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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Tür und war hinter dem Gartentor verschwunden.
    Ich war verwirrt und bestürzt. Warum hatte sie geweint? Was hatte ich getan?
    Ich überdachte mein Verhalten auf der Rückfahrt zum Hotel, aber es kam nichts dabei heraus. Ich war vielleicht schroff gewesen – aber schroff genug, um sie in Tränen ausbrechen zu lassen? Das konnte ich nicht glauben.
    Sonderbares neues Leben! Ich schlief ein, während der bleiche Mond durch das Fenster schien, dachte über das Leben nach, das ich gerade begann, sowie über das alte Leben, das hinter mir lag und zusammen mit Marianna begraben worden war.

 
2
     
    Das neapolitanische Büro der Gesellschaft lag im Herzen der Stadt. Ich nahm ein Taxi, das mich zu einem von einer Art Kuppel überdachten Etwas, Galleria genannt, brachte und ging unter dem stählernen Dachskelett in mein neues Büro. Einst war die Galleria mit Glas bedeckt gewesen, aber die Erschütterung durch die Vesuv-Bombe oder die auf den Capodichino oder einer der anderen Hammerschläge, die die Sizilianer auf das Fürstentum Neapel während der ganzen Unstimmigkeiten niederregnen ließen, hatte es pulverisiert.
    Ich betrat das Büro und sah mich um. Das blonde Mädchen namens Susan stellte sich als die Empfangsdame heraus. Sie nickte mir rasch zu und winkte mich zu einem abgeteilten Bereich herüber, wo sich Sam Gogarty ungestört hinter dem gewaltigen Schreibtisch breitmachte. Ich öffnete die Schwingtür.
    Gogarty sah mich eisig an. »Sie kommen zu spät«, sagte er.
    Er hatte keinen Kater, das war klar. »Tut mir leid, ich …« brachte ich entschuldigend hervor.
    »Schon gut, es darf nur nicht noch mal passieren.« In diesem Büro war Geschäft Geschäft, das war offensichtlich, die Tatsache, daß wir am Abend zuvor miteinander getrunken hatten, entschuldigte keinerlei Freizügigkeiten am darauffolgenden Morgen. »Ihr Schreibtisch ist da drüben, Wills«, sagte Gogarty. »Sie sollten jetzt am besten gleich anfangen.«
    Ich fühlte mich ziemlich zurechtgestutzt, als ich mich an meinen Tisch setzte, und starrte unglücklich auf die blauen und gelben Mappen, die in großen Stapeln vor mir lagen.
    Die Gesellschaft hatte mich gut ausgebildet. Ich brauchte keine Anleitung, um die Arbeit zu bewältigen; ich mußte mich nur an die eingeführten Techniken und die entsprechenden Präzedenzfälle halten. Ich überprüfte die Deckung, kodierte den Anspruch auf ein Band und fütterte die Bänder in eine Maschine. War der Anspruch berechtigt, so berechnete der Computer die auszuzahlende Summe und warf einen Lochkartenscheck aus, stimmte irgend etwas nicht, so leuchtete eine rote Lampe auf, und die Maschine spuckte den Fehlanspruch in einen Auffangkorb.
    Und es gab übergenug Ersatzansprüche. Jeder Erwachsene in Neapel hatte natürlich die konventionelle Kriegs- und Katastrophen-Police, die sogenannte Blauer-Generalschirm-Deckung. Da nur wenige von ihnen tatsächlich im Krieg verletzt worden waren, war die Zahl der direkten Ansprüche nur klein – bei den meisten handelte es sich um die Prämienzahlung für andere Policen, entsprechend den Benachteiligungsklauseln. (Falls ein Krieg einen Policeinhaber davon abhielt, zum Beispiel seine Blauer-Teller-Prämien zu zahlen, so tat dies die Gesellschaft unter dem Signum des Blauen Generalschirms für ihn, ebenso wie sie den Policeinhaber ernährte.
    Aber es gab auch einige große Ersatzforderungen. Die neapolitanische Regierung hatte die normale Blauer-Generalschirm-Versicherung abgeschlossen, und obwohl diese vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten durch die Gesellschaft aufgekündigt worden war und damit die Gesellschaft davon befreite, Schadensleistungen an das Fürstentum Neapel selbst zu zahlen, gab es noch die vielen parallel laufenden Zweitversicherungen der einzelnen Ministerien und Regierungsbüros, die fast alle nicht gekündigt werden konnten. Die Gesamtsumme belief sich auf Millionen und Abermillionen von Lire. Schon beim Betrachten der Beträge auf einigen der Gutschriften schwamm es mir vor den Augen. Und dasselbe würde natürlich auch auf Sizilien zutreffen. Das allerdings würde durch das sizilianische Büro abgewickelt werden, nicht durch unseres.
    Aber die Kosten dieses einen kleinen, kurzen und unbedeutenden Krieges, der weniger als zehntausend Opfer gefordert und kaum mehr als eine Woche gedauert hatte, mußte die Reserven der Gesellschaft um mehrere hundert Millionen Dollar reduziert haben.
    Und dann gab es tatsächlich doch noch Leute, die gegen die Gesellschaft
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