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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Novelle zusammenzuarbeiten. Bei einem Roman wuchsen die Probleme im Quadrat.
    Dann griff das Schicksal ein. Die McCarthy-Hearings wurden durch das Fernsehen übertragen. Fred und ich – und auch unsere Ehefrauen – waren uns völlig darin einig, den Senator aus Wisconsin als die Verkörperung des Erzfeindes anzusehen, und nichts hätte uns von unserem täglichen Beisammensein vor dem flackernden Bildschirm seines Geräts abhalten können.
    Nach einem harten Tag, den Kopf voll von dem Geschrei bei den Hearings, pflegte einer von uns ins dritte Stockwerk zu hasten und nachzusehen, welche Katastrophe der andere mit der Geschichte angerichtet hatte. Wenn das Seufzen und Murren dann verklungen war, pflegte das Abendessen fertig zu sein. Und nach dem Abendbrot folgte dann gewöhnlich eine Zeit der Apathie, während der Magen es mit dem Essen aufnahm. Und danach …
    Nun, fast jede Nacht gab es Canastaspiele zwischen Fred, seiner Frau und mir, die fast den Charakter von blutigen Messerstechereien annahmen. Ob dies dazu führte, unsere Aggressionen auf ungefährliche Art ab – oder eher aufzubauen, weiß ich nicht. Offensichtlich war jedoch, daß jedesmal Revanche fällig war, wenn einer von uns eine Runde verloren hatte. Die Rivalitäten dauerten gewöhnlich bis zwei, vier oder sechs Uhr morgens, ehe wir schließlich alle unsere Betten aufsuchten.
    Spät vormittags schafften wir es schließlich, die Treppen herunterzutaumeln und die Kaffeekanne anzusteuern, die in Freds Haus immer voll war. Unter viel Gestöhne machte einer von uns dann doch die Augen richtig auf und fand auch den Fernseher und drehte den Apparat für die Hearings an. So verging wieder ein Tag.
    Ich habe gerade die Anzahl der Kapitel in dem fertigen Buch nachgezählt und festgestellt, daß es nur neunzehn sind. In meiner Erinnerung hatte sich die Vorstellung festgesetzt, daß es fünfunddreißig Kapitel oder sogar noch mehr gewesen sein müßten.
    Irgendwie jedoch wurden wir trotzdem fertig. Es gelang uns sogar, ein Pseudonym zu fabrizieren – Edson McCann, was als EMCC abgekürzt werden kann, was wiederum E = mc 2 ergibt –, zusätzlich lieferten wir die erdachte Biographie eines Physikers, dessen Arbeit so geheim war, daß seine wirkliche Identität nicht enthüllt werden durfte. Der Roman war zur Vorlage bei Gold bereit.
    In dieser Nacht kochte dann alles in einer kalten Art und Weise über. Nach unserem Canastaritual waren Fred und ich zu erschöpft, um vom Tisch aufstehen zu können. Wir waren allerdings nicht so ausgelaugt, als daß wir nicht Kommentare über den Roman abgeben konnten. Wir saßen da und ließen stundenlang die Mißhelligkeiten heraus, die wir monatelang zurückgehalten hatten. Ich glaube nicht, daß wir dabei irgendwann die Stimme erhoben haben. Es war alles nur kalt, ruhig und – schrecklich bitter. Und als auch das vorüber war, haben wir nie wieder so richtig darüber gesprochen.
    Kein Wunder, daß der Roman den Wettbewerb gewann!
    Die Nachwirkungen der ganzen Geschichte waren allerdings doch ein wenig überraschend. Als das Buch fertig war, wurde meiner Frau und mir klar, daß wir die Pohls nicht mehr verlassen wollten. Statt dessen und mit ihrer Hilfe und Ermutigung kauften wir ein Haus, knapp einen Kilometer die Straße hoch. Und in den folgenden siebzehn Jahren verging kaum ein Tag, an dem nicht einer von uns einen von ihnen gesehen hätte. Wir teilten unsere Freuden und Leiden, und es war sehr, sehr schön. Während der Schrecken der Zusammenarbeit war Fred Pohl mein bester Freund geworden – und ist es seitdem auch immer geblieben.
    Und zu meiner weiteren Überraschung muß ich nach all diesen Jahren feststellen, daß mir das Buch, das wir zusammen produziert haben, sogar gefällt.
     
    *
     
    Soweit die beiden Autoren. Sie, der Leser, müssen selbst entscheiden, ob die Zusammenarbeit der beiden nicht nur mühsam, sondern auch fruchtbar war. Was mich betrifft, so glaube ich dies schon. Der Roman gefallt mir auch heute noch mit seinem Schwung und seinem gewissen naiven Charme so gut wie damals, als ich ihn zum erstenmal las. Daß die Autoren nicht nur zusammen, sondern auch gegeneinander arbeiteten, machten dem Übersetzer und mir einigen Kummer, denn es gab einige Widersprüche (logischer Art) auszuräumen, nur Kleinigkeiten, aber doch störend. Wir hoffen, daß nun alles stimmig ist.
    Der Roman läßt einige Fragen offen, das ist nicht zu übersehen. (Zum Teil allerdings war das Bewußtsein für diese Fragen vor einem
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