Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker
Autoren: Chris Carter
Vom Netzwerk:
der Familie zeichnen, die er vernichtet hatte, mit meinem eigenen Blut, und die anderen mit dem ihrer Freunde. Ich würde sie auf die abscheulichste, perverseste Art und Weise leiden lassen, die man sich nur ausdenken konnte. Ich hatte Geld, viel Geld, und in meiner Welt bedeutet Geld Macht. Ich habe Leute engagiert, die in ihren Leben herumgeschnüffelt haben. Die für mich herausgefunden haben, wo sie wohnten und wovor sie Angst hatten. Jeder hat vor irgendetwas Angst, Detective. Vielleicht keine Phobie im engeren Sinne, aber wenn man nur tief genug gräbt, stellt man fest, dass jeder Mensch sich vor irgendetwas zu Tode fürchtet. Sie hatten kein Recht, unser Leben zu zerstören.«
    Tylers Stimme begann zu zittern. Er verlor langsam, aber sicher die Kontrolle über sich. Hunter rutschte auf den Knien hin und her und rüttelte an seinen Handschellen.
    Â»Kates und mein Leben waren nur zwei, aber was glauben Sie, wie viele Existenzen diese Leute noch zerstört haben? Haben sie etwa geglaubt, dass sie tun können, was sie wollen, ohne jegliche Konsequenzen? Nun, falls ja, haben sie sich geirrt. Ich bin ihre Konsequenz«, Tyler schlug sich mit der Faust auf die Brust. » Sie haben mich geschaffen. Sie haben die Wut und den Hass geschaffen, der in meinen Adern brodelt. Aber dieser Hass hat meinem Leben wieder einen Sinn gegeben. Die Angst in ihren Augen zu sehen, als sie Kates Foto wiedererkannten, als ihnen klar wurde, dass sie bald den schlimmsten aller vorstellbaren Tode sterben würden, das hat mir eine unbeschreibliche Genugtuung verschafft. Es hat mich in einen anderen Menschen verwandelt. Und plötzlich wollte ich mehr als ihr Leben und ihren Schmerz. Sie zu quälen und zu töten war nicht genug. Ich musste ihr Blut kosten, ihr Fleisch. Dadurch fühlte ich mich … mächtig … verwandelt. Sie sollten es einmal ausprobieren, Detective, ich sage Ihnen, es gibt kein Hochgefühl, das diesem gleichkommt. Den eigenen Feind im wahrsten Sinne des Wortes zu verschlingen – nichts ist berauschender als das.« Geifer flog aus seinem Mund, als Tyler endgültig die Beherrschung über sich verlor. Er fuhr herum und griff nach Hunters Waffe. »Und niemand wird mich davon abhalten, es zu Ende zu bringen. Niemand wird mich davon abhalten, auch das Blut der letzten zu kosten. Niemand.«
    Die Zeit war abgelaufen.
    Tyler machte einen Schritt nach vorn, zielte auf Gar­cias Kopf und drückte ab.
    134
    M ollie Woods schloss die Augen und ließ sich von dem heißen Wasserstrahl die steifen Muskeln massieren. Ein dünner Nebel aus Dampf erfüllte das winzige Badezimmer und kroch unter der Tür hindurch in den Flur. Es war schon einige Stunden her, seit sie die Vision gehabt hatte, trotzdem konnte sie nicht aufhören zu zittern. Sie wusste, dass er sie holen würde. Sie hatte Blut gesehen und Panik und Schmerzen, und sie hatte weglaufen müssen.
    Sie ließ sich gegen die weiß gekachelte Wand der Dusche sinken und fragte sich, ob sie das Richtige getan hatte. Sie kannte nicht viele Leute in L. A. – eigentlich niemanden. Die einzige echte Freundin, die sie gewonnen hatte, seit sie vor drei Jahren hierhergekommen war, war Susan Zieliski. Susan hatte Mollie – die sie unter dem Namen Monica kannte – einmal gesagt, dass sie immer auf sie zählen könne, falls sie mal Hilfe brauche.
    Zitternd und schluchzend hatte sie vor etwas weniger als einer Stunde vor Susans Tür gestanden. Ihre Freundin war sehr besorgt gewesen, und Mollie hatte ihr irgendeine alberne Geschichte über ihren Freund aufgetischt, mit dem sie sich gestritten und Schluss gemacht hatte.
    Â»Ich wusste nicht mal, dass du überhaupt einen Freund hast«, sagte Susan und nahm Mollie tröstend in die Arme. »Er hat dich doch nicht geschlagen, oder? Wenn doch, dann sollten wir dem Schwein sofort die Polizei auf den Hals hetzen.«
    Sie redeten eine Weile bei einer Kanne frisch aufgebrühtem Kaffee. Mollie musste ihre Geschichte zu einer immer größeren Lüge auswalzen.
    Â»Am besten bleibst du heute Nacht hier«, meinte Susan. »Du kannst so lange hier wohnen, wie du möchtest. Ich fände es schön, ein bisschen Gesellschaft zu haben.«
    Mollies Lächeln war ein stummes Dankeschön.
    Â»Du siehst ziemlich verfroren aus. Warum gehst du nicht unter die heiße Dusche, und ich mache uns was zu essen. Dann kann ich dir von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher