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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
Autoren: Jude Watson
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der Frau mittleren Alters, die einen Muffin in der Hand hielt, der Mutter mit Kinderwagen oder dem Mann dort, der gerade stehen blieb und etwas in sein Handy tippte?
    Jeder von ihnen konnte hinter Amy und ihrem Bruder Dan her sein. Sie alle konnten Cahills sein. Amy hätte sich nie träumen lassen, dass ihr der eigene Nachname einen so kalten Schauer über den Rücken jagen konnte.
    Seit das Testament ihrer Großmutter verlesen worden war, waren sie von Kontinent zu Kontinent gehetzt worden – von den eigenen Verwandten. Ihre Großmutter Grace Cahill hatte jedem Zweig der Familie Cahill die Wahl gelassen, sich an der
Jagd nach den 39 Zeichen zu beteiligen und damit möglicherweise der mächtigste Mensch der Welt zu werden oder eine Million Dollar auf die Hand zu bekommen. Amy und Dan hatten sich für die Jagd entschieden. Nicht dass eine Million Dollar zu verachten gewesen wären. Aber sie wussten, dass ihre Großmutter gewollt hatte, dass sie siegten.
    Sie hatten ja keine Ahnung gehabt, worauf sie sich einließen. Manchmal fragte sich Amy, was ihr bei der Jagd nach den Zeichen die meiste Angst einjagte: bei lebendigem Leibe begraben, fast von einem Zug überrollt oder im Grab einer Mumie eingeschlossen zu werden? Nein, das war es nicht. Das war ihr alles tatsächlich widerfahren – und sie hatte es überlebt. Vielleicht war es die Tatsache, dass sie jedem Menschen auf der Welt mit Misstrauen begegnen musste. Amy und Dan hatten schmerzlich erfahren müssen, dass einfach jede und jeder ein Spitzel sein konnte.
    Würde es ihr ganzes Leben lang so weitergehen? Würden sie ständig auf der Hut sein müssen?
    Jetzt tick mal nicht gleich aus, würde Dan sagen. Er war drei Jahre jünger, aber manchmal eindeutig der Coolere von beiden.
    Amy lief weiter.
    Sie wollten sich am Bus- und Taxibahnhof treffen. Gleich nach der Landung ihres Flugzeuges aus Moskau hatten sich Amy, Dan und ihr Au-pair-Mädchen Nellie Gomez getrennt. Sie wollten nicht sofort nach einem Taxi suchen, sondern zunächst getrennt durch den Flughafen streifen, um mögliche Verfolger abzuhängen.
    Ihr Instinkt hatte sie dieses Mal nach Sydney geführt. In Russland hatten sie herausgefunden, dass ihre Eltern unter
falschem Namen mit australischen Pässen unterwegs gewesen waren. Amy sah, während sie durch einen belebten Korridor lief, das Foto ihrer Eltern vor sich, das ihnen Natalja aus dem Familienzweig der Lucians geschickt hatte. Sie und Dan luchsten es sich ständig gegenseitig ab, um einen verstohlenen Blick darauf zu werfen. Als die Eltern beim Brand ihres Hauses ums Leben gekommen waren, waren auch alle Fotos zerstört worden. Alle bis auf eins, und das hatte Dan in Paris verloren.
    Seit Amy dieses Foto zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte, waren nach und nach bruchstückhafte Erinnerungsfetzen zurückgekehrt. Plötzlich fielen ihr lächerliche Kleinigkeiten wieder ein: so etwa, dass sie donnerstagabends immer »zu Abend gefrühstückt hatten« oder dass ihre Mutter stets bunte Filzstifte in der Handtasche mitgenommen hatte, damit die Kinder, wenn sie gemeinsam essen gingen, auf die Papierservietten malen konnten. Dass sie einmal Schmuck aus Alufolie gebastelt und ihre Kronen zum Einkaufen aufgesetzt hatten. Fast hatte sie vergessen, wie albern ihre Mutter sein konnte.
    Vor mehr als acht Jahren waren ihre Eltern an diesem Flughafen gewesen. Sie waren durch diese Korridore gegangen. Mama, Papa – was habt ihr hier gemacht?
    Dan und sie waren vielleicht auf der völlig falschen Fährte. Diese Reise führte sie vielleicht zu gar keinem Zeichen. Jedenfalls gab es bislang keinerlei Hinweise darauf. Doch beim Anblick der gefälschten Pässe hatten sie genau gewusst, wohin ihre Suche sie als Nächstes führen musste. Sie hatten sich nicht einmal darüber unterhalten müssen.
    Ihr einziger Kontakt in Australien war ein Cousin ihres Vaters, Shepard Trent. Da er mit ihrem Vater aufgewachsen
war, hatten sie ihn immer »Onkel Shep« genannt. Sie wussten, dass er in Sydney lebte. Mit Sicherheit hatten ihre Eltern ihn besucht, als sie hier waren. Und deshalb war »Onkel Shep« ihr erster Anlaufpunkt.
    Das Problem war nur, dass sie ihn bisher noch nicht erreicht hatten. Sein Telefonanschluss schien nicht zu funktionieren. Nellie hatte im Internet zwar eine Adresse gefunden, aber sie hatten keine Ahnung, ob die noch stimmte.
    Amy näherte sich dem verabredeten Treffpunkt. Sie hatten bereits ausgekundschaftet, dass öffentliche Verkehrsmittel einem Taxi
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