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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
Autoren: Michael J. Sullivan
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auch wieder nicht, und jemand könnte euch wiedererkennen. Klar, Ballentyne wird sich vermutlich nicht aufraffen, euch wegen dem bisschen Wegelagerei zu verfolgen, aber es könnte euch eines Tages passieren, dass ihr in ein Wirtshaus geht und plötzlich ein Messer im Rücken habt.« Royce wandte sich an William. »Ihr wart bei der Roten Hand, stimmt’s?«
    Will starrte ihn erschrocken an. »Davon hat doch keiner was gesagt.« Er ließ den Ast los, an dem er gerade gezogen hatte.
    »War auch nicht nötig. Die Hand verlangt von all ihren Zunftmitgliedern, sich diese idiotische Tätowierung im Nacken verpassen zu lassen.« Zu Hadrian sagte Royce: »Es soll sie als besonders harte Kerle ausweisen, führt aber nur dazu, dass man sie ihr Leben lang als Räuber und Diebe identifizieren kann. Jedem ihrer Männer eine rote Hand aufzustempeln, ist doch wirklich ganz schön blöd.«
    »Das soll eine rote Hand darstellen?«, fragte Hadrian. »Ich habe es für ein rotes Huhn gehalten. Aber jetzt, wo du’s sagst, klar, eine Hand ist logischer.«
    Royce taxierte Will mit schräggelegtem Kopf. »Hat wirklichwas von einem Huhn.«
    Will klatschte sich eine Pranke in den Nacken.
    Als das Gesträuch weggeräumt war, fragte William: »Wer seid ihr denn jetzt genau? Was ist Riyria? Die Hand hat’s mir nie verraten. Sie haben nur gesagt, ich soll mich nicht mit euch anlegen.«
    »Wir sind niemand Besonderes«, erwiderte Hadrian. »Nur zwei Reisende, die einen Ritt durch eine kühle Herbstnacht genießen.«
    »Aber mal im Ernst«, sagte Royce. »Ihr solltet auf uns hören, wenn ihr das hier weitermachen wollt. Schließlich halten wir uns ja auch an euren Rat.«
    »Welchen Rat?«
    Royce gab seinem Pferd sachte die Sporen und nahm die Straße wieder in Angriff. »Wir werden dem Grafen von Chadwick einen Besuch abstatten, aber keine Angst – wir verraten euch nicht.«
    ***
    Was er da in den Händen hielt, dachte Archibald Ballentyne, war die Welt, handlich verpackt in fünfzehn gestohlenen Briefen. Jeder Brief war mit größter Sorgfalt in einer hübschen, eleganten Handschrift verfasst. Man sah, dass die Person, von deren Hand die Briefe stammten, diese Worte für höchst bedeutungsvoll und für das Medium oder die Quelle einer tiefen Wahrheit gehalten hatte. Archibald hielt sie für Gesülze, stimmte aber jener Person immerhin darin zu, dass sie enorm wertvoll waren. Er nahm einen Schluck Branntwein, schloss die Augen und lächelte.
    »Euer Erlaucht?«
    Widerstrebend öffnete Archibald die Augen und sah seinenGardeführer finster an. »Was gibt’s, Bruce?«
    »Der Markgraf ist da, Herr.«
    Archibald lächelte jetzt wieder. Er faltete die Briefe sorgsam zusammen, umschnürte den Stapel mit einem blauen Band, legte ihn in seinen Panzerschrank, machte die schwere Eisentür zu, schloss sie ab und rüttelte sicherheitshalber noch zweimal daran. Dann ging er hinunter, um seinen Gast zu begrüßen.
    Als er in die Halle kam, erspähte er Victor Lanaklin in der Vorhalle. Er blieb stehen und beobachtete, wie der alte Mann ungeduldig auf und ab ging. Dieser Anblick erfüllte Archibald Ballentyne mit einer gewissen Befriedigung. Obwohl der Markgraf der Höhergestellte war, hatte er den Grafen doch nie zu beeindrucken vermocht. Victor mochte ja einst eine stolze, imposante oder gar edle Erscheinung gewesen sein, aber der Glanz war längst dahin: Geblieben war ein gebeugter Alter mit grauem Haar.
    »Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten, Herr?«, fragte ein schüchterner Diener den Markgrafen mit einer tiefen Verbeugung.
    »Nein, aber du kannst mir deinen Herrn herbeischaffen«, sagte dieser gebieterisch. »Oder muss ich mich selbst auf die Jagd nach ihm machen?«
    Der Diener zuckte zusammen. »Mein Herr wird gewiss gleich hier sein.« Der Diener verbeugte sich abermals und verschwand hastig durch eine Tür am anderen Ende des Raums.
    »Markgraf!«, rief Archibald im Eintreten artig aus. »Ich bin ja so froh, dass Ihr gekommen seid – noch dazu so schnell.«
    »Ihr klingt überrascht«, erwiderte Victor in scharfem Ton. Er schwenkte ein zerknittertes Schreiben, das er in der Hand hielt, und sagte: »Ihr schickt mir eine solche Botschaft undglaubt, ich würde mir Zeit lassen? Archie, ich will sofort wissen, was los ist.«
    Archibald kaschierte seinen Ärger darüber, dass er mit seinem Kindheitskosenamen angeredet wurde. Den verdankte er seiner verstorbenen Mutter, was zu den Dingen gehörte, die er ihr nie verzeihen würde. Jeder, von der
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