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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
Autoren: Michael J. Sullivan
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interessiert dich doch sowieso nicht«, sagte Royce.
    »Dann willst du also stur bleiben?«
    Schweigen.
    Hadrian schüttelte seufzend den Kopf. »Warum musst du alles so kompliziert machen? Sie sind wahrscheinlich gar keine schlechten Menschen – nur arm, verstehst du? Sie nehmen sich nur, was sie brauchen, um einen Laib Brot für ihre Familie zu kaufen. Kannst du’s ihnen verdenken? Der Winter kommt, und es sind schwere Zeiten.« Er nickte den Räubern zu. »Stimmt’s?«
    »Ich hab keine Familie«, entgegnete Plattnase. »Ich geb das meiste, was ich hab, für Schnaps aus.«
    »Ihr macht es nicht gerade leichter«, sagte Hadrian.
    »Will ich auch gar nicht. Entweder ihr zwei tut jetzt, was ich sage, oder wir schlitzen euch auf der Stelle den Bauch auf.« Zur Unterstreichung seiner Worte zog er einen langen Dolch aus dem Gürtel und wetzte ihn geräuschvoll an der Klinge seines Schwerts.
    Kalter Wind heulte durch die Bäume und rüttelte an den Ästen. Rote und goldene Blätter wirbelten durch die Luft, Spielzeug der Böen, die die schmale Straße entlangfegten. Irgendwo im Dunkeln schrie eine Eule.
    »Hört zu, wie wär’s, wenn wir euch die Hälfte unseres Gelds geben? Meine Hälfte. Dann geht ihr immerhin nicht ganz leer aus.«
    »Wir reden von keiner Hälfte«, sagte der Mann, der Hadrians Pferd festhielt. »Wir wollen alles, auch die Pferde hier.«
    »Moment mal. Unsere Pferde? Ein bisschen Geld abzukassieren, ist ja in Ordnung, aber Pferdediebstahl? Wenn sie euch erwischen, hängen sie euch. Und euch ist doch klar, dass wir das melden, sobald wir in eine Ortschaft kommen.«
    »Ihr seid aus dem Norden, was?«
    »Ja, gestern in Medford losgeritten.«
    Der Mann, der das Pferd hielt, nickte, und Hadrian bemerkte eine kleine rote Tätowierung in seinem Nacken. »Seht ihr, das ist euer Problem.« Sein Gesicht wurde jetzt weicher, geradezu mitleidig, was allerdings noch bedrohlicher wirkte, weil die Distanz wegfiel. »Ihr seid vermutlich auf dem Weg nach Colnera – nette Stadt. Jede Menge Läden. Jede Menge reiche Leute. Da unten wird jede Menge Handel getrieben, und hier auf dieser Straße kommen jede Menge Reisende durch, die alle möglichen Sachen runterbringen, um sie den reichen Leuten zu verkaufen. Aber ich nehm mal an, ihr wart noch nie hier im Süden, stimmt’s? Droben in Melengar macht König Amrath sich die Mühe, Soldaten auf den Landstraßen patrouillieren zu lassen. Aber hier in Warric geht’s ein bisschen anders zu.«
    Plattnase kam näher und leckte sich die gespaltene Lippe, während er das Langschwert auf Hadrians Rücken musterte.
    »Soll das heißen, Räuberei ist hier erlaubt?«
    »Na-ah, aber König Ethelred sitzt in Aquesta, und das ist ganz schön weit von hier.«
    »Und der Graf von Chadwick? Verwaltet er nicht diese Ländereien hier im Namen des Königs?«
    »Archie Ballentyne?« Die Nennung dieses Namens löste unter den Räubern enorme Heiterkeit aus. »Archie kümmert es einen Dreck, was im gemeinen Volk vor sich geht. Der hat viel zu viel damit zu tun, sich zu überlegen, was er anziehen soll.« Der Mann grinste und entblößte eine Reihe schiefstehender gelber Zähne. »Also, los jetzt, Schwerter fallen lassen und absteigen. Ihr könnt ja dann zu Fuß zum Schloss Ballentyne gehen, beim alten Archie anklopfen und schauen, was er unternimmt.« Erneutes Gelächter. »Wenn ihr nicht findet, dass das hier der ideale Ort zum Sterben ist, dann tut jetzt, was ich sage.«
    »Du hattest recht, Royce«, sagte Hadrian resigniert. Er öffnete die Schließe seines Mantels und legte ihn hinter sich über den Sattel. »Wir hätten nicht die Straße nehmen sollen, aber mal ehrlich – wir sind doch hier mitten im Nichts. Wie groß war da schon das Risiko?«
    »Angesichts der Tatsache, dass wir gerade ausgeraubt werden – ziemlich groß, würde ich sagen.«
    »Das entbehrt wirklich nicht der Ironie – Riyria wird ausgeraubt. Hat fast schon eine gewisse Komik.«
    »Es ist überhaupt nicht komisch.«
    »Habt ihr ›Riyria‹ gesagt?«, fragte der Mann, der Hadrians Pferd hielt.
    Hadrian nickte, zog seine Handschuhe aus und steckte sie unter seinen Gürtel.
    Der Mann ließ das Pferd los und trat einen Schritt zurück.
    »Was ist los, Will?«, fragte das Mädchen. »Was ist Riyria ?«
    »Es gibt zwei Männer in Melengar, die sich so nennen.« Er sah die anderen an und senkte die Stimme. »Ihr wisst doch, ich hab Verbindungen dort oben. Die sagen, zwei Männer, die sich Riyria nennen, operieren von
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