Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Friedemann Beduerftig
Vom Netzwerk:
meinte Adenauer, als er die Debatte über einen deutschen Wehrbeitrag entfesselte.
Motor der europäischen Einigung
    Man macht sich kaum noch einen Begriff von dem Schock bei Freund und Feind und schon gar daheim, als der eben erst für immer beerdigte Landser sich wieder zu regen begann. Noch schmachteten zigtausende in sowjetischen Gefangenenlagern, eben noch sollte „jedem Deutschen die Hand abfallen“, der wieder ein Gewehr anfasste, da war das „Verbrechervolk im Herzen Europas“ (alliierte Kriegspropaganda) wieder gut genug als Kanonenfutter. Und das jetzt, da das Leben in „Wirtschaftswunder“-Deutschland wieder lichtere Seiten zeigte, sich wieder lohnte?
    Das aber gerade wurde zum Stolperstein der Bewaffnungsgegner: Die Angst vor den Kommunisten war stärker. Außerdem versüßten die Westmächte den Eintritt in den Nordatlantikpakt (NATO) durch einen Schuss Selbstbewusstsein. Sie gewährten 1955 der Bundesrepublik die Souveränität. Die Bundesrepublik wurde zum Motor der europäischen Einigung, die nach Anfängen in der Montanunion 1957 mit dem Abschluss der römischen Verträge und der Bildung der EWG entscheidend vorankam. Großen Anteil daran hatte das immer engere Verhältnis Bonn–Paris; Adenauer fand in de Gaulle seit 1958 einen versöhnungsbereiten Partner. Der deutsch-französische Freundschaftsvertrag vom 22.1.1963 bildete Krönung und Abschluss des politischen Werks Adenauers, der im gleichen Jahr 87-jährig zurücktrat.

Er stand für Stabilität und Prosperität: Konrad Adenauer war der Haupttrumpf von CDU/CSU. Als einziger Kanzler der Republik gewann er für die Union 1957 die absolute Mehrheit im Bundestag
.
    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt: S.

Gast oder Fremder?
Der Wirtschaftsboom braucht Gastarbeiter (1955–1973)
    Arbeiter gesucht. Das so genannte Wirtschaftswunder, also die steile ökonomische Erholung Westdeutschlands, zehrte die durch Umsiedler, Vertriebene, Flüchtlinge und andere nach 1945 entstandene Reserve an Arbeitskräften rasch auf, so dass sich schon 1955 ein empfindlicher Mangel bemerkbar machte. Er verschärfte sich durch den Aufbau der Bundeswehr und das Versiegen des Zustroms von Menschen aus der DDR nach dem Bau der Berliner Mauer. Die Bundesanstalt für Arbeit verstärkte daher insbesondere in den südeuropäischen Ländern und in der Türkei die schon Mitte der 1950-er Jahre angelaufenen Bemühungen um Anwerbung von ausländischen Arbeitnehmern, die in Abgrenzung zum NS-Begriff „Fremdarbeiter“ als „Gastarbeiter“ bezeichnet wurden.
Anwerbung von ausländischen Arbeitnehmern
    Man setzte sie in erster Linie für untergeordnete Tätigkeiten ein, für die deutsche Arbeitnehmer immer schwerer zu bekommen waren, aber auch als besonders leistungsbereite Schwerarbeiter. Formal arbeitsrechtlich den deutschen Kollegen gleichgestellt, versicherungs- und steuerpflichtig wie sie, wurden und werden Gastarbeiter in der Praxis wegen schlechterer Ausbildung und wegen ihrer Sprachschwierigkeiten zuweilen diskriminiert, was vor allem Nicht-Europäer und besonders südländisch aussehende Menschen trifft.
    Asyl
    Während der NS-Zeit fanden viele politisch oder rassisch verfolgte Deutsche im Ausland Aufnahme. Bei der Formulierung des Grundgesetzes wurde daher auf eine großzügige Asylregelung für politische Flüchtlinge wert gelegt; sie ist in Art. 16 verankert. Mit der Gewährung von Asyl wird der Flüchtling dem Zugriff des Heimatstaates entzogen. Lange Zeit lag die Zahl der Bewerber relativ konstant zwischen 5000 und 10 000 Fällen jährlich. Meist handelte es sich um Flüchtlinge aus dem Ostblock, deren Anträge vom Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf fast automatisch genehmigt wurden. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung und des Elends in der Dritten Welt schwoll der Flüchtlingsstrom, ausgenutzt von skrupellosen Schlepperorganisationen, in die Industriestaaten an, so dass die liberale Praxis der Bundesrepublik zu einem Mengenproblem wurde; zeitweilig beantragten bis zu einer halben Million Menschen pro Jahr Asyl. Schrittweise wurde daher die Aufnahmepraxis verschärft
.
    Dachten die meisten Gastarbeiter zunächst nur an einen befristeten Aufenthalt, so motivierten anhaltende Krisen in manchen ihrer Heimatländer viele, ihre Familien nachziehen zu lassen und die Dauerniederlassung in Deutschland anzustreben. Auch bildeten sich freundschaftliche und verwandtschaftliche Beziehungen zu Deutschen, und viele Arbeitgeber wollten außerdem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher