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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg
Autoren: Gerhard Schreiber
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Zerstörung der Tschechoslowakei den Zeitpunkt gekommen sah, das zu tun, was er gemäß eigener Aussage am liebsten tat – va banque spielen! Hierbei wollte der Diktator zunächst seine mittelfristigen Ziele durchsetzen, da er dies keinem Nachfolger zutraute. Deutschland wäre demnach – neben den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Japan – schrittweise zur vierten Weltmacht aufgestiegen. Es hätte Kontinentaleuropa bis zur Linie Volga-Archangel’sk beherrscht und ein afrikanisches Kolonialreich besessen, das sich vom Atlantischen bis zum Indischen Ozean ausdehnte.
    Dieser Planung entsprach das erneute
Angebot
an Warschau vom 21. März: Anerkennung der polnischen Westgrenze, des Weichsel-Korridors, des Freihafens in Danzig und der Gebietsansprüche in der Ukraine. Der Gegendienst: Eindeutschung der unter Völkerbundsaufsicht stehenden Freien Stadt Danzig und eine exterritoriale Straßen- sowie Bahnverbindung nach Ostpreußen. Das Land sollte ferner das Aufmarschgebiet für den Ostkrieg zur Verfügung stellen oder, im Fall eines vorhergehenden Westkriegs, Rückendeckung gewähren.
    Als Warschau am 26. März ablehnte, erteilte Hitler am 3. April die Weisung, „Fall Weiß“, den Angriff auf Polen vorzubereiten, der ab 1. September 1939 jederzeit machbar sein musste. Er wollte den Krieg – möglichst ohne britische Beteiligung. In der Folgezeit bemühte man sich, Polen international zu vereinsamen, die eigene Bevölkerung für und das Ausland gegen den Krieg einzunehmen, Friedensbemühungen abzublocken und die für die etappenweise Programmverwirklichung günstigste Mächtegruppierung zustande zu bringen.
    Nach dem 15. März 1939 begann das Finale des jahrelangen Ringens zwischen Friedenspolitikern und Kriegstreibern. Großbritannien führte die Demokratien an, Frankreich, innerlich schwach und als Militärmacht ebenso überschätzt wie Polen, spielte lediglich die zweite Geige. Dabei wechselte die Regierung Chamberlain, obwohl grundsätzlich gesprächsbereit, die politische Methode. Sie antwortete nun auf alle Aktionen,die ihr zu Recht oder zu Unrecht als friedensgefährdend erschienen, mit entschlossenen Maßnahmen. Zu solchen Reaktionen zählten die britisch-französische Garantieerklärung vom 31. März für die polnische Unabhängigkeit sowie das Ausdehnen der Garantie, nur sechs Tage nach der italienischen Invasion am 7. April in Albanien, auf Rumänien und Griechenland. Auch die mit Ankara am 12. Mai unterzeichnete Beistandserklärung, der sich Paris etwas später anschloss, gehörte zu jener Politik. Bestandteile des britischen Abschreckungsszenarios bildeten ferner die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (26.4.39), das Vorantreiben der Heeresrüstung sowie der Luftabwehr und der Aufbau einer antideutschen Defensivallianz in Osteuropa. Sie scheiterte spätestens im August 1939 in allen denkbaren Varianten am Misstrauen der zu schützenden Staaten hinsichtlich des Einsatzes der Roten Armee auf ihrem Territorium.
    Bereits vorher, im Juli, gerieten auf nachgeordneter Ebene geführte deutsch-britische Expertengespräche in eine Sackgasse. Denn London ließ zwar Bereitschaft zu großmütigen wirtschaftlichen und politischen Abmachungen erkennen, bestand aber darauf, dass alle Gebietsveränderungen friedlich erfolgen müssten. Unannehmbar für Hitler, der sein Lebensraumprogramm nur mit Gewalt verwirklichen konnte. Im Hinblick darauf gab sich der „Führer“, der am 28. April den Nichtangriffsvertrag mit Polen und das Flottenabkommen mit England gekündigt hatte, kompromisslos. Er beharrte auf seiner Planung, und für die erwies es sich als vorteilhaft, dass Polen geostrategisch isoliert dastand. Zudem kam ab Mitte März, weil Stalin Verständigungsbereitschaft signalisierte, vielversprechende Bewegung ins deutsch-sowjetische Verhältnis.
    Auf den Westen bezogen erklärte Hitler am 23. Mai 1939 vor den Spitzen der Wehrmacht, das Reich werde äußerstenfalls sogar die Herausforderung durch London und Paris annehmen. Doch er hoffte, eine britisch-französische Intervention verhindern zu können. Das schien am erfolgversprechendsten durch ein deutsch-italienisch-japanisches Bündnis möglich zu sein. Die Einbeziehung Moskaus wurde unterschiedlichbeurteilt. An sich glaubte Berlin, dass bereits ein Dreimächtepakt Briten und Franzosen vom Krieg fernhalten würde, da er für ihre Seeverbindungen und Kolonien eine ständige latente Bedrohung darstellte, sie also selbst dann zur
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