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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus
Autoren: Osman Engin
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Sohn Heiko! Anstatt … ja, anstatt … Scheiße!! Scheiße!! Scheiße!!
    »Wo? Wo? Wo kommt ihr denn auf einmal her?«, fällt ihm als Einziges ein, als er endlich wieder einen Ton herauskriegen kann.
    »Wie? Wie? Wie siehst du denn überhaupt aus?«, bekommt er von seiner Frau als Antwort.
    »Ich? Ich … warte … warte auf meinen Schatz … Schatzmeister …«, stammelt er zu Tode verschämt.
    »Bist du etwa schwul? Haaahaa haaaaa«, lacht sein schlecht erzogener Sohn ihn auch noch vor seiner Frau und den beiden älteren Damen aus.
    »Wir kommen direkt aus Bremen, woher denn sonst?«, zischt ihn seine Frau an, die noch nie die Gelegenheit dazu hatte, den kugeligen Bauch ihres Mannes in gelben Feinrippunterhosen mit einer rosa Hello Kitty drauf zu bewundern, und das Ganze bei sehr romantischem Kerzenschein. Und sie ist sich tausendpro sicher, dass das alles nicht für sie bestimmt ist, und für seine Mutter schon gar nicht. Zumal er ja von dieser Überraschung nichts wusste. Eigentlich ist ihr Mann auch nicht schwul. Zumindest früher war er es nicht. Aber sie ist sich auch nicht im Klaren darüber, was so ein Abgeordnetenberuf aus einem macht.
    »Doch nicht etwa direkt aus Bremen bis hierher mit dem Taxi?«, brüllt Herbert und möchte trotz seiner unglaublich misslichen Lage die Oberhand gewinnen. Oder gerade deswegen!
    »Doch! Wie denn sonst? Die Züge fahren doch nur, wenn sie Lust haben! Mein Gott, du siehst wirklich unglaublich bescheuert aus!«
    »Weißt du, was das kostet?«
    »Diese hässliche Unterhose? Ich will es eigentlich gar nicht wissen!«
    »Nein, ich meine doch … ich meine, die Taxifahrt von Bremen nach Berlin.«
    »Du siehst echt wie ’n blöder Zirkusaffe aus! Hohohhh … krkrkrr … hihohaaaaa«, lacht sich Heiko aus vollem Halse schenkelklopfend kaputt.
    »Wie … wieso?«, stammelt Herbert, und ihm wird plötzlich klar, wie sehr sein Sohn eigentlich ausnahmsweise mal recht hat. »So laufen hier in Berlin doch alle unsere Abgeordneten zu Hause rum«, lügt er, ohne rot zu werden. Mehr Rot geht eigentlich auch nicht mehr, er ist bereits purpurrot. »Aber was wollt ihr denn hier? Hilde, wieso hast du auch noch Mutter und diese Frau hierhergeschleppt?«
    »Deine Mutter kam heute Morgen zusammen mit ihrer Freundin Hertha zu uns nach Hause und sagte: ›Ich bleibe ab jetzt für immer hier! Und meine Freundin Hertha auch! Unsere Pfleger kommen schon seit 4 Wochen nicht mehr! Wir stinken, wir haben Hunger, unsere Pillen sind alle, der Kühlschrank ist leer und das Klo ist verstopft. Du bist meine Schwiegertochter, mach doch mal was!‹ Nun sind wir hier. Mach DU doch mal was, schließlich ist sie deine Mutter!«
    »Nehmen die alten Schachteln immer noch die Pille? Aoohooo hooohiiiii«, biegt sich Heiko erneut vor Lachen.
    »Doch … ja … klar ist sie meine Mutter – aber doch nicht beide«, kommt Herbert aus dem Stammeln nicht heraus und klar denken kann er schon lange nicht mehr.
    »Wir dachten, die Tante Hertha passt doch gut zu Berlin, hihooohiiiiiii«, kommt Heiko aus dem Lachen nicht heraus und hält sich die Seiten.
    »Eure Partei hat alle unsere lieben Pfleger aus dem Landgejagt! Ihr, ihr, ihr Möchtegern-Politiker, ihr! Ein Scheiß seid ihr«, wird er zu allem Überfluss auch noch von der fremden Frau aufs Übelste beschimpft.
    »Hätten wir auch nicht gedacht, dass es einigen Leuten so dreckig gehen wird!«, sagt Herbert sehr beunruhigt, fast panisch. »Aber uns geht’s doch auch nicht so toll«, stottert er weiter und versucht, das Gespräch in eine andere Richtung, weg von Ausländern und weg von seiner Unterhose, zu dirigieren.
    »Unser Schatzmeister hat heimlich das ganze Parteigeld unterschlagen. Die vielen Millionen, die wir dank unseres Wahlerfolgs kassiert hatten, hat der Idiot durch irgendwelche dunklen Kanäle in seine Pleitefirmen umgeleitet. Jetzt ist alles weg! Wir können nicht mal mehr die Heizung in der Parteizentrale bezahlen! Die Miete der Parteizentrale eigentlich auch nicht!«
    »Müsst ihr deshalb zu Hause in Unterhosen rumlaufen, um euch abzuhärten?«, grinst Tante Hertha. »Meine Heizung in Bremen-Nord funktioniert auch schon lange nicht mehr. Aber so wie du laufe ich trotzdem nicht rum! Pfuii!«
    Herbert weigert sich demonstrativ, was drüberzuziehen, um nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, er liefe unnormal rum und hätte was zu korrigieren.
    »Deine Hello Kitty bewegt sich, hihoooohaa«, prustet sein beschränkter Sohn wieder los. Er ist, seitdem er
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