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Der Zeitsprung

Der Zeitsprung

Titel: Der Zeitsprung
Autoren: Inka Loreen Minden
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hölzerne Plattform mit einem Loch in der Mitte. Darüber erstreckte sich ein marodes Dach. Zu drei Seiten war der Turm von Mauern umgeben, nach vorne hin jedoch offen und mit wenigen Brettern verschlagen. Der Morgenhimmel strahlte in blauen und orangen Streifen durch die großen Öffnungen zwischen den Balken. Welch schöner Anblick von hier oben, wo David über die Dächer Londons sehen konnte.
    Die Glocke fehlte. Wahrscheinlich von jemandem gestohlen, um sie zu Geld zu machen. David schaute durch die Mitte der Plattform hinunter in die Kirche. Ein Schubser würde genügen und er würde in die Tiefe stürzen. Hier gab es kein Geländer.
    Langsam sah er sich um, wobei ihm sein Herz aus der Brust zu springen drohte. In den düsteren Ecken hingen Spinnweben, und David machte Umrisse von Gegenständen aus, die er nicht definieren konnte. Noch drang zu wenig Licht durch die Balken.
    Er spürte, dass etwas in der dunklen Ecke lauerte. »Ich weiß, dass hier jemand ist! Zeigen Sie sich!« Seine Stimme, die in seinen Ohren schrill und fremd klang, scheuchte eine Fledermaus auf, die wild um seinen Kopf flatterte. Panisch warf er den Kerzenständer nach ihr, traf allerdings nicht. Die Fledermaus flog durch ein Loch im Dach in den Himmel, und seine einzige Waffe fiel durch die Öffnung der Plattform nah unten. Beim klirrenden Aufprall auf den Kirchenboden zuckte er zusammen, obwohl der Schall gedämpft an seine Ohren trat. Er spürte eine fremde Macht in seinem Rücken. Der Unbekannte hätte jetzt die beste Chance ihn anzugreifen, aber nichts geschah.
    Weil er sich nicht zeigen wird …
    Als die ersten Lichtstrahlen durch die Bretter fielen, drehte sich David langsam um. Die Sonne durchdrang den Raum und brachte die Staubpartikel zum Glitzern. Sein Blick fiel auf einen Mann, der in der Ecke kauerte, den Mantel um sich gelegt, die Augen aufgerissen und die Arme um die nackten Beine geschlungen. Er sah etwas älter aus als David, besaß allerdings viel mehr Muskeln, verstrubbeltes braunes Haar und ein kantiges Kinn. Unter seinem Mantel trug er einen Lendenschurz.
    Überrascht wandte David sich ab, um sich zu sammeln. Das war er, sein Retter! Nur älter als damals, kein Junge mehr.
    Das musste ein Trugbild sein! Der Mann hatte im Licht geglitzert, als wäre sein Körper mit Diamanten überzogen. Seine Augen hatten normal ausgesehen, sein Gesicht menschlich.
    David atmete tief durch und riskierte einen weiteren Blick. Der Mann war verschwunden, stattdessen starrte ihm eine hässliche Fratze entgegen.
    Vor Schreck wich David zurück und stieß einen Schrei aus. Ein Dämon!
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