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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover
Autoren: Glenn Beck
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ich endlich auf meine Knie sank und flehentlich bat: »Dein Wille geschehe, nicht meiner.« Ich war Mitte dreißig und hatte über ein Jahr daran gearbeitet, mich zu heilen. Ich dachte, ich würde gute Fortschritte machen, aber es stellte sich heraus, dass ich noch nicht bereit war, mich mit gewissen Dingen auseinanderzusetzen.
    Ich war müde. Erschöpft von der Gewissenserforschung, erschöpft von dem ständigen Erinnern, erschöpft, mich mit Dingen zu befassen, die ich ein ganzes Leben lang zu vermeiden versucht hatte. Ohne eine bewusste Entscheidung getroffen zu haben, stellte ich fest, dass ich bereit war, mit nur wenigen Antworten in diesem Maisfeld zu stehen, weil es abseits aller eingefahrenen Straßen lag und relativ sicher war. Aber im Nachhinein war es viel mehr.
    Ich frage mich manchmal, wie viele von uns es nicht wagen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, weil wir der Überzeugung sind, nur einen gewissen Grad von Glück verdient zu haben. Durch unsere Vorstellungen und Gedanken von Wert und Freude schränken wir uns selbst ein. Wir machen es uns in unserem Kummer bequem, weil es das Einzige ist, was wir kennen. Oder vielleicht machen wir uns auch deshalb nicht auf die Suche nach unserem »wahren« Selbst, weil wir Angst haben, dass es gar nicht existiert.
    Eines Nachts hatte ich einen Traum: Der zerfurchte Weg. Das vertrocknete Maisfeld. Ein Sturm, wie ihn nie ein Mensch miterleben sollte. Und nirgends ein Ausweg.
    Dann zeigte mir ein alter, geheimnisvoller Mann den Weg.
    Ich erwachte um drei Uhr in der Früh aus diesem Traum, stand sogleich auf, um meine Farben zu holen, und versuchte, die Szene auf beiden Seiten des Sturms nachzuempfinden.Doch trotz all meiner Bemühungen bekam ich es einfach nicht richtig hin. Ich habe es seither immer wieder versucht und bin immer wieder gescheitert. Ich frage mich, ob es mir wenigstens in diesem Buch gelungen ist, die Kälte des Maisfelds, die wahrhaftige Wärme von Eddies Erlebnis auf der anderen Seite des Sturms und das Licht des Fremden, der in diesem Buch den Namen Russell trägt, einzufangen.
    Vielleicht sollte es aber ohnehin niemals zur Gänze abgebildet werden. Vielleicht sollen wir genau wie in meinem Traum nur eine Andeutung der Botschaft und des Boten sehen und den Rest dem Glauben überlassen.
    Auf den letzten Seiten erhält Eddie eine zweite Chance. Dies ist ein Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe, und zugleich auch ein Geschenk von mir an Sie . Es ist das wahre Geschenk, das für mich nun symbolisiert wird durch das letzte Geschenk, das ich von meiner Mutter erhalten habe. Es ist die Einsicht, dass einem vergeben wird und dass man neu beginnen kann und dass sich, wenn man sich seinen größten Ängsten und seinem größten Kummer stellt, der Himmel öffnet und man Glück und Liebe finden wird. Es ist der Schlüssel, um die Kette aus Kummer und Leid zu sprengen.
    Meine Mutter hat mir den Pullover geschenkt, aber das größte Geschenk wurde uns allen von einem liebenden Vater im Himmel zuteil. Es ist das einzig wahre Geschenk,das jemals allen zuteil wird und dennoch von so wenigen geöffnet oder zu schätzen gewusst wird. Es ist das Geschenk der Erlösung und der Buße, und es liegt im obersten Schrankfach unserer Seele.
    Zu Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu, doch indem wir dies tun, übersehen wir manchmal die wahre Bedeutung dieser Jahreszeit. Es ist das, was dieser Säugling, dieser Junge und schließlich dieser vollkommene Mann zum Schluss seines Wirkens getan hat, was diese Geburt zu etwas so Besonderem macht.
    Ohne seinen Tod ist seine Geburt bedeutungslos.
    Für mich war Erlösung viele Jahre nichts anderes als ein Wort, das man von einem Pfarrer zu hören bekommt. Ich glaubte nicht daran, dass ein Mensch wirklich erlöst werden kann. Und falls doch, so hielt ich mich selbst dessen nicht für würdig. Aber das stimmte nicht.
    Es ist wahr.
    Erlösung ist nicht bloß ein Wort, es ist eine alles verändernde Kraft. Ich bin ihrer würdig.
    Sie sind ihrer würdig.
    Wir alle sind es.
    Ich glaube, der wahre Grund, warum ich dies an dem letzten gemeinsamen Weihnachtsfest mit meiner Mutter lernte, ist der, dass das größte Geschenk ein jedes Geschenk ist, das mit Liebe geschenkt wird. Ich erinnere mich sehr genau an den Ausdruck in ihren Augen, alssie meinen zusammengeknüllten Pullover auf dem Boden meines Zimmers entdeckte, und ich weiß noch, dass ich begriff, was sie alles für dieses Geschenk getan hatte. Ich weigere mich, zu den
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