Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Friedemann Beduerftig
Vom Netzwerk:
Preissenkungen und vagen Versprechungen.
Ausnahmezustand in Berlin
    Am 17. Juni traten daraufhin die Bauarbeiter der Stalinallee in den Streik und zogen demonstrierend durch die Straßen in ganz Berlin. Der Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) strahlte eine Resolution der Streikenden aus. Die Unruhen griffen ins Umland aus und erfassten schließlich die ganze DDR. In 270 Orten gingen die Menschen auf die Straße und mehr und mehr auch zu Angriffen auf Symbole des verhassten Systems über: Sowjetsterne wurden abmontiert, politische Gefangene befreit, Stasi-Zentralen gestürmt. Erst allmählich formierte sich die Gegenwehr der Staatsführung. Nachdem schon am Nachmittag des 17. russische Panzer aufgefahren waren, verschärfte sich die Lage am 18. rasch. Gegen 13 Uhr verkündete der sowjetische Stadtkommandant von Berlin den Ausnahmezustand. Panzer fuhren in Menschengruppen hinein, auf Demonstranten wurde das Feuer eröffnet, befehlsverweigernde Volkspolizisten ließ man standrechtlich erschießen. Offiziell wurde später von 4 getöteten Polizisten und 21 zivilen Opfern gesprochen, doch lagen die Opferzahlen eher zwischen 300 und 400.
    Volksdemokratie
    Das aus dem Griechischen stammende Wort „Demokratie“ bedeutet Volksherrschaft. In den nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der Bolschewisierung kommunistisch gewordenen Ländern bildete sich die Selbstbezeichnung „Volksdemokratie“ für die eigene Staatsform; es wurde also der Volksanteil im Begriff verdoppelt. Man wollte damit betonen, dass die bürgerlichen Demokratien die Herrschaft des Volkes nicht verwirklicht hätten, während die Diktatur des Proletariats damit ernstgemacht habe. Die auch als „Volksrepubliken“ bezeichneten Ländern seien im Aufbau des Sozialismus begriffen unter Führung der Partei der Arbeiterklasse. Formal gab es zwar weiter meist mehrere Parteien, doch sorgte das Blocksystem dafür, dass jede Opposition ausgeschaltet, weil etwa in der DDR in der Nationalen Front gleichgeschaltet war. Die Volksdemokratie war daher in der Praxis die Diktatur einer Partei und nicht selten die persönliche Diktatur eines Parteichefs
.
Mahnung zur deutschen Einheit
    Da eine zentrale Lenkung entgegen offiziellen DDR-Verlautbarungen – sie sprachen von „westdeutschen Provokateuren“ – fehlte, verpuffte der Aufstand allmählich. Tatsächliche und angebliche „Rädelsführer“ gerieten in die Mühlen einer gnadenlosen Justiz, die gegen 1152 Personen über 4000 Jahre Haft verhängte. Das stalinistische Regiment wurde zwar in Zuge des allgemeinen „Tauwetters“ auch von Ostberlin gelockert, aber am System änderte sich nichts, an der schlechten wirtschaftlichen Lage wenig. Der Aufstand blieb jedoch als Appell und Erinnerung lebendig. In der Bundesrepublik wurde der 17. Juni bis 1990 als Nationalfeiertag und „Tag der deutschen Einheit“ begangen.

Mit dem Mut der Verzweiflung stürzten sich DDR-Bürger am 17. Juni 1953 in den Kampf gegen die Staatsmacht, die ihr Überleben allein sowjetischen Panzern verdankte
.
    (c) Interfoto, München: S.

Strandgut des Krieges
Tod, Elend und Rückkehr der Kriegsgefangenen (1940/50er Jahre)
    Während sich die überlebenden Deutschen in der Heimat an den Wiederaufbau machten, mussten viele Kriegsgefangene noch Jahre auf ihre Entlassung warten. Die Westmächte behandelten ihre Gefangenen (etwa 7,75 Millionen) in der Regel korrekt gemäß Genfer Konvention, nur in der Phase unmittelbar vor der Kapitulation der Wehrmacht, als die Gräuel in den deutschen KZ ans Licht kamen, gab es Übergriffe. Nach Kriegsende bereitete die Masse der Kapitulationsgefangenen Probleme bei ihrer Versorgung. Zeitweise mussten Hunderttausende deutscher Gefangener unter freiem Himmel bei kargen Rationen kampieren. Während die meisten Westgefangenen rasch freikamen, mussten rund 700 000 von den USA an Frankreich übergebene deutsche Soldaten noch viele Monate im Bergbau und beim Minenräumen arbeiten.
Deutsche Soldaten in sowjetischem Gewahrsam
    Weit härter, wenn auch nicht ganz so hart wie die Russen in deutscher Gefangenschaft, traf das Schicksal die deutschen Soldaten in sowjetischem Gewahrsam. Die UdSSR hatte die Genfer Konvention nicht ratifiziert, bot aber am 17.7.1941, also drei Wochen nach dem deutschen Überfall ihre Beachtung auf Gegenseitigkeit an. Da Berlin nicht reagierte und bald bekannt wurde, dass gefangene Rotarmisten in deutscher Hand zu Hundertausenden verhungerten, an Seuchen starben oder summarisch erschossen wurden,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher