Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
Vom Netzwerk:
wir die Charaktere und die Situation diskutiert hatten, zogen wir uns in Freds Büro zurück – das den dritten Stock seines Hauses vollständig einnimmt.
    Irgendwie schrieben wir abwechselnd Kapitel, und es gelang mir jedesmal, den Plot zu ändern, wenn er meine Vorstellungen in seinem Kapitel ruiniert hatte, wohingegen es ihm gelang, nach meinem Kapitel wiederum eine neue Richtung einzuschlagen. Es war wahrscheinlich keine großartige Geschichte, aber sie war nach einigen Tagen fertig. Fred fuhr nach New York, um sie Gold zu zeigen und den dringend benötigten Scheck zu kassieren.
    Kein Scheck. Statt dessen kam er mit Golds Vorschlag zurück, aus der Novelle einen Roman zu machen.
    Gold hatte einen Wettbewerb laufen, der bereits vor längerer Zeit ausgeschrieben worden war, und das endgültige Abgabedatum war längst überschritten, ohne daß ein Manuskript eingegangen wäre, das Gold als Gewinner benennen mochte. Es hatten sich nur wenige Schriftsteller beteiligt, obwohl der Preis für die damalige Zeit recht nett war und von Galaxy zusammen mit Dell und Simon & Schuster aufgebracht wurde. Das ist der übliche Ärger bei solchen Wettbewerben: Die Autoren glauben, daß sie nur geringe Gewinnchancen haben und daß die Zeit bis zum Kassieren nach Ablauf des Wettbewerbs reichlich lang ist – warum also sich um den Wettbewerb kümmern, wo Schecks sicherer zu erwarten sind, wenn man seinen Roman woanders vorlegt?
    Jetzt allerdings hatte Gold versprochen, daß Preferred Risk den Wettbewerb gewinnen würde, falls das Manuskript in Romanlänge vorläge, und daß das Geld bald kommen würde. Der einzige Haken dabei war, daß der Wettbewerb eigentlich neue Schriftsteller anziehen sollte, und darum möchten wir doch bitte so freundlich sein, zusammen mit dem Roman ein neues Pseudonym mit passender Biographie abzuliefern.
    Nun, Fred und ich waren in jenen Tagen wie gewöhnlich knapp bei Kasse und hatten bereits mit dem Geld für die Novelle gerechnet. Aber auf der Basis, daß wir den garantierten Sieger schrieben und er den Roman für uns beide vertreten durfte, versprach mein Agent uns den nötigen Vorschuß. Außerdem hatten wir ja bereits 20.000 Wörter. Weitere 40.000 zu schaffen schien nicht allzu schwierig zu sein.
    (Ich glaube, wir wußten es beide eigentlich besser. Eine Novelle in einen Roman umzuwandeln ist nicht nur einfach eine Sache von mehr Wörtern, die man hinzufügt. Es ist oft schwieriger, als einen Roman mit einer ganz neuen Grundidee anzufangen. Aber damals wollten wir uns selbst etwas vormachen.)
    Wie auch immer, wir stimmten jedenfalls dem Vorhaben zu und konferierten lange darüber, was zu tun sei. Wir stimmten nur darin überein, einen ursprünglich unbedeutenden Charakter namens Zorchi so weit zu entwickeln, daß er eine wichtige Rolle spielen sollte. Über sehr viel mehr einigten wir uns nicht.
    Keine zwei anderen Autoren können unterschiedlichere Arbeitsmethoden haben als Fred und ich. Ich muß normalerweise jede Szene bis zur letzten kennen, ehe ich mit dem Schreiben beginne. Fred zieht es vor, zu schreiben und zu sehen, was dabei geschieht, und selbst wenn er tatsächlich einen Handlungsfaden im Hinterkopf haben sollte, so würde er wahrscheinlich, nur um die Sache für sich selbst spannend zu machen, eine Szene hineinbringen, die den vorgesehenen Handlungsablauf unmöglich macht. Wir hatten damals auch unterschiedliche Auffassungen darüber, wie unsere Hauptfigur gezeichnet werden sollte. Ich wollte eine haben, die mit der Geschichte wächst und die Initiative ergreift, Fred zog eine Figur vor, die passiv durch die Ereignisse hin und her geschoben wird.
    Bestenfalls konnte sich unsere Arbeit etwa folgendermaßen gestalten: Fred würde ein Kapitel schreiben, ich würde es lesen und vermutlich die ganze Geschichte wegen des Endes, das mir vorschwebte, umändern und dann das nächste schreiben; Fred würde sich an irgendeiner unbedeutenden Kleinigkeit darin festklammern und sie dazu benutzen, die Geschichte total umzudrehen; ich würde die Handlung wieder neu festlegen und ein Kapitel schreiben, er würde eines schreiben und eine Eingebung haben, die alle meine Pläne hintertrieb … und so weiter. Und wenn das so klingt, als ob nur ich die Probleme gehabt hätte, so ist das falsch, denn meine Versuche, die Geschichte in einen Plan zu zwängen, ärgerten ihn ebenso sehr wie mich seine Versuche, diesen Plan zu ruinieren. Wir fanden es erträglich, bei der ziemlich einfachen Entwicklung einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher