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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schrie er und umarmte den Hals, der vor ihm hin und her pendelte. »Du verdammtes rotes Aas! Du, du …« Er preßte den Pferdekopf und bekam keine Luft mehr vor Freude und Glück. »Wo kommste denn her?« stammelte er Laska ins Ohr. »Mädchen, wo warste denn? O Jott, haste mir Kummer jemacht!«
    Am Morgen erlebte Hartung sein schönstes Frühstück. Er saß auf der kleinen Terrasse des Herrenhauses und schnitt gerade ein Brötchen auf, als Romanowski um die Ecke geritten kam. Unter ihm tänzelte eine in der Sonne golden schimmernde Fuchsstute.
    »Laska!« rief Hartung und sprang auf. Der Tisch fiel dabei um, er setzte über die Scherben des Geschirrs hinweg und rannte auf das Pferd zu. »Laska!«
    Das Pferd hob den herrlichen Kopf und wieherte triumphierend. Dann stieg es vorne hoch, Pedro Romanowski stieß einen Urlaut aus und flog in hohem Bogen auf die Erde. Halb betäubt blieb er dort hocken. Er sah, wie Laska auf Hartung zutrabte und den Kopf auf seine Schulter legte. Demütig, glücklich, ja verliebt. Ihre Nüstern streichelten seine Wange.
    »Hol dich der Deibel!« schrie Romanowski auf der Erde. »Herrchen, mit der erleben wir noch unser blaues Wunder! Det is ja keen Pferd nich. Det hat der Satan ausjeschissen!«
    Eine Stunde später fuhr Angela Diepholt mit ihrem kleinen Sportwagen auf den Innenhof von Gut Hartung. Als sie Laska vor dem Stall stehen sah, gesattelt, in der Sonne glänzend wie bronziert, blieb sie im Auto sitzen und hupte nur dreimal. Hartung erschien in der Stalltür.
    »Ich sehe, die Geliebte ist zurückgekommen!« rief sie ihm zu. »Dann kann ich ja wieder fahren?«
    »Blödsinn. Steig aus und trink mit mir Kaffee. Ich habe das erste Frühstück auf die Erde gekippt.«
    »Laska wird auch das zweite Frühstück umwerfen.« Sie schwang sich aus dem Wagen. Laska legte die Ohren zurück. Ihr Blick wurde böse. Hartung bemerkte die Veränderung des Tieres und packte es an der Trense.
    »Das hört auf, mein Mädchen«, sagte er ernst. »Angi gehört zu uns, wie du jetzt zu uns gehörst. Es gibt keine Feindschaft, sonst rasseln wir beide aneinander. Und das wird schlimm für dich, mein Liebling. Benimm dich also.«
    Er ließ die Trense los. Laska senkte den Kopf, scharrte über den Boden und sah Hartung nicht mehr an. Nur als Romanowski kam und sie wegführen wollte, stieß sie den Kopf nach vorn und schnaubte laut. Romanowski blieb in respektvollem Abstand vor ihr stehen.
    »Deibel!« knurrte er leise. »Deibel verfluchter!«
    Es war eine Haßliebe zwischen den beiden, wie es sie selten zwischen Mensch und Pferd gibt.
    Langsam setzte sich Laska in Bewegung. Romanowski folgte ihr, eine aufgerollte Longe über dem rechten Arm. Laska ging um das Haus herum, immer im gleichen Abstand von Hartung und Angela, und blieb unterhalb der Treppe zur Terrasse stehen. Von dort blickte sie unverwandt auf Hartung, wie er mit Angela Kaffee trank, sein Frühstück aß und die Morgenpost öffnete. Wie ein vergoldetes Denkmal stand sie da, unbeweglich, nur der Wind spielte in ihrer Mähne, und ab und zu verscheuchte ein Schwanzschlag die Fliegen.
    »Ich bringe keinen Bissen 'runter«, sagte Angela leise und legte beide Hände auf Hartungs Rechte. »Sie sieht mich an wie ein Mensch. Sie wird mir unheimlich.«
    »Das stimmt. So ein Pferd habe ich noch nie gehabt.« Hartung stand auf, brach ein großes Stück Brot und hielt es Laska hin. Sie nahm es ganz vorsichtig, mit weichen Nüstern und voll Zärtlichkeit.
    »Wann beginnst du mit dem Training?«
    »Morgen.«
    »Morgen schon?« Angela sah Laska fast mit Schaudern an. »Glaubst du, daß du sie noch umerziehen kannst?«
    »Ja.« Hartung setzte sich wieder. Der Blick Laskas war voller Sanftmut. »Es wird einen mörderischen Kampf geben. Auf Biegen und Brechen. Der Stärkere wird siegen, wie immer. Und der andere wird sich unterordnen müssen.«
    »Und du wirst der Stärkere sein?«
    »Ja.«
    »Und wenn nicht?«
    »Ich muß es sein. Laska und ich werden einmal die Reiterwelt erobern.«
    »Und wenn sie doch die Stärkere ist?«
    Hartung blickte auf Laska. Ihr Kopf war erhoben, die Nüstern blähten sich, es war, als rieche sie die Sonnenstrahlen.
    »Wir werden kämpfen, bis uns der Atem wegbleibt«, sagte er. »Und morgen früh beginnen wir.«

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