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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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ließ sich plötzlich fallen und schlug einige Stufen tiefer mit einem dumpfen Geräusch mit der Schulter auf. Ich glaubte, er sei getroffen und stöhnte erstickt auf. Dann sah ich, daß die Maschinenpistole direkt in den Durchgang zeigte. Ihre Mündung spuckte vielfachen Tod. Als wir ihn erreichten, waren unsere Gegner tot oder lagen im Sterben. Es waren nur sieben oder acht gewesen.
    Zorchi stapfte über die Körper hinweg in den Durchgang und schrie irgend etwas. Ich sprang hinter ihm her, kniff die Augen halb zusammen und versuchte zu erkennen, was er gesehen hatte. Dann fiel mein Blick auf eine Tür am Ende des Gangs, die sich langsam und geräuschlos schloß. Es war eine schwere, massive Platte, etwa mit einer Tresortür in einer Bank vergleichbar.
    Zorchi tat einen letzten Sprung, der ihn gequält aufschreien ließ, als er auf seinen schwachen Beinen landete, aber der Lauf seiner Pistole fuhr in den noch offenen Schlitz, die Tür preßte sich dagegen, irgend etwas knirschte, und dann bewegte sie sich nicht mehr. Zorchi berührte kurz den Abzug.
    Eine Sekunde lang war es absolut still. Dann drang Defoes Stimme durch den schmalen Schlitz: »Sie haben gewonnen. Dr. Lawton und ich sind allein und unbewaffnet. Wir kommen heraus.«
    Die Tür begann sich wieder zu öffnen, leicht ruckartig diesmal. Ich beobachtete sie, erwartete einen Trick, aber nichts geschah.
    Der erste Raum innerhalb des Gewölbes war offensichtlich für die Wachen bestimmt. Man sah die Kontrollen der Luftreinigungsanlagen und der anderen Geräte, die diesem Ort völlige Sicherheit gewährten, selbst wenn der Rest der Welt sich in eine radioaktive Hölle verwandelte. Lawton war an den Kontrollpulten zusammengesunken, sein Kopf ruhte auf den Armen. Aber als er uns erblickte, stand er benommen auf und starrte uns erschüttert und verstört an.
    Defoes Augen weiteten sich ein wenig, aber er stand ruhig da, und sein finsteres, freudloses Lächeln blieb ungerührt. »Ich gratuliere, Thomas«, sagte er. »Ich habe denselben Fehler noch einmal begangen … nämlich die Opposition unterschätzt. Ich habe nicht mit Wundern gerechnet. Hallo, Millen, es hat etwas seltsam Phantastisches, Sie hier zu treffen.«
    »Durchsucht die Räume«, ordnete ich an.
    Carmody ging von Rena gefolgt, an den beiden vorbei. Eine Minute später hörte ich einen triumphierenden Schrei. Sie kamen mit einem sich vor Unterwürfigkeit krümmenden Mann zurück, der nicht mehr viel Ähnlichkeit mit dem freundlichen und jovialen Sam Gogarty besaß, der mich mit gutem Essen und auch mit Rena bekannt gemacht hatte. Seine Augen ruhten auf Carmody, seine Haut schimmerte grauweiß, und er brabbelte etwas Unverständliches.
    Carmody grinste ihn an. »Sie bringen da etwas durcheinander, Gogarty. Tom Wills ist der Leiter dieses Unternehmens.« Er wandte sich einem der kleineren Büros zu. »Wenn ich mich richtig erinnere, sollte sich dort eine Sendeanlage befinden. Ich werde mich gleich davon überzeugen, daß sie funktioniert. Wenn ja, werden einige der Aufsichtsräte eine Überraschung erleben, sofern sie nicht schon in der Suspendierung liegen.«
    Gogarty sah ihm nach und ließ sich dann langsam auf einen Stuhl sinken, schüttelte den Kopf und sah zu mir auf. Seine Lippen verzogen sich in bitterer Resignation. »Sie würden es nicht verstehen, Tom. Mein ganzes Leben lang habe ich nur immer für irgend etwas geschuftet. Ich war C-Arbeiter in einem Bergwerk und habe D-Nahrung gegessen und mir nichts gegönnt, damit ich mir eine B-Arbeit kaufen konnte. Dann kam Kategorie A. Es gelingt nur den wenigsten, aber ich habe es durchgestanden. Dreißig Jahre habe ich wie ein Hund gelebt und mich mit Arbeiten und Lernen fast umgebracht. Ich hatte nicht einmal eine richtige Frau, bis ich auf Susan traf, und sie ging zu Defoe. Aber ich wollte, daß die jungen Menschen es einfacher haben, ich wollte, daß jeder ein gutes Leben führen sollte. Niemand sollte es schlecht haben und leiden. Wir alle ziehen an einem Strang und vergessen die schlimmen Zeiten, habe ich gedacht. Dann mußten Sie kommen und alles kaputtmachen …«
    Ich fühlte mich krank. Wahrscheinlich sprach er die Wahrheit, und einige wenige konnten es tatsächlich schaffen. Aber wenn die Menschen sich unter der Herrschaft der Gesellschaft zu so etwas gezwungen sahen, um vielleicht irgendwann einmal ein einigermaßen erträgliches Leben führen zu können, war schon das allein für unseren Kampf Rechtfertigung genug. »Es wird schon alles
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