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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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beschäftigt war. Dann hielt ich sie an.
    »Wollen sie mir etwas verraten?« fragte ich.
    »Sicher.«
    »Dieses Mädchen, Rena – arbeitet sie für die Gesellschaft?«
    Susan kicherte. »Um Himmels willen, nein! Was für eine Idee!«
    »Was ist daran so seltsam?«
    Ihr Gesicht wurde wieder ernst. »Darüber erkundigen Sie sich am besten bei Sam – ich meine, Mr. Gogarty. Hatten Sie denn gestern abend keine Möglichkeit, mit ihr darüber zu sprechen? Oder waren Sie zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt?«
    »Ich wollte nur wissen, wie es kommt, daß sie mit Ihnen zusammen war.«
    Susan zuckte die Achseln. »Ich vermute, daß Sam gedacht hat, Sie würden sie gerne kennenlernen. Aber wirklich, Sie sollten ihn fragen. Ich weiß eigentlich nur, daß sie ziemlich oft wegen irgendwelcher Ansprüche hier gewesen ist. Aber arbeiten tut sie hier nicht, das können Sie mir glauben.« Sie kräuselte die Nase. »Und ich werde hier auch nicht mehr lange arbeiten, wenn ich nicht bald an meinen Tisch zurückkomme.«
    Ich verstand die Anspielung. Bis zum Mittag hatte ich bereits die Hälfte des Papierhaufens auf meinem Tisch durchgearbeitet. Ich aß kurz und nicht allzu gut in einer nahegelegenen Trattoria, die ein B auf dem Blauer-Teller-Schild in ihrem Fenster hatte. Nach dieser Mahlzeit war ich mehr als geneigt, Gogartys Bemerkungen über Blauer-Teller-Menüs zuzustimmen.
    Als ich wieder im Büro war, rief er mich zu sich herüber. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Ihnen über Luigi Zorchi zu sprechen«, sagte er.
    Ich nickte eifrig, denn ich hatte auf einige Erklärungen gehofft. »Da Sie sowieso dabei waren, als er sich vor den Zug warf, können Sie auch gleich weiter am Ball bleiben. Sie können die Sache auf jeden Fall nicht schlechter machen als alle anderen.«
    »Ja, den Unfall habe ich gesehen, wenn Sie das meinen«, erwiderte ich zweifelnd.
    »Unfall! Was für ein Unfall? Das ist das zwölfte Mal, daß er so etwas macht, sage ich Ihnen!« Er warf mir einen Aktendeckel zu. »Sehen Sie sich das an! Verlust von Gliedmaßen – viermal. Innere Verletzungen – sechsmal. Verlust der Sehkraft, beschädigtes Gehör, Krankenhausbehandlung und so weiter. Herrgott noch mal, ich kann die einzelnen Ersatzansprüche gar nicht mehr zählen – und in jedem dieser Fälle hat er kassiert. Nur zu, blättern Sie’s durch.«
    Ich überflog die Mappe. Das oberste Blatt war ein Bericht über den Unfall, den ich selbst gesehen hatte. Die Lokomotive des Mailandexpresses hatte Zorchi beide Beine abgetrennt. Das Blatt darunter berichtete über Verbrennungen bei der Explosion eines Ofens, die zum Verlust des rechten Unterarms fast bis zum Ellbogen geführt hatten. Komisch, dachte ich, als ich ihn auf dem Bahnsteig sah, war mir überhaupt nichts aufgefallen. Aber ich war ja auch nicht allzu aufmerksam gewesen, und die modernen Prothesen grenzten ans Wunderbare. Ich sah die rotumrandeten Blätter weiter durch. Vor etwa zwei Jahren, fünf Ansprüche zurück, da hatte er …
    Ich stieß einen kurzen Schrei aus. »Mr. Gogarty, das ist ein Schwindel!«
    »Was?«
    »Bitte sehen Sie doch hier: ‚ Der Versicherte erlitt diverse Verletzungen. Am 25. Oktober wurde er in einem Aufzug mit fehlerhaften Sicherheitseinrichtungen eingeklemmt, dabei wurden ihm beide Beine oberhalb der Knie abgetrennt’ Er hat schon beide Beine verloren! Er kann sie doch nicht zweimal verlieren, oder?«
    Gogarty lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah mich vorwurfsvoll an. »Sie haben mich ganz schön erschreckt, Wills«, beklagte er sich. »Was habe ich Ihnen denn die ganze Zeit zu erklären versucht? Das ist doch genau der Knackpunkt, Mensch! Nein, er hat seine Beine nicht zweimal verloren. Er hat sie fünfmal verloren!«
    Ich starrte ihn an. »Aber …«
    »Aber, aber. Aber er hat. Einen Augenblick.« Er hob die Hand, um meinen Fragen Einhalt zu gebieten. »Lesen Sie erstmal zu Ende.« Er wartete, während ich den Rest des Dossiers ungläubig überflog. Es stimmte. Sprachlos sah ich Gogarty an.
    »Sehen Sie jetzt, womit Sie es zu tun haben?« fragte er aufgebracht. »Und nichts von dem, was Sie jetzt sagen wollen, hilft uns in irgendeiner Weise weiter. Die Berichte stimmen hundertprozentig. Sie wurden zwei- und dreimal geprüft und gegengeprüft. Die Möglichkeit, daß ein anderer Mann oder andere Männer die Rolle von Zorchi gespielt haben könnten, ist gänzlich auszuschließen. Die Fingerabdrücke wurden jedesmal überprüft. In den drei Fällen, in denen er
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