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Deutschland macht dicht (German Edition)

Deutschland macht dicht (German Edition)

Titel: Deutschland macht dicht (German Edition)
Autoren: Dietmar Dath
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nicht ...«
    »Du bist Cleas Vater?« staunte Hendrik und wußte nicht, ob er das komplett irr, eher eklig oder einfach weltüberseltsam finden sollte.
    »Vater, Mutter, was auch immer bei euch üblich ist«, zeterte das Geld, »jedenfalls, eins bin ich nicht, auch wenn ich diesen Laden so zusammengeklebt habe, wie er jetzt dasteht: allmächtig. Schließlich heiße ich nicht Gott.«
    »Allerdings. Denn dann wärst du nicht Cleas Vater, sondern meiner.«
    Das Geld, Rosalie und Hendrik zuckten gleichzeitig zusammen: Woher war diese Stimme gekommen? Gedämpft, aber deutlich – aus der Wand?
    »Wer ... wo? Wo! Wer!« schäumte das Geld. Hendrik, viel ruhiger, sagte nur: »Wo bist du?«
    »Ich habe dem häßlichen Treiben wahrlich lange genug zugesehen«, sagte die Stimme tadelnd, »aus der Distanz.«

    »Lügen! Es gibt keine Distanz mehr! Ich hab’ alles zusammengeknotet! Es gibt kein ›draußen‹!« schrie das Geld.
    »Ruft mich herein, dann kann ich kommen, und wir werden sehen, ob ich von draußen bin«, sagte die Stimme. Hendrik zuckte die Schultern und sagte, fast gleichzeitig mit Rosalie: »Okay. Äh, tja, also: Komm rein.«
    »Ich bin schon förmlicher gebeten worden«, sagte die Stimme. Dann gab sich der, welcher so redete, als der Cowboy Jesus zu erkennen.
    Ohne Zögern trat er auf den Flur und ermahnte das Geld: »Und du hörst jetzt mal auf zu toben. Du hast genug angerichtet! Was ihr tun könnt und müßt«, er nickte den beiden Menschen zu, die davon das Gefühl bekamen, er meinte mit »ihr« vielleicht nicht allein sie, sondern überhaupt alle Menschen, »werde ich euch natürlich nicht abnehmen. Aber ein klares Wort muß gesprochen werden. Gehen wir zur Empfangshalle, bevor dein dummes Untier«, er maß das Geld mit strengem Blick, »ihren Vater«, er sah zu Rosalie, »den Kommunisten, Ohne Titel und den Hasen auslöscht.«

43.
Mordlust und Getrampel
     
    Die Empfangshalle machte ihrem Namen Ehre: Ein Empfang fand statt, wenn auch kein freundlicher.
    Jede Hoffnung, es möchte vielleicht doch gut ausgehen, wurde für Bernd Vollfenster, den Kommunisten, Ohne Titel und Mandelbaum in dem Augenblick zunichte, da Sumsilatipak nicht nur aus der Aufzugtür, sondern buchstäblich aus der Wand gebrochen kam.
    Als er das Monster sah, stürzte Vollfenster zu Boden. Auch der Kommunist war nicht so kühn, daß er ihm zu trotzen wagte. Er rannte vielmehr erst hinter eine, dann hinter eine andere Säule und wußte, daß er dieses Spiel nicht lange würde durchhalten können. Ohne Titel wurde von Sumsilatipak plattgestampft, Mandelbaum achtlos an die Wand geworfen. Wer hätte dem Ungetüm den Panzer ausziehen können? Wer durfte es wagen, ihm zwischen die Hauer zu greifen? Wer konnte die Tore seines Rachens auftun?
    Um seine Zähne herum herrschte Schrecken, stolz standen sie wie Reihen von Schilden,geschlossen und eng aneinandergefügt. Sein Niesen ließ Licht aufleuchten, seine Augen waren wie die Wimpern der Morgenröte, aus seinem Rachen fuhren Fackeln und feurige Funken. Aus seinen Nüstern fuhr Rauch wie von einem siedenden Kessel und Binsenfeuer, sein Odem war wie lichte Lohe, und vor ihm her tanzte die Angst.
    Vor allem aber brach es jeden Willen. Schnell war Vollfenster bezwungen, der nun gemeinsam mit dem Untier brüllte und tobte, wenn auch kleiner, fast putzig neben seinem neuen Herrn: »Komm raus, Kommunist! Zeig’ dich, ergib dich!«
    Der Kommunist sah all das flach auf dem Bauch liegend, unterm Empfangstisch, und fand es schrecklich, aber lange nicht so schlimm wie das, was dann kam.
    Denn so klar dem Kommunisten war, daß es gegen diese Katastrophe mit dem kindischen Namen in ihrem gewalttätigen Furor keine Hilfe gab, so sicher war er sich insgeheim gewesen, daß vielleicht nicht gewöhnliche Sterbliche wie Vollfenster, aber doch die wahren Wunder dieses Abenteuers, Mandelbaum und Ohne Titel, der willensbrechenden Hypnose etwas entgegensetzen konnten.
    Er hatte sich gründlich geirrt.
    Der Anblick seiner drei Genossen im Bann von Sumsilatipak versetzte ihn in hilflose Empörung. Daß er kriechen mußte, um ihnen auszuweichen, tat seinem alten Rücken gar nicht gut.
    Ohne Titel storchte ungelenk auf dem teuren Teppichboden durch die Halle und gab immer wieder nur den einen Satz von sich: »Sei doch vernünftig, alter Mann!«
    »Widerstand ist zwecklos!« ergänzte Vollfenster und lief in unverständlichen Zickzackbahnen zwischen Eingangstür und Aufzug hin und her, während das Monster, das drei der
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