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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover
Autoren: Glenn Beck
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dass ich meinenWeihnachtspullover an die Brust gepresst hielt. Ich drückte ihn sogleich gegen mein Gesicht. Meine Mutter hatte diesen Pullover berührt. Hatte ihn Stück für Stück, Tag für Tag für mich gestrickt. Nicht nur ich hatte mich verändert, sondern auch der Pullover. Er kam mir jetzt anders vor – wie ein heiliges Relikt aus der Vergangenheit. »Was für ein Geschenk«, sagte ich zu niemand Bestimmtem. »Was für ein perfektes Geschenk.«
    »Eddie?«
    Das Herz blieb mir stehen. Ich blickte zu der geschlossenen Zimmertür hinüber.
    »Mit wem redest du denn da? Darf ich reinkommen?«
    Die Tür wurde geöffnet. Meine Mutter stand im Türrahmen, und das Licht des Treppenhauses umgab sie wie ein heller Glorienschein. Anfangs starrte ich sie nur ungläubig an. »Mom?«
    »Guten Morgen, Schlafmütze.«
    Ich sprang aus dem Bett, rannte auf sie zu, schlang meine Arme um sie und hätte sie dabei beinahe umgeworfen. »Mom! «
    Sie lachte. »Du meine Güte, mit so einer tollen Begrüßung habe ich ja gar nicht gerechnet. Besonders nicht nach dem gestrigen Abend.«
    »Du bist hier!«
    »Natürlich bin ich hier. Dachtest du, ich hätte dich allein gelassen?«
    Meine Augen füllten sich mit frischen Tränen. »Aber wir sind doch nach Hause gefahren ... da war dieser Unfall.«
    Sie blickte mich fragend an.
    »Als ich heraufkam, um dich zu holen, hast du tief und fest geschlafen, Eddie. Du hattest einen so schlechten Tag gehabt, dass ich es für das Beste hielt, wenn du dich richtig ausschläfst. Offenbar hatte ich recht.«
    Mit einem Mal fiel mir alles wieder ein. Ich war nach oben gekommen und hatte mich für einen Moment mit meinem Pullover im Arm hingelegt ... Das konnte doch unmöglich ein Traum gewesen sein, oder?
    Meine Mutter strich mir übers Haar. »Ich dachte, wir könnten vielleicht am Morgen einen neuen Anlauf nehmen. Geht es bei Weihnachten nicht schließlich um die Möglichkeit einer zweiten Chance?«
    Ich drückte meinen Kopf gegen ihre Brust und rief: »Oh, Mom. Ich danke dir. Es tut mir ja so leid, wie ich dich behandelt habe. Du bist die beste Mutter auf der ganzen Welt. Und mein Pullover ist toll. Ich mag ihn mehr, als du dir vorstellen kannst.«
    Sie trat lächelnd einen Schritt zurück. »Der Schlaf scheint dir ja wirklich sehr gut bekommen zu sein. Also jetzt gefällt dir dein Pullover?«
    »Mehr als alles andere.«
    »Mehr als, sagen wir mal, ein Fahrrad?«
    »Eine Million Mal besser. Besser als jedes blöde, olle Fahrrad. Können wir das mit Weihnachten bitte noch mal versuchen? Dieses Mal werde ich es auch richtig machen, das verspreche ich dir.«
    Sie sah mich an und lächelte. »Du meinst das wirklich ernst, nicht wahr?«
    Ich brachte kein Wort heraus, nickte nur. Sie zog mich wieder an sich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. »Ich liebe dich.«
    Ich sagte mit tränenerstickter Stimme: »Ich weiß. Und deshalb mag ich meinen Pullover ja auch so. Weil du ihn gemacht hast.«
    Nach einer kleinen Weile sagte sie: »Zieh dich doch jetzt um und komm nach unten. Das Frühstück ist beinahe fertig.«
    Ich ließ sie nicht los. »Bitte geh nicht weg.«
    Sie lachte. »Ich gehe doch nur nach unten. Und wer weiß, vielleicht wartet ja noch eine Überraschung auf dich.«
    Irgendwie wusste ich, was sie damit meinte. »Ich will aber gar keine andere Überraschung.«
    »Da sei dir mal nicht so sicher«, sagte sie. Sie küsste mich auf die Stirn. »Zieh dich an und komm nach unten. Grandma und Grandpa warten schon.«
    Ich wischte mir mit der Hand über die Augen. »In Ordnung.«
    Sie schloss die Tür hinter sich. Ich warf mir rasch einpaar andere Sachen über und zog natürlich auch meinen Pullover an. Während ich damit beschäftigt war, weckte etwas draußen vor dem Fenster meine Aufmerksamkeit. Schwerer Schneefall hatte eingesetzt. Das ist Dads Schnee , dachte ich.
    Als ich das untere Ende der Treppe erreichte, erblickte ich meine Großeltern, die mich erwartungsvoll ansahen. »Frohe Weihnachten!«, sagte ich.
    Sie warfen einander einen verstohlenen Blick zu und fragten sich ohne Zweifel, was in mich gefahren war. »Dir auch frohe Weihnachten«, erwiderte Großvater. Großmutter kam auf mich zu und umarmte mich. »Guten Morgen, mein Schatz. Frohe Weihnachten.«
    »Eddie«, sagte meine Mutter. »Hast du schon den Schnee ge–« Sie verstummte, bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, und starrte auf meinen Pullover. »Du scheinst ihn ja wirklich zu mögen.«
    »Das ist wirklich das beste
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