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Der Zeitsprung

Der Zeitsprung

Titel: Der Zeitsprung
Autoren: Inka Loreen Minden
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weshalb sie in menschlichen Körpern steckten.
    »Ich gesagt, dass sieben Phiolen Drachenblut nicht gut«, murmelte Mr Fang in seinen Bart.
    Cain ging nicht darauf ein, da er wusste, dass die Sieben bei den Chinesen eine Unglückszahl war, obwohl sich auch in seinem Magen ein mulmiges Gefühl ausbreitete. »Okay, ich schicke Ihnen gleich ein paar Leute vorbei, die sich darum kümmern werden«, erklärte er, bevor er dem alten Mann die steile Kellertreppe nach oben in den Laden half und anschließend die Regalwand wieder vor die Tür schob, die den Zugang zum Keller verdeckte. Der Shop befand sich in einer Seitenstraße von Manhattan und wirkte eher unscheinbar – nur wer ihn kannte, kaufte hier ein.
    Tief inhalierte Cain den Duft verschiedener Gewürze und anderer Pflanzen, die überall im Geschäft aufgehängt waren. Wohin das Auge blickte, standen Gläser und Keramikschalen mit und ohne Deckel – es gab sogar getrocknete Insekten und welche, die noch lebten.
    Cain verabschiedete sich, doch bevor er ging, drückte ihm der Chinese einen kleinen, mit roter Farbe bestrichenen Kürbis, der an einer ebenso roten Schnur hing, in die Hand. »Glücksbringer für Gesundheit und Schutz«, sagte er mit bebender Stimme. »Den werden Sie brauchen.«

    Als Cain aus dem Laden trat, sperrte Mr Fang Cheng hinter ihm ab und Cain holte sein Smartphone aus der Tasche seiner Cargohose, um die Zentrale der Excelsior Corporation anzurufen. Den Glückskürbis steckte er in eine andere Hosentasche am Oberschenkel.
    Cain hatte keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen oder wo er suchen sollte. Er konnte nicht viel tun, nur wieder warten, bis der Kelchdieb das Artefakt erneut aktivierte. Dann musste er hoffen, diesmal schnell genug zu sein, um den Dieb zu schnappen.
    Je länger Cain darüber nachdachte, wer für die Diebstähle verantwortlich war, desto mehr Kopfzerbrechen bereitete ihm die Tatsache, dass es nur jemand gewesen sein konnte, der ihrer Organisation angehörte: Magier, Menschen, Engel und auch andere Wesen wie Elfen hatten es geschafft, sich nach strengsten Aufnahmeprüfungen der Corporation anzuschließen. Für Cain kamen jedoch nach wie vor nur Wesen in Betracht, die schon von Geburt an düstere Charaktereigenschaften besaßen, wie … Dämonen. Cains Gedanken kreisten unentwegt über die Unterweltler, die schon seit Urzeiten nach der absoluten Herrschaft strebten. Wegen ihnen würde Cain nie arbeitslos werden, denn seine Aufgabe war es, das Gleichgewicht der Mächte zu wahren. Sein ganzes Dasein als Engel galt der Dämonenabwehr. Ein harter Job, der stets seine volle Konzentration erforderte, doch leider auch verdammt eintönig war. Zum Glück hatte er seinen Kollegen Crispin, mit dem es nie langweilig wurde. Sie sahen sich zwar nicht oft, weil Cain Außendienst schob und Cris in der Zentrale arbeitete, aber viel Zeit für andere Dinge blieb ihnen ohnehin nicht.
    Es war bereits zwei Uhr morgens, doch in Chinatown herrschte immer noch reges Treiben, also ging Cain tiefer in die Seitengasse hinein, wo es etwas ruhiger war. Dabei hallte das Geräusch seiner Schritte, das seine schweren Einsatzstiefel verursachten, von den Hauswänden.
    »Zentrale«, sprach Cain in sein Handy, das auf seine Stimme programmiert war, damit es niemand sonst benutzen konnte, denn es erfüllte eine Vielzahl weiterer Funktionen. Das Display seines Smartphones erhellte sich, und zwei Sekunden später leuchtete ihm das Gesicht eines blonden Mannes entgegen: Crispin.
    Wer war eigentlich auf die Idee gekommen, alle, deren Namen mit C anfingen, in ein und dieselbe Schicht zu stecken?
    »Hi, Cris«, sagte Cain, wobei er sich mit der freien Hand die restlichen Tannennadeln von seiner Kleidung klopfte. Er hatte beim Abflug aus Kanada wohl einen Baum gestreift. »Ich brauche hier ein Verlegungskommando. Hast du meine Koordinaten?«
    »Jepp, ich hab dich: New York, Chinatown, hinter Fang Chens Laden. Hast du schon was über den Dieb herausbekommen?« Crispin klang aufgeregt und neugierig zugleich.
    »Nein, nicht wirkl...« Plötzlich drehte sich die Welt vor seinen Augen. Er konnte sich gerade noch auf einen schmutzigen Karton setzen, bevor sein Unterbewusstsein ihn mit seltsamen Bildern und Sinneseindrücken überschüttete: Cains Schulter schmerzte höllisch. Sie brannte wie Feuer, und dieses Feuer fraß sich in rasender Geschwindigkeit durch seinen Körper. Schwer atmend und schweißüberströmt wälzte er sich auf dem Boden, der sich hart und kühl in seinen
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