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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg
Autoren: Gerhard Schreiber
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wirtschaftlich, bewirkten seine innere Auflösung und machten es verteidigungsunfähig, weil der Festungsgürtel in den Sudetengebieten verloren ging. Dagegen erhielt das Dritte Reich ein weiteres Mal Industriekapazitäten, Rohstoffe, Energievorräte und Facharbeiter. Unter machtpolitischen und großraumwirtschaftlichen Aspekten fiel ins Gewicht, dass Berlin nach der Einverleibung Österreichs unddes Sudetenlands eine wachsende Anziehungskraft auf südosteuropäische Länder ausübte.
    Hitler hat der Ausgang des Treffens trotzdem enttäuscht. Er hätte eine kriegerische Lösung bevorzugt: Nicht zuletzt deshalb, weil er begriff, dass das Vorgehen der Appeasementpolitiker, die sich der Beschwichtigung ebenso bedienten wie der Abschreckung und inzwischen den Rüstungsvorsprung der Wehrmacht verkürzten, nicht unbedingt Schwäche ausdrückte.
    Dass London und Paris das Schweigen der Waffen 1938 teuer erkauften, widerspricht dem nicht. Glaubte man doch, das Münchener Abkommen (30.9.38) hätte den Krieg verhindert und garantierte den Zustand, den gerade die Briten für die Wahrung ihrer Weltmachtstellung sowie die Sicherung des Empires benötigten. Deshalb erschien der Preis annehmbar. Appeasement war eben keine Spielart des Altruismus, sondern eine pragmatische Strategie im Dienste nationaler Interessen, die mit politischen und wirtschaftlichen Gegenmaßnahmen auf die Herausforderung durch die Aggressoren antwortete. Sie bezweckte, diese in das Regelwerk internationaler Konfliktlösung einzubeziehen und so zu kontrollieren. Chamberlain glaubte, das erreicht zu haben. Was er nicht ahnte – Hitler hatte Mussolini noch vor Konferenzbeginn mitgeteilt, dass der Krieg gegen Briten und Franzosen unvermeidbar sei. Der Diktator unterstellte damals, dass ihm die britische Regierung, obwohl sie seit November 1937 einen Interessenausgleich anbot, weiterhin die freie Hand auf dem Kontinent verweigern würde. Demgemäß agierte er. Drei Wochen nach München erfolgte sein nächster Wortbruch.
    Ab dem 21. Oktober planten die Militärs die „Erledigung der Resttschechei“ und die „Inbesitznahme des Memellandes“. Wiederum blieb ihnen der Kampf erspart. Litauen musste die ultimativen Forderungen erfüllen, deutsche Truppen marschierten am 23. März ins Memelgebiet ein. Gegenüber Prag bediente sich Berlin des slowakischen Separatismus. Am 15. März, einen Tag nach Bratislavas Souveränitätserklärung,wurde Staatspräsident Emil Hácha unter Androhung militärischer Gewalt genötigt, einen Diktatvertrag zu unterschreiben, der Böhmen und Mähren zum „Reichsprotektorat“ herabwürdigte. Deutschland griff erstmals nach Territorien, die jenseits seiner nationalstaatlichen Grenzen lagen. Vom Erfolg überwältigt schwärmte Hitler am 15. März auf der Prager Burg: „Ich lobe mich ja nicht, aber hier muß ich wirklich sagen, das habe ich elegant gemacht“. Das Verhalten der Regierungen in London und Paris schien ihm Recht zu geben. Zwar lehnten es beide ab, die Auflösung des tschechischen Staates als Fait accompli hinzunehmen, aber die Beziehungen zu Berlin brachen sie nicht ab, da Chamberlain und dem französischen Ministerpräsidenten Edouard Daladier noch immer daran lag, den Frieden so lange wie möglich zu erhalten. Der „Führer“ betrieb das genaue Gegenteil. Diesbezüglich zogen die Nazis großen Gewinn aus tschechischen Devisen- und Goldbeständen, Rohmaterialien, Rüstungsbetrieben sowie Nahrungsmitteln. Überdies erfuhr die Kriegsvorbereitung einen kräftigen Schub, da der Wehrmacht militärische Ausrüstung, leichte sowie schwere Waffen in riesigen Mengen in die Hände fielen; darüber hinaus erweiterte der Satellitenstaat Slowakei das Gebiet für den Aufmarsch gegen Polen.
3. Der Entschluss zur Aggression
    Bei Hitlers Entscheidung, den Krieg 1939 zu entfesseln, wirkten mehrere Faktoren zusammen. Gesichert erscheint, dass der 50jährige „Führer“ aus einem subjektiven und einem objektiven Grund Zeitdruck empfand. Er meinte, keine hohe Lebenserwartung zu haben, und wusste, dass die verstärkt aufrüstenden Gegner den von der Wehrmacht mühsam gewonnenen Vorsprung aufholten. Ferner befand sich das Reich wirtschafts- und finanzpolitisch in einer prekären Lage. Auf keinen Fall ließen sich eine Konsumgüterherstellung, die den Erwartungen der Bevölkerung genügte, und eine der Kriegsplanung adäquate Rüstungsfertigung auf Dauer gleichzeitig aufrechterhalten.
    Im Ganzen steht fest, dass Hitler nach der
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