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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Frau?
    »Ist Angela doch gekommen?« fragte er zurück.
    »Hartung, spielen Sie nicht den Tugendbold. Mein Gott, ich wünschte, Angela wäre hier. Die Frau dort am Zaun. Sagen Sie bloß nicht, Sie kennen sie nicht. Wer Pferde studiert hat, begreift auch die Frauen. Sie hat den Kopf in den Nacken geworfen, als Sie auf den Platz kamen. Nur gewiehert hat sie noch nicht. Wer ist sie?«
    »Sie heißt Luisa Gironi.« Hartung schielte hinüber zur Umzäunung. Luisa lehnte daran in der stolzen Haltung einer sizilianischen Rächerin.
    »Und weiter?«
    »Weiter nichts, Baron.«
    »Das soll Ihnen einer glauben? Bin ich ein Trottel?«
    »Warum wollen Sie mich zur Beantwortung dieser Frage zwingen, Baron?«
    »Sie kennen diese Gironi?«
    »Flüchtig.«
    »Was heißt bei Ihnen flüchtig?«
    »Sie hat mich vorgestern und gestern eingeladen, sie auf ihrem Zimmer im Hotel ›Kurpark‹ zu besuchen.«
    »Oha!« Fallersfeld schnaubte wieder durch die Nase. »Und das nennen Sie flüchtig? Wo fängt bei Ihnen massiv an?«
    »Ich bin nicht hingegangen, Baron.«
    »Warum nicht?«
    »Laska war zu nervös.«
    »Mein Gott, ja, Laska. Dieses Aas!« Fallersfeld klemmte das Monokel fester ins Auge. »Ich habe beschlossen, Laska heute als Reservepferd …«
    »Bevor Sie weitersprechen, Baron, eine Feststellung.« Hartung sagte es leichthin, ohne Nachdruck, aber Fallersfeld kannte ihn zu gut, um die folgenden Worte leichtzunehmen. »Ich reite heute Laska über den Parcours oder überhaupt nicht.«
    »Hartung, das ist Auflehnung. Die Anordnungen des Equipenchefs sind …«
    »Ich weiß, ich weiß. Baron, Laska hat Sie einmal gebissen. Das war vor einem Jahr.«
    »Sie beißt alles und jeden! Sie ist das unverträglichste Luder, das ich kenne. Sie hat keine Disziplin, einen ungeheuren Dickschädel, macht, was sie will, und Sie, Hartung, Sie sind nicht ihr Herr, sondern ihr Sklave geworden. Ihre Liebe zu dem Gaul ist fast schon pathologisch!«
    »Ich habe zwei Jahre mit ihr gearbeitet. Zwei Jahre, die ein ständiger Zweikampf waren. Und Sie wissen, was Laska kann. Sie selbst waren es, der sagte: Ich habe solch ein Pferd noch nicht gesehen!«
    »Das kann man nach allen Seiten interpretieren!« Fallersfeld drückte das Kinn an den Hemdkragen. »Sehen Sie sich ihren Liebling an. Wenn Romanowski sie jetzt losließe, würde sie über den Platz fegen und alle anderen Pferde vom Rasen verjagen. Wollen Sie heute die große Blamage Ihres Lebens erreiten? Ein Reiterclown beim ›Großen Preis‹ von Aachen? Ihre Laska wird Sie lächerlich machen. Zugegeben, sie springt wie eine Heuschrecke, aber sie benimmt sich wie ein Bock!«
    »Lassen wir es darauf ankommen. Versuchen wir es, Baron.«
    »Versuchen! Ein Großer Preis ist kein Experiment! Hartung, ich prophezeie Ihnen: Wenn Sie heute Laska gegen meinen – sagen wir es milde – Vorschlag doch reiten und die deutsche Equipe kommt um den Sieg durch Ihre Laska, wird das eine Suspendierung nach sich ziehen.«
    »Einverstanden.« Horst Hartung drehte sich etwas zur Seite und verbeugte sich leicht zu Luisa Gironi hin. Sie antwortete ihm mit einer flüchtigen Handbewegung. »Ich nehme an. Versagt Laska, werde ich aus der Equipe ausscheiden …«
    »Hartung!« Fallersfeld ließ das Monokel in die hohle linke Hand fallen. Es sah sehr imposant aus. »Ich wollte, es wäre Nacht oder Angela käme!«
    Hartung ging hinüber zu Laska und Romanowski. Sie streckte den Kopf vor, als sie Hartung sah, und ihre schönen Augen glänzten. Aber in ihrem herrlichen goldglänzenden Körper zitterten Unruhe und Spannung. Die Flanken bebten.
    »Wir sollten uns 'ne einsame Ecke aussuchen«, sagte Romanowski vorsichtig. »Ick trau ihr nich.«
    »Fängst du jetzt auch noch an? Der Baron singt schon Schauerarien.«
    »Denken Sie an die neunzehn Vorturniere.« Romanowski warf die Zügel über Laskas Kopf und hielt Hartung den Steigbügel hin. Hartung schwang sich in den Sattel. Laska rührte sich nicht. Sie stand wie ein Denkmal, nur die Ohren zuckten vor und zurück. »Sie hat fünfzehn davon gewonnen«, sagte Hartung.
    »Und sieben Pferde gebissen, vier getreten und zweimal 'ne Keilerei im Stallgang anjefangen. Ick hab zwei Rippen anjebrochen, eene Platzwunde an der rechten Hüfte …«
    »… und schläfst doch jede Nacht neben ihr in der leeren Box.«
    »Sonst wird se noch duller!« schrie Romanowski, als Hartung anritt, zunächst im Schritt, dann im leichten Trab. Romanowski lief noch ein Stück nebenher. »Dat Luder spürt, was heute
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