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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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die Arme verlor, wurde das Retinamuster verglichen. Es ist ebenfalls auszuschließen, daß die Ärzte bestochen wurden oder daß er in jedem Unfall nur ein weiteres Stück seiner Gliedmaßen verlor. Die Teile wurden in allen Fällen gefunden, und sie waren immer vollständig. Wills, diesem Burschen wachsen neue Arme und Beine wie einer Krabbe!«
    Ich sah ihn wie benommen an. »Was für eine phantastische wissenschaftliche Entdeckung«, sagte ich dann.
    Er schnaubte. »Phantastisch! Phantastischer Ärger! Phantastische Scherereien! Ich nehme das persönlich, Wills. Zorchi kann so nicht weitermachen, die Gesellschaft geht noch bankrott. Wir können ihn einfach nicht daran hindern. Selbst wenn wir einen Tip bekommen und damit wissen, was er zu tun beabsichtigt und sogar wissen, wann und wo er es tun will – wir können ihn nicht aufhalten. Und eines kann ich Ihnen versichern, Wills: Dieser Bahnsteig war voll von unseren Leuten, als Zorchi vor die Lokomotive sprang. Sie waren nicht der einzige anwesende Anspruchsregler der Gesellschaft.« Er nahm einen zusammengefalteten Zettel von seinem Schreibtisch. »Hier. Zorchi ist noch im Krankenhaus. Heute sind Besucher nicht zugelassen, aber ich möchte, daß Sie ihn morgen mit diesem Beglaubigungsschreiben aufsuchen. Sie sind mit ausgezeichneten Empfehlungen vom Hauptbüro herübergekommen, Wills …«
    Ich sah ihn scharf an, aber er machte ein völlig unschuldiges Gesicht.
    »Es heißt, Sie seien ein intelligenter und erfinderischer junger Mann. Versuchen Sie eine Methode zu finden, mit der Sie die Lage in den Griff bekommen. Ich würde mich ja persönlich damit befassen, aber ich habe mit …« – er schnitt eine Grimasse – »… hm, sagen wir gewissen kleineren administrativen Schwierigkeiten zu kämpfen. Eigentlich nichts von Bedeutung, aber es schadet auch nichts, wenn Sie’s wissen es gibt hier einen verborgenen, aber weitverbreiteten Groll, ja Haß auf die Gesellschaft.«
    »Unglaublich!« rief ich aus.
    Einen Augenblick lang betrachtete er mich gedankenvoll. »Nun, es ist Zeit für den Feierabend. Wir sehen uns morgen früh.«
    In dem gleichen billigen Restaurant, in dem ich zu Mittag gegessen hatte, nahm ich auch mein Abendbrot allein zu mir und verbrachte anschließend ungefähr eine Stunde damit, in meinem Zimmer das Handbuch für Anspruchsregler durchzublättern. Ich konnte aber keinen Präzedenzfall finden, der auch nur das geringste mit einem Menschen zu tun hatte, dem neue Arme und Beine wuchsen. Ich hatte das natürlich auch gar nicht erwartet. Anschließend machte ich einen Spaziergang … aber auch danach war es noch lange nicht Zeit zum Schlafengehen.
    Also machte ich das, woran ich im Geheimen schon längst gedacht hatte: Ich suchte im Telefonbuch nach Rena dell’Angelas Nummer. Unter derselben Adresse, die sie dem Taxifahrer angegeben hatte, gab es einen Benedetto dell’Angela. Aber das Telefon war abgeklemmt.
    Also ging ich noch einmal spazieren und anschließend ins Bett. Ich träumte von Benedetto dell’Angela als einem ledergesichtigen, weißhaarigen und ehrenwerten alten Herrn. Renas Vater, versteht sich, vielleicht noch ihr älterer Bruder, aber niemals ihr Mann.
    Das war ein ganz schön dämlicher Schluß für den ersten erfüllten Tag meines reichen und erregenden neuen Lebens …
    Ich kam dann am nächsten Tag doch nicht dazu, Zorchi zu besuchen. Aus den »kleineren administrativen Schwierigkeiten« waren große geworden.
    Junior-Anspruchsregler Hammond – er war bestimmt schon sechzig, aber eben der initiativ- und antriebslose Typ, der sein Leben lang in einer stellvertretenden Position bleibt – kam wenige Minuten nach Beginn der Arbeitszeit ins Büro und verhandelte eine Viertelstunde mit Gogarty. Dann riefen sie mich herbei.
    »Wir haben da ein paar Schwierigkeiten. Hammond braucht ein bißchen Unterstützung, und Sie wurden dazu auserwählt«, sagte Gogarty. »Nehmen Sie soviel Geld mit, wie Sie brauchen, und auch einige Experten, die Sie begleiten. Am Abend werden Sie mir dann Bericht erstatten.«
    Hammond und ich gingen zur Kasse und nahmen drei Aktentaschen voll Lire-Scheinen mit. Draußen wartete ein Panzerwagen mit einer kompletten Abteilung aus sechs uniformierten Expedienten. Wir rasten mit heulenden Sirenen durch die engen Straßen, fuhren den langen Hügelweg hinauf und an den radioaktiven Überresten von Capodichino vorbei hinaus aufs flache Land.
    Unterwegs erzählte mir Hammond verstört, worum es sich handelte. Er war
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