Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0665 - Vampirstadt Berlin

0665 - Vampirstadt Berlin

Titel: 0665 - Vampirstadt Berlin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kommissar Harry Stahl atmete scharf aus, schluckte, schüttelte den Kopf, dann sprach er leise. »Das ist doch Gerd Naumann. Was will der denn hier, zum Henker?«
    Suko, der neben ihm auf der Treppe des alten Hauses stand, hob die Schultern. »Verstehe ich auch nicht. Er sollte doch nach Wittenberg zurückfahren. Mich berührt es nur seltsam, wie er das Haus betritt. Als wäre er ein Dieb oder hätte ein schlechtes Gewissen.«
    »Sieht mir auch so aus.«
    Die beiden Männer, der Kommissar aus Leipzig und der Inspektor aus London, standen im Halbdunkel, denn in der Halle brannte kein Licht. Sie hatten auch keinen Schalter in der Nähe gesehen. Draußen mischte sich allmählich die Dunkelheit des hereinbrechendes Abends in die grauen Nebelschleier.
    »Ich werde ihn fragen, Suko.«
    Der Inspektor hatte nichts dagegen. Er stand näher an der Wand als Harry. »Möglicherweise denkt er auch an unsere Freunde, die Vampire, und ist deshalb so vorsichtig.«
    »Klar, wäre ich auch.«
    Suko blieb zurück und schaute auf Stahls Rücken, als dieser die restlichen Stufen der Holztreppe nahm und von knarrenden Geräuschen begleitet wurde.
    Suko erlebte einen Moment, der ihm nicht geheuer war. Er wußte, daß etwas in der Luft lag und sich verändert hatte. Nur konnte er nicht sagen, was es genau war.
    Harry Stahl ließ sich nichts anmerken. Möglicherweise sah er die Sache ganz anders, jedenfalls sprang er die letzten beiden Stufen und winkte Naumann zu.
    »Was ist denn los? Weshalb sind Sie zurückgekommen?«
    Gerd Naumann, der die Frage gehört haben mußte, reagierte nicht. Er ging einen Schritt von der Tür weg und hatte sich dabei leicht geduckt. Zudem suchte er den Schutz der Dunkelheit, wo seine massige Gestalt zu einem Schatten wurde.
    »Haben Sie uns nicht gesehen?« fragte Harry. »Oder haben Sie draußen etwas entdeckt?«
    Er gab keine Antwort.
    Nun ging auch Suko. Das Mißtrauen war gewachsen - und es war berechtigt.
    Harry Stahl hatte Naumann noch nicht erreicht, als dieser urplötzlich herumwirbelte. Bisher hatte ihm der Mann den Rücken zugedreht, jetzt schaute er in das von einem schwarzen Bart bedeckte Gesicht, in dem der Mund weit aufgerissen war.
    Etwas Helles schimmerte zwischen Bart und Oberlippe. Bevor Stahl sich damit zurechtfinden konnte, war Naumann bei und über ihm. Harry hörte das wütend und fauchend klingende Geräusch, er sah Blut in dem Bartgestrüpp, dann griffen die Klauen des Mannes bereits zu. Finger wühlten sich in Harrys Grauhaar, zerrten daran. Der glühende Schmerz war wie ein Messerstich, als der Kopf zur Seite gerissen wurde, sich die Haut am Hals zwangsläufig spannte und sich unter ihr die Adern abzeichneten.
    Er lag frei zum Biß!
    Harry Stahl war für eine Gegenwehr zu überrascht. Die Zähne hätten sich in den Hals gebohrt, als der Schuß krachte.
    Der Explosionsknall ließ Harry zusammenzucken. Etwas spritzte in sein Gesicht wie weicher Talg, benetzte die Augen. Er hörte dicht neben seinem Ohr ein jammerndes Heulen, wischte die, Augen mit der linken Hand frei und konnte erst dann sehen, wie Gerd Naumann zurückwankte. Daß er sich auf den Beinen hielt, glich einem kleinen Wunder, denn in seinem Kopf klaffte ein Loch. Dort genau hatte ihn das geweihte Silbergeschoß des Inspektors getroffen.
    Noch einen Schritt taumelte er zurück, dann stürzte er.
    Mit einem krachenden Laut fiel er auf die Holzbohlen, wo er bewegungslos liegenblieb.
    Es war vorbei…
    Erst jetzt stellte der Kommissar fest, wie nahe er einem schrecklichen Tod gewesen war. Ihn überkam das große Zittern. Der letzte Angriff lief noch einmal wie ein Film vor seinem geistigen Auge ab. Besonders blieb ihm die obere Mundpartie in Erinnerung. Da hatte er das helle Schimmern der Zähne gesehen.
    Zähne spitz wie kleine Messer.
    Vampirhauer…
    Er ging zur Seite und legte sich neben der Tür an die kahle Wand, eine Hand vor den Mund gepreßt, als wollte er ein Gefühl der Übelkeit unterdrükken.
    Suko ging langsam auf die liegende Gestalt zu, bückte sich und untersuchte sie im Schein seiner kleinen Lampe. Dabei nickte er und drehte sich noch in der Hocke um.
    Die Blicke der beiden Männer begegneten sich. In Harrys Augen standen Fragen, in Sukos die Antworten.
    »Ich habe einen Fehler gemacht, wie?«
    »Ja, das hast du.«
    »Aber wieso…?«
    Suko drückte sich wieder hoch.
    »Naumann hat nicht aufgepaßt. Er muß einem Blutsauger begegnet sein.«
    »Draußen?«
    »Wo sonst?«
    »Da haben wir diesen Sheldon Drake nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher