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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg
Autoren: Gerhard Schreiber
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    Das Reich, das seit dem 1. September einen Krieg führte, der, so der Philosoph Karl Jaspers, in „Ursprung und Durchführung verbrecherische Tücke und bedenkenlose Totalität des Vernichtungswillens“ ausdrückte, und in dem die „Wehrmacht als Organisation“ es übernahm, „Hitlers verbrecherische Befehle auszuführen“, mobilisierte ungefähr 4.600.000 Mann. Von den 103 Divisionen des Feldheeres lagen 43 Infanteriedivisionen, darunter 21 mit geringer Kampfkraft, an der Westgrenze zwischen Nordhorn und Basel. Im Osten standen 55 Großverbände sowie kleinere Einheiten, Teile der SS-Verfügungstruppe (ab Ende 1939 Waffen-SS) und slowakische Kontingente. Das Heer galt noch nicht als uneingeschränkt kriegsbereit, außerdem führten knappe Ressourcen immer wieder zu Engpässen bei Bevorratung und Ergänzung. Aber die Truppe verfügte über eine hohe Erstschlagkapazität.
    Frankreich stellte 94 Divisionen mit knapp 5.000.000 Mann auf. Personell, materiell und waffentechnisch waren sie dendeutschen in etwa gleichwertig. Und im September trafen erste Teile des britischen Expeditionskorps auf dem Kontinent ein. Es wuchs bis zum Mai 1940 auf rund 400.000 Mann an, die sich auf 13 Divisionen mit zum Teil geringer Kampfkraft verteilten. Insgesamt standen 1939 in Großbritannien 1.270.000 Männer unter Waffen.
    Deutschlands Luftwaffe besaß im Ganzen 4093 Frontflugzeuge, darunter 1542 Bomber, 771 Jäger und 408 Zerstörer. Die
Royal Air Force –
1460 Frontflugzeuge – konnte mindestens 536 Bomber sowie 608 Jäger einsetzen. Zu den 1735 französischen Frontflugzeugen gehörten 590 Jäger und 643 Bomber.
    Mit 2 Schlachtschiffen, 3 Panzerschiffen, einem Schweren Kreuzer, 6 Leichten Kreuzern, 21 Zerstörern, 12 Torpedo- und 57 U-Booten war die Kriegsmarine klar unterlegen. Die
Royal Navy
umfasste 15 Schlachtschiffe, 7 Flugzeugträger, 15 Schwere und 49 Leichte Kreuzer, 192 Zerstörer sowie 62 U-Boote. Frankreichs Marine meldete 7 Schlachtschiffe, einen Flugzeugträger, 7 Schwere und 11 Leichte Kreuzer, 61 Zerstörer, 12 Torpedo- sowie 79 U-Boote einsatzbereit. (Im Übrigen ist zu den bis jetzt zitierten und den noch zu nennenden Zahlen anzumerken, dass in der Regel auch andere, abweichende Zahlenangaben existieren. Zu berücksichtigen ist ferner, dass Truppen, leichte sowie schwere Waffen, Flugzeuge und Kriegsschiffe qualitativ nicht ohne weiteres gleichzusetzen sind.)
1. Der polnische Krieg
    Am 1. September traten 1.500.000 Deutsche, überlegen an Artillerie und Panzern, gegen 1.300.000 Polen (37 Divisionen und 13 Brigaden) an, wobei die Zahl der Kampftruppen erheblich niedriger lag. Veraltete polnische Flugzeuge flogen chancenlos gegen die Maschinen der Luftwaffe. Die bedeutungslosen Seestreitkräfte fielen nicht ins Gewicht.
    Zwei Heeresgruppen mit 54 Divisionen, davon sechs Panzerdivisionen, operierten aus Pommern, Schlesien, der Slowakeisowie Ostpreußen auf die polnische Hauptstadt. Diese kapitulierte am 27. September, die Festung Modlin, ebenfalls ein Zentrum des Widerstands, am Tag darauf. Letzte Truppen ergaben sich am 6. Oktober. Rund 90.000 Mann entkamen in Nachbarländer. Von dort schlug sich das Gros nach Frankreich durch, wo 1940 circa 84.000 Polen auf alliierter Seite kämpften.
    Dass die Westmächte trotz der Schwerpunktbildung des deutschen Heeres im Osten in der Defensive verharrten, erklärt sich teilweise mit Frankreichs Mobilmachungssystem, dem Festhalten an überholten taktischen und operativen Führungsgrundsätzen, der Überschätzung des Gegners sowie den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs. Jene legten es nahe, zunächst hinter der Maginotlinie, einem Elsass-Lothringen schützenden Befestigungsgürtel abzuwarten. Zudem respektierten Briten sowie Franzosen die Neutralität der Beneluxstaaten, und die wäre bei einem Angriff, der den von Basel nach Kleve verlaufenden deutschen Westwall im Norden umgangen hätte, verletzt worden. Ausschlaggebend dürfte jedoch gewesen sein, dass der Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte, General Maurice-Gustave Gamelin, eine Strategie bevorzugte, die auf den langen Krieg und die Ermattung des Gegners setzte.
    Der Erfolg im ersten von fünf Nebenkriegen (Polen, Skandinavien, Westen, Balkan sowie Nordafrika), die Hitler vor dem Überfall auf die Sowjetunion, der seinen Hauptkrieg eröffnete, führte, beruhte primär auf waffentechnischer, materieller und operativer Überlegenheit, dem schnellen Ausschalten der gegnerischen Luftwaffe und
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