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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus
Autoren: Osman Engin
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meine Frau bei diesem albernen Spiel plötzlich auch noch mit.
    »Also gut, Hasso, es wird langsam Zeit, dass ich meine Schulden bei dir begleiche. Ich will nämlich nicht mit solch Riesenschulden aus Deutschland abhauen«, brülle ich und sprinte los.
    Unter den verblüfften Augen aller Leute auf den Weserwiesen laufe ich schnurstracks runter zum Fluss und springe mit allen Klamotten kopfüber ins Wasser.
    Ich zappele ein bisschen, mache einige Purzelbäume in der Weser und laufe dann triefend nass wieder zu den beiden zurück.
    »Also Hasso, du musst zugeben, damals bei dem bisschen Nieselregen wäre ich sicherlich nicht so nass geworden wie jetzt, oder? Hör doch bitte mit diesem dämlichenGequassel  – du hättest mir mit deinem beknackten Mini-Regenschirm das Leben gerettet – endlich auf!«

51 Eigentlich wollen wir nicht weg, müssen aber! Weil wir weg müssen, wollen wir jetzt auch weg, können aber nicht weg, weil der verdammte Mehmet weg ist!
    Eine unglaublich nervige Situation.
    Ich fühle mich wie in einem Käfig. Hingeworfen in die finsterste Ecke eines Frachtflugzeugs, das gefangen in einer Schlechtwetterfront mit einem sturzbesoffenen Piloten in einer Endlosschleife unaufhörlich gegen fürchterliche Turbulenzen ankämpft.
    Dabei muss ich mir ein höchst glückliches Dauergrinsen aufs Gesicht zaubern, so ähnlich wie die Wetterfee, selbst wenn sie die übelsten Kaltwetterfronten ankündigt.
    Dieser komische Clown, dem wegen irgendeines läppischen Beziehungsknatschs innerlich zum Weinen zumute ist und der gleichzeitig im Zirkus ein paar dämliche Kinder zum Kichern bringen muss, hat verglichen mit mir das große Los gezogen.
    Erstens, diese Nazis sind nicht halb so lustig wie ein Ehekrieg!
    Zweitens, Onkel Ömer ist nicht halb so doof wie drei Dreikäsehochs!
    Und drittens, ich bin nicht trocken genug, um hier ausführlich über Gott und die Welt zu philosophieren! Oder besser gesagt, ich bin klitschnass! Ich hätte meine Regenschirmschulden vielleicht in Raten abzahlen sollen. Heute den rechten Fuß in die Weser, nächsten Monat den linken ins Mittelmeer usw.
    »Eminanim, ich muss unbedingt nach Hause und mir trockene Sachen anziehen, sonst hole ich mir eine üble Lungenentzündung«, klappere ich fleißig mit den Zähnen.
    »Wieso springst du Idiot bei dem Wetter auch mit den ganzen Klamotten ins Wasser? Du bist so bescheuert!«, kriege ich auch noch von ihr zu hören.
    Ohne Franz-Josef, Onkel Ömer und die Kinder trauen wir uns im Schutze der Müllberge und der Dunkelheit bis in den Karnickelweg und schleichen uns ganz unauffällig in unseren Wohnblock.
    Wie gelangweilte freche Schulkinder machen wir bei uns selber einen Klingelstreich und verstecken uns schnell ängstlich und neugierig im Treppenhaus.
    Wir warten einige Zeit gespannt.
    Aber es geschieht überhaupt nichts, alles ist ruhig im Haus.
    »Eminanim, anscheinend ist niemand zu Hause«, flüstere ich vorsichtig.
    »Wie denn auch, wir sind ja hier auf der Treppe«, stellt sie einleuchtend fest.
    Innerlich laut lachend, äußerlich mucksmäuschenstill schließen wir die Wohnungstür auf und betreten auf Zehenspitzen unsere heiß ersehnte Wohnung.
    Und kriegen einen fürchterlichen Schock!!
    Jemand flüchtet blitzschnell ins Badezimmer!
    »Eminanim, hast du … hast du … das auch gesehen???«, stammele ich wie vor den Kopf gestoßen.
    »Ich … ich … glaube ja …«, stammelt sie mit kalkweißem Gesicht zurück, als hätte sie soeben den leibhaftigen Teufel gesehen.
    »War das ein Geist?? Oder war das tatsächlich ER??«
    »Ja, das war ER, glaube ich!«
    Bei Allah, das kann doch nicht wahr sein!!
    Der Ober-Fascho, der Schwätzer mit der Augenbinde, die neue junge Hoffnung der Nazis, der Superrassist Karl-Heinz Kartoff höchstpersönlich hat sich in unserer Wohnung breitgemacht!
    Welche Pillen habe ich denn heute geschluckt? Diese Droge will ich nie wieder haben!
    Dann geht wieder langsam die Badezimmertür auf. Meine Frau und ich umarmen uns und stützen uns mit schlotternden Knien gegenseitig, um nicht auf der Stelle vor der Garderobe umzukippen.
    »Na, ihr beiden, wie geht’s euch denn so? Alles im grünen Bereich?«
    Eine Fata Morgana mitten in unserem Wohnzimmer – geht das??
    Wenn ich heute nicht an einem Herzinfarkt sterbe, dann sterbe ich wohl nie daran!
    Der junge Mann, der aus dem Badezimmer rausspaziert, ist nicht der neue Superstar der NEP, sondern unser verschwundener Sohn Mehmet, der DEPP!
    »Na, ihr beiden, wie geht’s
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