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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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Kapitel 1
Geheime Absprache
    Steif verneigte sich der Lichtalb Elbachur vor dem König, drehte sich um und verließ den Thronsaal. Vor der Tür wartete gespannt Alon, der Waldhüter, auf ihn. Seit einem Jahr verband die beiden eine tiefe Freundschaft. Das war ungewöhnlich, denn normalerweise lebten Menschen und Lichtalben zwar friedlich, ja sogar kameradschaftlich nebeneinander her, aber richtige Freundschaften wurden nur selten geschlossen. Die Unterschiede zwischen ihnen waren zu gewaltig. Die groß gewachsenen Lichtalben glichen zwar den Menschen, waren aber nicht aus Fleisch und Blut, sondern Licht. Alles an ihnen, ihre Gestalt, ihr langes Haar, ihre strahlenden Augen, war schön und anmutig. In großen Gruppen lebten sie in hell erleuchteten Schlössern und besaßen viele Fähigkeiten, die die Menschen nicht hatten. Sie kleideten sich in lange, glitzernde Gewänder und verbreiteten meist eine angenehme Atmosphäre. Um die Lichtalben schwebten winzige Lichtfunken, die ihnen einen besonderen Glanz verliehen. Als Elbachur nun durch die Tür des Thronsaals trat, waren es aber keine Lichtfunken, die um ihn herumschwirrten, sondern kleine Blitze, die hektisch an seinem Körper auf und ab zuckten.
    »So schlimm?«, fragte Alon, der ihn erwartet hatte, besorgt. Die Erregung seines Freundes war ihm nicht entgangen.
    »Wir müssen reden«, sagte Elbachur leise und schaute seinem Freund ernst in die Augen.
    Alon verstand. »Ich gebe den anderen Bescheid. Gleiche Zeit, selber Ort«, hauchte er dem Lichtalb zu, drehte sich um und verließ das Vorzimmer des Thronsaals.
    In diesem Moment öffnete sich hinter Elbachur erneut die Türdes Thronsaals. Diesmal trat ein hagerer Mann in den Raum. Alles an ihm sah korrekt aus. Seine schwarzen, glänzenden Haare waren streng nach hinten gekämmt und sein Schnurbart akkurat gestutzt. Er war fast ganz in Schwarz gekleidet, samt seiner Kniebundhosen und seinem Jackett. Das vorgestreckte Kinn wurde durch eine weiße, kunstvoll gestärkte Halskrause vom Rest des Körpers getrennt. Silberne Knöpfe und Schuhschnallen waren das Einzige, was man an seinem Äußeren als offensichtlichen Luxus hätte bezeichnen können. Ein Monokel vor dem linken Auge verstärkte seinen Adlerblick, mit dem er alles um sich herum beobachtete. Mit besorgter Miene wandte er sich an Elbachur:
    »Verehrter Elbachur, bitte beruhigen Sie sich. Ich stimme Ihnen ja vollkommen zu. Aber Seine Majestät ist leider sehr eigensinnig.«
    Elbachurs Blitze begannen noch hektischer um ihn herumzutanzen: »Eigensinnig?« Seine Stimme überschlug sich fast. »Aber Erzminister! Was Seine Majestät da vorhat, wäre eine Katastrophe für unser ganzes Land. Ich werde diesem Gesetz niemals zustimmen. Es ist ein Verrat an allem, was wir vor einem Jahr erkämpft haben. Das ist mein letztes Wort.«
    »Ich verstehe Euch ja, lieber Elbachur«, versuchte ihn der Erzminister zu besänftigen, »es ehrt Euch, wie ernsthaft Ihr Euch um unser Land bemüht. Ich werde Euch auch mit all meiner Kraft unterstützen. Wenn der König das Gesetz erlässt, werde ich alles Erdenkliche tun, um den schlimmsten Schaden von unserem Land abzuwenden.«
    »Ich freue mich über die Unterstützung, Eure Exzellenz«, sagte der Lichtalb etwas versöhnlicher. »Warum soll auf einmal falsch sein, was viele Jahrtausende für unser Land richtig war? Wenn bloß die ehrwürdige Nebijah über das neue Gesetz Bescheid wüsste.«
    »Aber Nebijah ist leider nicht mehr da.« Der Erzminister schaute bekümmert zu Elbachur. »Viele Monate haben wir sie gesucht und nicht gefunden. Das wissen Sie doch. Niemand weiß, wohin sie gegangen ist. Sie kann uns nicht mehr sagen, was wir tun sollen, um unser Land in eine sichere Zukunft zu führen.«
    Elbachur entgegnete: »Eure Exzellenz wollten damals auch nicht auf die Hüterin der Lebensströme hören. Ihr habt ganz klar für die Wahl eines Königs gekämpft, während Nebijah davon abriet.«
    »Das ist wohl wahr. Diese Entscheidung habe ich oft bereut.« Der Erzminister winkte ab. »Wie auch immer. Jetzt haben wir einen König und wir sollten ihm auch bei solch wichtigen Entscheidungen unser Vertrauen schenken.«
    »Vertrauen«, wiederholte Elbachur mit auffahrender Stimme. »Es ist nahezu unmöglich, Seiner Majestät in dieser Frage Vertrauen zu schenken. Und kein Mitglied des königlichen Rates hat ihm widersprochen. Auch Ihr nicht, Erzminister. Ich war der Einzige.«
    »Es schien mir nicht der richtige Moment zu sein. Ich werde
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