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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds
Autoren: Tamara McKinley
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finster an. »Setz dich, nimm die hier und trink!«, befahl sie und zeigte auf Aspirintabletten und einen Wasserkrug. »Dann kannst du mit dem Kaffee anfangen. Ich hab dir Frühstück bestellt, obwohl ich gar nicht daran denken will, wie das hier wohl aussieht.«
    Greg beachtete sie gar nicht, steckte zwei Aspirin in den Mund und spülte sie mit zwei großen Schlucken Wasser hinunter. Er hatte den Krug geleert und mit dem Kaffee angefangen, als Marus niedliche kleine Frau ihm das Frühstück brachte und ihn mitfühlend anlächelte.
    Ein Blick auf das Rührei genügte, und schon rannte Greg zur Toilette und übergab sich.
    Als er kurz darauf sein Spiegelbild betrachtete, war er grün im Gesicht; die Augen waren blutunterlaufen; kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Dass jemand alkoholabhängig werden konnte, war Greg ein Rätsel. Er kam sich vor wie eine wandelnde Leiche.
    »Du kannst dich nicht den ganzen Tag hier drinnen verstecken.« Doreen stand im Türrahmen, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Raus hier, Doreen!«, bellte er, bevor ihm wieder schlecht wurde.
    Greg wusch sich Gesicht und Hände und kämmte sich. Er fühlte sich entschieden besser, jedoch keineswegs in der Stimmung für das Frühstück oder eine giftige Tyrannin mit orangerotem Haar. Er ging in die Bar, bezahlte seine Rechnung bei Maru, bedankte sich bei ihm und versprach, vor der Rückkehr nach Brisbane noch mal vorbeizuschauen. Dann begab er sich wieder zu Doreen.
    »Ich bin so weit«, sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Gehen wir!«
    Die Kirche stand im Herzen der Outback-Siedlung, die weniger als ein Dutzend Häuser zählte, obwohl Fleur in der weiteren Umgebung entlegene Gebäude ausmachte, als sie zur Landung ansetzten.
    »Der Pastor ist die meiste Zeit unterwegs«, erklärte John. »Seine Gemeinde ist weit verstreut, und für seine Gemeindemitglieder ist es zu schwer, öfter als ein- oder zweimal im Jahr herzukommen. Früher musste er reiten, aber wir haben alle zusammengelegt und ihm ein kleines Flugzeug besorgt. Es hat eine Weile gedauert, bis er gelernt hatte zu fliegen – doch nun ist er nur noch selten zu Hause anzutreffen.«
    John landete auf einem Feld in der Nähe. »Eine Kirche gibt es hier seit der Zeit der Pioniere«, sagte er, als sie auf das Gotteshaus zuhielten. »Das ist natürlich nicht die ursprüngliche. Die werden immer wieder von Stürmen weggefegt, von Termiten zerfressen oder fallen einem Brand zum Opfer.«
    Fleur betrachtete das schlichte Holzgebäude mit dem Wellblechdach. Über der Tür hing ein Kreuz. Das Glas der vier Fenster war mit einer so dicken Staubschicht bedeckt, dass der Innenraum nur schemenhaft zu erkennen war. Auf dem Kiesweg wuchs Unkraut, der Rasen war eine Weile nicht gemäht worden, und die wenigen Bäume welkten in der Nachmittagshitze. »Annie hat eine großzügige Stiftung hinterlassen, um den Kirchhof in Ordnung zu halten«, brummte sie.
    »Das wird er auch«, antwortete er und führte sie hinter die Kirche.
    Fleur nickte anerkennend, als sie die sauberen Pfade und das frisch gemähte Gras erblickte. »Schade, dass sie ihre Sache vorn nicht zu Ende geführt haben.«
    John zuckte mit den Schultern. »Ich lasse dich jetzt allein. Komm wieder zum Flugzeug, wenn du hier fertig bist.«
    Sie ordnete den Armvoll Blumen, die sie am Morgen in Marthas Garten gepflückt hatte, und wanderte den Pfad entlang, bis sie den schlichten Grabstein entdeckte, unter dem John Harvey seine letzte Ruhe gefunden hatte. Neben ihm lagen Sam Somerville, seine Tochter Lily – unter den schützenden Flügeln eines Engels – und Annie begraben.
    Fleur verteilte die Blumen auf den vier Gräbern und hockte sich davor, tief in Gedanken versunken. Annie war an den Ort und zu den Menschen zurückgekehrt, zu denen sie gehörte. So wie sie. Nun war es an der Zeit, den Schaden zu beheben, den sie und Greg ihrer Ehe zugefügt hatten, und in die Zukunft zu schauen.
    »Danke, Annie. Du wirst nie erfahren, wie viel mir dein Geschenk bedeutet. Aber vielleicht weißt du es doch – vielleicht war das sogar der Grund, warum du es mir gemacht hast. Denn du wusstest, dass ich kommen würde. Du wusstest, dass alles ans Tageslicht treten und ich am Ende wieder mit meiner Mutter vereint sein würde.« Gerührt atmete sie tief ein. »Dieses Geschenk ist unbezahlbar, und ich finde keine Worte für meine Dankbarkeit.«
    Sie blieb eine Zeitlang dort, las die Grabinschriften und lauschte dem Gezwitscher der Vögel.
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