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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg
Autoren: Gerhard Schreiber
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Festigung des deutschen Volkstums“, zuständig für die rassistische Umsiedlungs-, Germanisierungs- und Ausrottungspolitik in den von der Wehrmacht besetzten Ländern. Bei der programmatisch beabsichtigten Ermordung der europäischen Juden bestand zwischen diesen Tätigkeitsfeldern ein unmittelbarer Zusammenhang.
    In jenem Oktober wurde außerdem Hitlers – auf den 1. September zurückdatierter – Erlass herausgegeben, der die als Euthanasie bezeichnete
Ausmerzung
von
lebensunwertem Leben
sanktionierte. Ein seit langer Zeit geplantes Verbrechen, dessen Verwirklichung der Krieg ebenso möglich machte wie den Völkermord an den europäischen Juden. Circa 120.000 kranke sowie behinderte Menschen ließ das Regime durch Gas, Gift, Verhungern oder Erschießen umbringen, und das führte zu Protesten der Bevölkerung sowie beider Kirchen. Die Nazis unterbrachen daraufhin die Krankentötung Ende 1941, ohne sie vollkommen aufzugeben. Ansonsten scheint das Morden Hitlers Ansehen bei den Volksgenossen nicht beeinträchtigt zu haben.
    In seiner Rede am 6. Oktober 1939 forderte er London und Paris auf, die Vernichtung des polnischen Staates anzuerkennen. Das hätte die Polen, deren nationale Belange die Exilregierung von General Wladyslaw Sikorski vertrat, deutscher sowie sowjetischer Willkür ausgeliefert. Kein Wunder, dass Ministerpräsident Daladier und Premierminister Chamberlain das Ansinnen am 10. beziehungsweise 12. Oktober zurückwiesen. Alle Signale standen auf Westkrieg. Der „Führer“, so der Tagebucheintrag von Goebbels am 14. Oktober, sei „froh, dass es nun gegen England losgehen“ werde. In der Tat erließ Hitler drei Tage nach besagter Rede die Weisung Nr. 6 zur Vorbereitung des Angriffs im Westen.
2. Zwischenspiele in Skandinavien
    Und Stalin? Er nutzte die Lage, um sich gegen Überraschungen im deutsch-britisch-französischen Konflikt abzusichern. Dazu gehörte die rücksichtslos vollzogene Annexion von 201.000 km 2 polnischen Territoriums mit 11.700.000 Einwohnern. Es kam zu brutalen Aktionen gegen die Oberschicht und Intelligenz, zur Ermordung von in Gefangenschaft geratenen Offizieren sowie Polizisten und zu gewaltigen Bevölkerungsverschiebungen. Stalins Absicherungsstrategie umfasste darüber hinaus den Abschluss von Beistandspakten mit den baltischenStaaten, die zugleich Stützpunkte an die Sowjetunion abzutreten hatten.
    Als Helsinki ein ähnliches Verlangen zurückwies, täuschte Moskau einen Grenzzwischenfall vor und griff am 30. November an. 1.200.000 Rotarmisten, die über 3000 Panzer verfügten, taten sich erstaunlich schwer im Kampf mit 200.000 Verteidigern. Nichtsdestoweniger musste das Land am 13. März 1940 einen Diktatfrieden akzeptieren, der ihm zehn Prozent des Staatsgebiets nahm und 400.000 Finnen zu Flüchtlingen machte.
    Die Alliierten erwogen damals ein Engagement in Finnland, um das Reich vom schwedischen Erz abzuschneiden. Das hätte zwar Krieg mit Moskau bedeutet, aber es wäre möglich gewesen, die kaukasischen Erdölfelder zu bombardieren und gemeinsam mit der sowjetischen die deutsche Ölversorgung zu treffen. Das Projekt scheiterte schon in der Planungsphase, ein Fehlschlag, der Ministerpräsident Daladier das Amt kostete. Am 21. März 1940 folgte ihm Paul Reynaud nach.
    Zusammen mit dem Westfeldzug bereiteten die Deutschen ab Ende 1939 die Invasion in Dänemark und Norwegen vor („Fall Weserübung“), wobei Hitlers Weisung Nr. 10a (1.3.40) drei strategische Zielsetzungen nannte: Gewährleistung der Erzzufuhr aus Schweden, Erweiterung der Ausgangsstellung für die Kriegführung gegen Großbritannien und Kontrolle der Ostseezugänge. Langfristig sollten Norwegen und Dänemark ins deutsche Kontinentalimperium eingegliedert werden. Goebbels vertraute seinem Tagebuch am 9. April 1940 an, dass der „Führer“ die „beiden Länder“ nie wieder herausgeben würde.
    Am selben Tag begann die Wehrmacht ihre gewagte triphibische Operation. Zügig besetzte sie Dänemark, doch die Kampfhandlungen in Norwegen dauerten zwei Monate. Hierbei vermochten sich im Süden gelandete britische Einheiten nicht zu halten, was zu Chamberlains Rücktritt (10.5.) und zur Bildung einer Allparteienregierung unter Winston S. Churchill führte. Dagegen gelang es der britisch-französisch-norwegisch-polnischen Allianz im Norden, am 28. Mai Narvikzurückzuerobern. Einzig wegen der Entwicklung in Frankreich mussten die Operationen zur Befreiung des Landes am 8. Juni abgebrochen
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