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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus
Autoren: Osman Engin
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vollkommen überholte Mehrparteien-System abschaffen! Einige sogenannte Demokraten wollen unsere Partei verbieten lassen, meine lieben Kameraden, aber das können sie nicht! Das gesamte deutsche Volk steht gesammelt hinter uns, weil es weiß, wer in Wirklichkeit die wahren Interessen des kleinen Mannesauf der Straße vertritt. Und das sind ausschließlich wir von der NEP! Vor unserer Zeit gab es gar keine Meinungsfreiheit! Alles wurde von den Kommunisten und den Kanaken kontrolliert! Weiterhin werfen sie uns vor, ein Sammelbecken für Altnazis, Hetzer, Faschisten und Rassisten zu sein! Ich sage euch, meine Damen und Herren Kameraden, was wir sind: Wir sind das wahre Deutschland!«
    »Armes Deutschland!«, murmelt meine Begleiterin resigniert.
    Damit Eminanims Laune nicht noch mehr die Weser runtergeht, versuche ich, mit einer völlig absurden Anekdote den Fascho-Kartoff zu übertönen:
    »Ich verfluche den Tag, an dem mir diese grauenhaften Schulden passiert sind!«, tue ich betont reumütig.
    »Schulden passieren nicht einfach so. Was hattest du denn schon wieder ausgefressen?«
    »Doch! Diese Schulden schon. Ich erinnere mich genau an diesen Unglückstag, als wäre es erst gestern gewesen. Dabei ist es bestimmt schon mittlerweile 7 Jahre her. 7 elend lange Jahre, die eine einzige schreckliche Qual für mich waren«, treibe ich die Dramatik regelrecht in die Höhe. »An dem Schicksalstag bin ich wie jeden Morgen mit meinem Ford-Transit nichtsahnend zur Halle 4 gefahren. Als ich auf dem Fabrikgelände parkte, fing es ganz leicht an zu nieseln. Ich hatte einen Regenschirm auf dem Rücksitz dabei, aber es war nicht nötig, ihn mitzunehmen, denn vom Parkplatz bis zur Halle sind es doch höchstens 20 Meter. Wahrscheinlich hätte ich nicht mal gemerkt, dass es regnete. In dem Moment parkte der Hammerhasser seinen hässlichen VW-Transporter neben mir, stieg schnell aus, klappte hektisch seinen kaputten Mini-Regenschirm auf und meinte zu mir:
    ›Osman, komm unter meinen Regenschirm, damit du nicht klitschnass wirst!‹
    ›Wieso klitschnass – es regnet doch gar nicht‹, wehrte ich mich kurz, aber heftig, höchstwahrscheinlich im Geiste schon damals ahnend, was für einen jahrelangen Ärger mir diese fatale Situation bescheren würde.
    Hasso Hammerhasser baute sich sofort neben mir auf und nahm mich unter seine Fittiche. Aber ich hätte es wissen müssen! Der Mann nimmt freiwillig nicht mal einen Hammer in die Hand und lässt ständig die Kollegen für sich schuften, weshalb sie ihn ja auch ›Hammerhasser‹ tauften.
    ›Osman, willst du etwa krank werden? Willst du dir eine böse Lungenentzündung holen? Denk doch an deine Kinder‹, schimpfte er mit mir, ganz der liebe, fürsorgliche Arbeitskollege – so dachte ich halt in dem Moment, naiv wie ich leider damals war!
    ›Danke, Hasso, du bist echt ein wahrer Freund‹, lobte ich ihn von ganzem Herzen, auch wenn es überhaupt nicht regnete und ich mich nie und nimmer hätte erkälten können.
    Kurz darauf nahm der Albtraum auch seinen Lauf! Schon am nächsten Tag rief Hasso, dieser Angeber, in der Umkleidekabine laut:
    ›Leute, wenn ich gestern nicht dafür gesorgt hätte, dass Osman bei dem starken Regen trocken bleibt, dann wäre er gar nicht hier, sondern mit einer schlimmen Lungenentzündung im Krankenhaus!‹
    Beim ersten Mal hielt ich es für einen Witz und lächelte milde. Keine 24 Stunden später sagte er allen Ernstes zu unserem verdutzten Meister, als der mich mal wegen meiner vielen Überstunden ausnahmsweise loben wollte:
    ›Herr Viehtreiber, Sie müssen sich dafür schon bei mirbedanken, wenn ich Osman vor 2 Tagen nicht vor einem Wolkenbruch gerettet hätte, dann würde er jetzt mit 40 Grad Fieber das Krankenbett hüten, anstatt hier so schön Überstunden zu schieben.‹
    Dieses komische Spiel spielt die dämliche Nervensäge mit mir nun schon seit mehr als 7 Jahren!«
    In dem Moment war auch Hasso Hammerhasser schon bei uns.
    »Na, seid ihr immer noch in Deutschland, hätte ich nicht gedacht«, begrüßt er uns sichtlich überrascht. »Na, Osman, das Leben ist schön, nicht wahr?«, grinst er wieder vorwurfsvoll, als hätte er mich nach 9 Monaten Quälerei höchstpersönlich nach einer schweren Geburt auf die Welt gebracht. »Du hast doch verdammt Glück gehabt, dass ich genau auf die Sekunde da war, um dich bei diesem schrecklichen Gewitter zu retten!«
    »Danke, Hasso, ohne dich wäre ich in so jungen Jahren eine traurige Witwe geworden«, macht
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