.« Sie zog den roten Trolley hinter sich her, als sich die Warteschlange in Bewegung setzte.
    Leise sagte Amy zu Dan: »Ich hoffe, Onkel Shep ist nicht umgezogen. Ich wüsste sonst nicht, wie wir ihn finden sollten.«
    »Wir könnten es in den Surf-Geschäften versuchen«, sagte Dan. »Irgendwann würden wir ihn schon finden.«
    Shep war ein Surf-Freak, den sie zuletzt gesehen hatten, als sie noch klein waren. Amy erinnerte sich deshalb nur schwach an ihn und Dan überhaupt nicht. Zur Beerdigung ihrer Eltern vor sieben Jahren hatte Shep nicht kommen können. Aber Dan
hatte als leidenschaftlicher Sammler, der er war, zu Hause in Boston auch die Postkarten aufgehoben, die Shep ihnen im Lauf der Jahre geschickt hatte, von fernen Orten wie Bali oder Oahu. Auf jeder war eine große Welle zu sehen gewesen.
    Sie stiegen in den Bus und verstauten ihre Rucksäcke unter dem Sitz. Die
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