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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker
Autoren: Chris Carter
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im Raum wurde es noch ein Stück dunkler. Tyler stellte sich vor den Metalltisch, war aber immer noch zu weit von Hunter entfernt, als dass dieser einen Angriff hätte riskieren können.
    Â»Dann hat eine Psychologin uns vorgeschlagen, zurück nach L. A. zu ziehen. Sie hat gesagt, dass wir unseren Ängsten ins Gesicht sehen müssten und dass es nur immer mehr Unsicherheit in unser Leben bringen würde, wenn wir weiter versuchten, ihnen aus dem Weg zu gehen. Es würde uns auf ewig daran hindern, frei zu sein. Sie meinte, ein Umzug nach Los Angeles könnte ein erster Schritt sein, die Vergangenheit zu verarbeiten. Es dauerte Jahre, bis Kate bereit war, hierher zurückzukommen. Aber die Psychologin hat recht behalten.« Tylers Lippen verzogen sich zum Anflug eines Lächelns. »Vor dreizehn Monaten hat Kate mich im Büro angerufen. Sie weinte. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen. Sie sagte, sie hätte in der Drogerie das gesamte Regal Schwangerschaftstests leergekauft, um ganz sicherzugehen. Sie alle hätten dasselbe Ergebnis angezeigt. Wir würden endlich eine richtige Familie sein.«
    Die wehmütige Freude in Tylers Stimme weckte für einen kurzen Augenblick lang Mitgefühl in Hunter.
    Â»Wir haben jeden Tag gefeiert. Aber dann habe ich den Fehler gemacht, sie eines Abends in ein Restaurant am Santa Monica Boulevard auszuführen.« Er verstummte, und Hunter sah erneut diese unbändige Wut in seinen Augen aufblitzen. »Während wir aßen, haben wir gehört, wie ein Gast einen Kellner zusammengestaucht hat, der irgendeine Kleinigkeit falsch gemacht hatte. Und offenbar legte dieser Gast großen Wert darauf, dass ihn auch ja jeder im Restaurant hörte. Plötzlich habe ich gesehen, wie Kate ganz starr wurde. Sie hatte die Stimme eher wiedererkannt als ich.«
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    S trutter«, meinte Hunter, der bereits wusste, dass er richtiglag.
    Â»Er hatte sich kein Stück geändert.« Tylers linke Hand zupfte nervös an seinem Ärmel. »Nach all der Zeit war er immer noch ein gottverdammter brutaler Schweinehund. Er hat eine furchtbare Szene gemacht, und irgendwann hat ihn der Maître gebeten zu gehen. Alle haben ihn angestarrt, aber aus irgendeinem Grund ist Kate ihm besonders ins Auge gefallen. Er ist an unseren Tisch gekommen und hat gesagt: ›Was glotzt du so, du hässliche Sau?‹« Eine Welle von Schmerz und Wut überrollte Tyler, und sein ganzer Körper erzitterte. »Dann hat er gegrunzt wie ein Schwein – genauso, wie er es früher immer gemacht hat, als hätte er sie erkannt.« Angewidert schüttelte er den Kopf. »Und ich war so feige. Ich war wie erstarrt und habe nichts getan. Ich habe bloß dagesessen und zugesehen, wie er weggegangen ist, nachdem er wieder einmal meine Frau gedemütigt hatte. Kate konnte nicht aufhören zu weinen, und eine Woche später hat sie das Baby verloren.«
    Hunter erschauerte. Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt – das war er.
    Â»Sie wollte dieses Baby mehr als das Leben selbst. Und um den Schmerz abzutöten, hat sie am letzten Silvesterabend eine Packung Schlaftabletten geschluckt.« Tyler stand vor den Fotos seiner Opfer an der Wand. Inzwischen schäumte er vor Wut. »Der seelische Schaden, den sie bei Kate angerichtet haben, als sie jung war, ging so tief, dass selbst nach so vielen Jahren seine Stimme ausgereicht hat, um sie zu vernichten.« Tyler drehte sich zu Hunter um. »Ich dachte, ich hätte nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt. Mein Alptraum war Wirklichkeit geworden. Und dann sah ich einen Artikel in der Zeitung mit dem Foto eines lächelnden Priesters – Brett Nichols, dieses Schwein.«
    Hunter erinnerte sich daran, dass er und Garcia denselben Artikel in Vater Fabians Zimmer gefunden hatten.
    Â»Mir wurde eins klar. Während ich jahrelang gelitten habe, während Kate sich wegen ihnen das Leben genommen hat, haben Strutter und seine Gang einfach ganz normal weitergelebt, glücklich und zufrieden. Und plötzlich hatte ich wieder einen Grund zum Leben.«
    Â»Rache«, flüsterte Hunter.
    Â»Ja.« Tyler lächelte. »Der stärkste aller Gründe. Ich habe mir geschworen, dass ich jeden Einzelnen von ihnen ausfindig machen würde, und dann würden sie bezahlen. An Kates Todestag würden sie alle tot sein. Ich würde Strutter mit dem Blut
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