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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover
Autoren: Glenn Beck
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dann?«
    »Das hier ist Teil deiner Reise. Im Himmel ist es anders. Noch besser.« Aus seinem Mund klang das Wort, wie ich es niemals zuvor gehört hatte. Mir wurde bewusst, dass der Himmel in meinem Leben bislang eher ein Mythos und weniger ein tatsächlicher Ort gewesen war, mehr eine Art himmlische Version von Disneyland. Es war die Belohnung, mit der man die Leute köderte, damit sie brav und artig waren. Aber in diesem Augenblick begriff ich, dass es diesen Ort wirklich gab und viel mehr dahintersteckte, als ich geglaubt hatte.
    »Inwiefern ist es im Himmel anders?«
    »Der Himmel ist die Buße aller Dinge.«
    »Buße?« Ich hatte das Wort schon in Großmutters Kirche gehört, aber nie genau begriffen, was damit gemeint war.
    »Buße«, sagte er, »ist die Chance, etwas in Ordnung zu bringen, was eigentlich gar nicht in Ordnung gebracht werden kann, und noch einmal neu anzufangen. Sie beginnt damit, dass du dir selbst für all das, was du falsch gemacht hast, vergibst und anderen vergibst, was sie dir angetan haben. Deine Fehler sind dann keine Fehler mehr, sondern lediglich etwas, das dich stärker macht. Buße ist die große ausgleichende und gleichmachende Kraft, die in der Erfüllung mündet: jeder Umarmung, nach der du dichjemals gesehnt hast, jeder Fahrt auf dem Riesenrad, jedem Baseballspiel, jedem Spaziergang im Schnee, allem, was du vermisst hast. Jedem, den du geliebt und verloren hast. Buße ist der Himmel auf Erden, Eddie.«
    »Dann sind meine Eltern also dort ... im Himmel?« Der warme Ausdruck in seinen Augen beantwortete meine Frage.
    »Mussten sie denn auch durch den Sturm gehen?« »Viel öfter, als du dir vorstellen kannst. Aber sie hatten einen tollen Helfer.«
    »Dich?«
    Er lächelte. »Nein, Eddie. Dich. Ihre unendliche Liebe zu dir hat ihnen durch den Sturm hindurchgeholfen. «
    Zum ersten Mal, soweit ich mich erinnern konnte, verspürte ich keine Schuldgefühle bei der Erwähnung meiner Eltern oder der Opfer, die sie für mich gebracht hatten. Nur Dankbarkeit. Ich sah Russell an. »Wird es noch weitere Stürme geben?«
    »Ja.« Wir wendeten den Blick nicht voneinander. »Zweifellos. Ein unumstößliches Ja.«
    »Was ist, wenn ich beim nächsten Mal zu viel Angst habe?«
    »Ich werde bei dir sein«, sagte er liebevoll. »Vergiss nicht, dass keiner, der jemals durch den Sturm gegangen ist, die Reise bereut hat, Eddie. Niemand steht hier und möchte wieder zurück auf die andere Seite.«
    »Danke.«
    »Du kannst dich bei dir selbst bedanken. Du hast eine gute Wahl getroffen.«
    Es tat so gut, das zu hören.
    »Und weißt du jetzt, wer du bist, Eddie?«
    Als ich diese Worte vernahm, verspürte ich mit einem Mal ein Gefühl von Wärme und eine Freude, die so außerordentlich, so köstlich waren, dass sie jeder Beschreibung spotteten. Ich bemerkte, dass ich weinte. Ich nickte.
    Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht. »Ja, du weißt es, beinahe. Beinahe.« Während ich ihn anstarrte, bemerkte ich, dass er sich plötzlich verändert hatte. Es kam mir so vor, als würde ein Licht durch seine Haut scheinen. »Du bereitest mir Freude, Eddie. Große Freude.«
    Er erstrahlte in einem Weiß, wie ich es noch niemals zuvor gesehen hatte. Glänzend. Wunderschön. Warm. Das Licht wurde so hell, dass ich meine Augen schließen und mich abwenden musste – aber in diesem Licht wusste ich ganz genau, wer ich war.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 

 
     
     
     
     

 

Kapitel 16
     
s duftete so herrlich nach Pfannkuchen, dass ich tatsächlich davon wach wurde. Ich öffnete die Augen und kniff sie gleich wieder zusammen, als ich das helle Licht erblickte, das durch das Fenster auf mein Gesicht schien.
    Ich berührte meine Wange. Sie war feucht. Ich hatte geweint. Ja, daran erinnerte ich mich. Aber wie war ich bloß in das Zimmer im Haus meiner Großeltern zurückgekommen? Ob sie nach mir gesucht hatten? Ich bemerkte, dass ich angezogen war, aber ich trug nicht dieselben Sachen wie in der Nacht auf dem Fahrrad.
    Während ich langsam richtig wach wurde, überflutete die Welt um mich herum meine Sinne. Ich spürte die frische Luft des Zimmers im Obergeschoss auf meiner Haut. Der Duft von Pfannkuchenteig und süßem Ahornsirup erfüllte die Luft. Ich konnte das Geräusch von brutzelndem Speck hören. Irgendetwas war anders. Ich fühlte mich anders. Ich fühlte mich wieder leicht, unbeschwert.
    Ich setzte mich im Bett auf. Auf dem Boden lagen zwei Brottüten, und ich bemerkte,
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