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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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tatsächlich vereinigt hat, kann dasselbe mit einer zusätzlichen Einrichtung wie der Gesellschaft aufgebaut werden, die dann Wirtschaft und Produktion kontrolliert.«
    »Es wird wohl keinen ehrlichen und aufrechten Menschen geben, der noch nicht an so etwas gedacht hat«, sagte Carmody langsam. Ein leichtes Seufzen kam über seine Lippen. »Ich erinnere mich noch gut, daß ich meinem Vater genau das gleiche predigte, als ich vom College kam. Sie haben recht. Aber sind sie wirklich in der Lage, eine so perfekte Regierungsform zu errichten? Kann ich es? Sagen Sie mir, wie, Tom, und ich gebe Ihnen Ihre Chance, falls ich in die Lage komme, dies zu tun.«
    Zorchi lachte zynisch auf, aber Carmody hatte genau das gesagt, was ich erhofft hatte.
    »Also gut«, sagte ich zu ihm. »Wir können so etwas natürlich nicht vollbringen. Kein einzelner Mensch ist in der Lage, auf ewig zu herrschen oder eine gerechte Ordnung zu errichten. Oh, ich hatte auch bis vor ein paar Tagen noch meine Wunschträume über das, was ich tun würde, falls ich die Möglichkeit dazu hätte. Aber die Menschen haben schon früher aufgezeigt, wie man neue Systeme konstruiert und errichtet, und ihre Sache gut gemacht. Nehmen Sie zum Beispiel die Verfassung der Vereinigten Staaten, die von hervorragenden politischen Denkern konstruiert wurde und zweihundert Jahre überdauerte. Und sie hatten bei weitem nicht unsere Möglichkeiten. Zum ersten Mal in der Geschichte muß die Welt warten. Nehmen Sie die größten Geister, die Sie bekommen können, Carmody. Geben Sie ihnen fünfundzwanzig Jahre, um es auszuarbeiten. Sie können eine Antwort finden. Und dann, wenn die Welt erwacht ist, können sie damit beginnen, völlig neu anzufangen, ohne irgendeine alte Ordnung zu stürzen. Ist das die Antwort, die sie suchen?«
    »Im wesentlichen«. In seinen alten Augen leuchtete plötzlich ein hoffnungsfroher Funke. »Ja, der Schlaf macht eine solche Chance möglich. Aber wie wollen sie an die Experten herankommen und sie zusammenbringen?«
    Ich zeigte auf Zorchi. »Hermes, der Götterbote. Er als Pilot kann an jeden Platz der Welt gelangen. Und er kann sich draußen bewegen, ohne die Strahlung fürchten zu müssen.«
    »So?« Zorchi stieß wieder sein Schnauben aus. »So, jetzt bin ich also Ihr Bote, Wiehls? O ja, Zorchi, der Freak … Zorchi, das Ungeheuer! Glauben Sie wirklich, daß ich mir diese Mühe machen würde, Wiehls?«
    Ich grinste ihn an. »Sie haben mir gesagt, daß Sie auch ein Mann seien. Das macht Sie zu einem Teil der menschlichen Rasse. Ich nehme Sie beim Wort.«
    »So?« wiederholte er mit steinernem Gesicht. »Hätte so ein Bote nicht viel Macht, Wiehls? Nehmen Sie mal an, ich würde es vorziehen, Zorchi, der Herrscher zu sein …«
    »Nicht solange Zorchi, der Mann, auch Zorchi, der Freak›ist«, erwiderte ich. »Kommen Sie, sehen Sie sich doch mal genau an.«
    Und plötzlich lächelte er, seine Lippen zogen sich von den Zähnen zurück. »Wiehls, zum ersten Mal sind Sie höflich. Und deswegen und weil ich ein Mann bin, werde ich Zorchi, der Bote sein. Aber sollten wir nicht erst einen Aktionsplan ausarbeiten? Oder herrschen wir zuerst und erobern anschließend?«
    »Zuerst warten wir ab«, erklärte ich ihm.
    Von der Wand kam das beständige Ticken des Geigerzählers, und die Nadel stieg weiter in den roten Bereich.

 
18
     
    Am zweiten Tag schalteten sich die Fernsehsender mit der knappen Schlußmeldung ab, daß jeder, der sich nicht bis Mittag in der Klinik befand, für immer draußen bleiben müsse. Der Apparat schaltete sich aus und hinterließ nur das Glucksen und Piepen unseres eigenen Geigerzählers. Ich schaltete ihn zweimal ab und auch beide Male wieder ein.
    Am dritten Tag hatte die Zivilisation ihr Ende gefunden, obwohl die Annehmlichkeiten der Villa weiter großartig und reibungslos funktionierten. Nur die Nadel des Geigerzählers sagte uns, daß es nichts Großartiges oder Reibungsloses mehr gab; sie stieg höher, als es nach den Voraussagen anzunehmen gewesen wäre. Angesichts dieser Tatsache war es unglaubhaft, daß sich auch nur noch wenige Menschen außerhalb der Klinik aufhalten würden, obwohl ich genau darauf setzte.
    Wir warteten weitere vierundzwanzig Stunden und zwangen uns dazu, in der Villa zu sitzen und unsere Pläne zu diskutieren, während unsere überreizten Nerven geradezu nach Taten dürsteten. Wir konnten nur von einer Schätzung ausgehen. Falls wir zu früh ankamen, würden mehr Personen wach sein, als wir
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