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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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quälender Langsamkeit, Carmody kam an meine Seite und warf eine Handgranate aus dem Lagerraum auf die elektrischen Kontrollen der Schnellfeuerkanone. Ich schlängelte mich zwischen den aufrollenden Türflügeln hindurch und stieß einen Schrei aus. »Wir haben die Gewölbe besetzt!« rief ich. »Aber wir benötigen Hilfe. Jeder, der sich anschließt, ist gerettet!«
    Ich konnte nicht warten und beobachten, was geschah, aber ich hörte einen heiseren, fast tierhaften Antwortschrei und das Geräusch hastig bewegter Füße.
    Durch Carmodys Handgranate waren die Türkontrollen zerstört worden. Aber die anderen Wachen hatten uns fast erreicht. Ich sah zwei weitere auf dem Boden liegen. Zorchi hatte gut gezielt. Dann ertasteten Carmodys Finger eine andere der Privattüren, die hier von der gewöhnlichen Wandbekleidung nicht zu unterscheiden waren. Rena und Carmody waren schon hindurch, und ich zerrte Zorchi hinter mir her, als gerade eine Kugel über seinen Kopf surrte. Hinter uns hörte ich die wilden, entnervenden Schreie der rasend hereindrängenden Menschen.
    Sie waren unsere einzige Hoffnung. Sie mußten sich um die Wachen kümmern, die wahrscheinlich den Schock über einen Angriff von innen noch nicht überwunden hatten. Wir machten uns auf den Weg zu den Sonderquartieren, in denen Defoe sich befinden mußte, hoffend, daß sich dort nur wenige Expedienten aufhielten.
    Der Weg, den Carmody uns geöffnet hatte, war allerdings nutzlos für uns. Er verband nur die Büros der Ärzte, die hier die Aufsicht führten, miteinander.
    Wir kamen in einem Büro heraus, von dem aus wir die Halle beobachten konnten, und warteten dort auf eine Gelegenheit, wieder in sie zurückzukehren. Die Eindringlinge waren jetzt voll aktiv geworden. Ein paar hatten irgendwelche Pistolen, aber in diesem verzweifelten Angriff waren die Knüppel in den Händen der anderen genauso tödlich; die Menschen, die sich bereits tot geglaubt hatten, kümmerte ein eventuelles Risiko nicht. Eine Gruppe von ungefähr zwanzig Expedienten versuchte, eine wild entschlossene Streitmacht zurückzuhalten, deren Zahl sie mindestens um das Doppelte übertraf.
    Dann schien die Halle frei zu sein, und wir stürzten uns hinein. Es wurden ein oder zwei hastige Schüsse auf uns abgegeben, aber wir waren außer Reichweite.
    Plötzlich klangen überall Gongs auf. Irgendein Expedient hatte sich schließlich an das Warnsystem erinnert. Carmody fluchte und versuchte schneller vorwärts zu kommen.
    Der Weg zu dem kleinen Sondergewölbe der Führungskräfte führte durch den Verwaltungstrakt und dann mehrere Stockwerke nach unten und endete in einem kurzen Durchgang. Carmody hatte ihn mir oft genug beschrieben. Aber er kannte ihn aus direkter Erfahrung, und das war besser als jede Beschreibung. Er hatte mir auch die Kode-Kombination beigebracht, aber als wir die Tür erreichten, überließ ich sie seinen erfahreneren Fingern.
    Der Aufzug war nicht oben. Wir konnten nicht warten und fingen an, die Treppe hinunterzulaufen, die sich um ihn herumwand. Bei Carmody zeigte sich jetzt sein Alter, und er fiel zurück. Rena und ich liefen Seite an Seite, und Zorchi hielt mühsam mit uns Schritt. Er hatte sein Gewehr weggeworfen und sich einer der Maschinenpistolen einer getöteten Wache bemächtigt; er umklammerte sie fest und hielt sich nur mit einer Hand am Geländer fest.
    Ein Lichtreflex auf einem Gewehrlauf rettete uns. Eine Gruppe von Eliteexpedienten hatte sich in der dunklen Öffnung des Durchgangs am Fuß der Treppe verborgen und wartete darauf, daß wir um deren letzte Biegung kamen. Aber ich sah einen kurzen metallischen Widerschein und riß meine Waffe hoch. Im selben Augenblick war Zorchi schon neben mir, und seine Maschinenpistole feuerte zusammen mit meinem Gewehr los. »Auf die Wand zielen! Querschläger!« schrie er mir zu.
    Die im Hinterhalt lauernden Expedienten hatten zu sehr auf das Überraschungsmoment gesetzt. Sie waren nicht darauf gefaßt, daß wir den Spieß umdrehen würden, und schon gar nicht auf Zorchis Trick, den wir jetzt anwandten. Wir konnten von hier aus nicht direkt feuern, aber die von der Wand abprallenden Geschosse wirkten fast genausogut. Wir hörten die Schreie getroffener Männer und den wilden Aufruhr, den die anderen in ihrem plötzlichen Erschrecken veranstalteten.
    Jetzt feuerten sie auch ein paar Schüsse auf uns ab, aber die Wand, die sie schützte – oder es vielmehr sollte –, machte ihnen ein vernünftiges Zielen unmöglich.
    Zorchi
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