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Der Utofant

Der Utofant

Titel: Der Utofant
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Defekte und Katastrophen. Natürlich können ebenso viele behebbare, noch rechtzeitig in letzter Sekunde erkannte Defekte und abgewendete Katastrophen hergestellt werden.
    Beispiel: Überall kann sich ein Defekt einnisten, also auch am Blasendruckregulierungssystem des Skaphanders, so daß der überfüllte Urinbeutel kurz vor dem Platzen steht, wodurch eine Harnstoffsprühwirkung nicht nur das Spacelabor verseuchen, sondern auch zum Ausfall des Atemluftkontrolleurs führen könnte, was den Erstickungstod aller Raumfahrer mit sich brächte, wenn jene die Katastrophe nicht im letzten Augenblick durch eine heroische kollektive Harnverhaltung abwenden würden. Sogar das einfachste Baukastenbuch enthält die Menschheitsaus rottungssituation , die sich in jeder gewünschten Qualität ausbasteln läßt. Einige Grundausrottungselemente liegen für den Anfänger vorgeformt in einem Extrafach, aus dem er sich bequem bedienen und schon bei durchschnittlicher Kreativität zu einer Situation gelangen kann, vor der er selbst erschauert. Er kann beruhigt sein, die Negativverhinderungssperre läßt zuverlässig ein Nochdavonkommen der Menschheit eintreten. Was diesen kleinen Baukasten verwöhnteren literarischen Bedürfnissen anzupassen sucht, ist die Entschei dungssituation , bei der es sich um eine innere handelt und die daher verantwortungsbewußt mit vielen re dewendlichen Variablen ausgestattet ist: Er atmete beim Nachdenken tief aus, ein – wie sollte er; vor seinem inneren Auge malten sich die Auswirkungen, die sein Entschluß – er zitterte bei dem Gedanken; ihm war, als hätte er einen Eisklumpen verschluckt – mit einemmal wurde ihm laserscharf bewußt – ihm wurde schmerzlich klar, es gab nur eine Chance, wenn die nicht, dann -; er stand vor einem Rätsel, er stand am Abgrund seines Unternehmens – jetzt mußte die Entscheidung getroffen werden – jetzt oder niemals –, er wußte nun, der Augenblick der Wahrheit stand kurz bevor; wie sollte er, durfte er überhaupt, konnte er dieses Wagnis auf sich nehmen, war er sich der Unermeßbarkeit seiner Verantwortung, die er für die gesamte Menschheit trug, bewußt, sollte er den Bestand der Erde leichtsinnig aufs Spiel; von seiner Tat hing jetzt die Existenz eines ganzen galaktischen Systems ab, die Situation war hoffnungslos, es mußte eine Rettung geben – woher sie nehmen, wenn nicht – (Auswahl)
    Personen , die eventuell benötigt werden, um Katastrophen, Einbrüche und andere Situationen an ihnen zu befestigen und sie als redewendliche Entscheidungsträger zu benutzen, sind einfach handhabbar, man kann sie sowohl weiblich als auch männlich nennen – August-Augusta, Emil-Emilia, Julius-Julia, ElektroniusElektronia – und sie durch Beigabe eines Titels, Ranges, einer Berufsbezeichnung profilieren.
    Eins will ich zu bedenken geben, die einzelnen Elemente des Kastens greifen sich trotz der glatten Oberfläche und hohen Griffigkeit bei längerem Benutzen ab und werden unansehnlich. Doch ist der Preis so niedrig, daß eine Neuanschaffung kein Problem sein dürfte. Vielleicht kauft man dann einen schwierigeren Kasten, mit dem man bereits sogenannte Charaktere basteln kann; heitertraurigsentimentalmutigfeigeflaschighinterlistigselbstlosedeljähzornig. Solche Kästen bieten auch Gelegenheit, moralische Ansprüche einzubasteln. Außerdem liegen ihnen leichtmontierbare Naturbeschreibungen sowie Poetikelemente bei. Der Preis ist höher, aber noch erträglich.

    Liane Lehmann
    Raumtod der Herzen
    Megana-Verlag • Madborrough

    Ein Weltraumroman, in dem nicht vom Kältetod, sondern endlich wieder einmal vom Liebestod die Rede ist. Rameo und Jaliune, Anklänge an Shakespeare sind unüberhörbar, gehen, sich vor Liebe verzehrend, zugrunde und kreisen, »jetzt kleine, aber unübersehbare Sterne geworden, im Weltenraum, Zeichensetzer ewigen Liebesverlangens«.
    Die Fabel ist auch wie bei Shakespeare. Die Muiden und die Prometiden, zwei im Weltraum lebende, total verfeindete Gruppen, dulden nicht, daß ihre Mitglieder mit denen der anderen Gruppe in Liebesbeziehung treten, eben weil sie so verfeindet sind. Rameo und Jaliune wagen es trotzdem. Staunenswert, wie zart die Autorin das Gefühlsleben ihrer Helden darstellt. »Jaliune erspürte Rameos Ankunft am unmerklichen Zittern des Fremdkörpersichtungsradars. Er war auf dem Wege zu ihr. Sie tippte einmal kurz den Sympathiewellensender an. Würde er dieses Zeichen wahrnehmen? Sie hatte sich nicht getäuscht. Durch seinen Skaphander
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