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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
Autoren: Michael J. Sullivan
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und zog die Tür zu.
    Der große, runde Raum enthielt nur wenig Mobiliar: einen mächtigen, mit allem Möglichen beladenen Schreibtisch und vor dem kleinen Kamin zwei gepolsterte Sessel mit einem zierlichen Tischchen dazwischen. Hinter einem schlichten Messing-Kaminschirm brannte ein Feuer, das den größten Teil des Zimmers erhellte. Wandkerzenhalter beleuchtetenden Rest und verbreiteten einen anregenden Duft nach Honig und Salifan.
    Archibald lächelte, als er Victor zu dem mit Schriftrollen und Landkarten übersäten Schreibtisch hinüberäugen sah. »Keine Sorge, Markgraf. Die wirklich verfänglichen Pläne für die Übernahme der Weltherrschaft habe ich vor Eurem Besuch versteckt. Setzt Euch doch bitte.« Archibald deutete auf die beiden Sessel am Kamin. »Ruht Euch von der langen Reise aus, ich schenke uns unterdessen etwas zu trinken ein.«
    Der Ältere sah ihn finster an und brummte: »Genug jetzt mit Schlossführungen und sonstigen Artigkeiten. Wir sind hier, also kommen wir zur Sache. Erklärt mir, was das alles soll.«
    Archibald ignorierte den Ton des Markgrafen. Er konnte sich eine gewisse Großmut leisten, jetzt, da ihm gleich der Lohn seiner Mühen zufallen würde. Er wartete, bis der Markgraf Platz genommen hatte.
    »Euch dürfte ja bekannt sein, dass ich mich für Eure Tochter Alenda interessiert habe?«, fragte Archibald, während er an den Schreibtisch ging, um zwei Gläser Branntwein einzuschenken.
    »Ja, sie hat es erwähnt.«
    »Hat sie auch erwähnt, warum sie meine Avancen zurückgewiesen hat?«
    »Sie mag Euch nicht.«
    »Sie kennt mich kaum«, konterte Archibald, den Zeigefinger schwenkend.
    »Archie, habt Ihr mich deshalb hergebeten?«
    »Markgraf, ich wäre sehr dankbar, wenn Ihr mich mit meinem korrekten Namen ansprechen würdet. Mich so zu nennen, ist unangemessen, da mein Vater tot ist und ich jetzt der Graf bin. Aber Eure Frage geht nicht völlig am Thema vorbei. Wie Ihrwisst, bin ich der zwölfte Graf von Chadwick. Zugegeben, es ist kein riesiger Besitz, und die Ballentynes gehören nicht zu den einflussreichsten Geschlechtern, aber einiges habe ich doch vorzuweisen. Ich gebiete über fünf Dörfer und zwölf Weiler sowie über das strategisch wichtige Hochland von Senon. Ich befehlige derzeit eine stehende Truppe von über sechzig Bewaffneten, und zwanzig Ritter leisten mir Gefolgschaft – darunter Baron Enden und Baron Breckton, vielleicht zwei der bedeutendsten Ritter unserer Zeit. Um unsere Woll- und Lederexporte beneidet uns ganz Warric. Es ist sogar die Rede davon, dass die Somershohspiele hier stattfinden sollen – auf ebenjenem Rasen, den Ihr vorhin überquert habt.«
    »Ja, Archie – ich meine Archibald  –, Chadwicks Status in der Welt ist mir wohlbekannt. Ich brauche keine Lektion in Wirtschaftskunde von Euch.«
    »Ist Euch auch bekannt, dass König Ethelreds Neffe hier mehr als einmal getafelt hat? Oder dass mich der Herzog und die Herzogin von Rochelle dieses Jahr zum Wintertidemahl eingeladen haben?«
    »Archibald, das ist alles ziemlich ermüdend. Worauf wollt Ihr hinaus?«
    Archibald runzelte die Stirn – wie konnte sich der Markgraf so ganz und gar unbeeindruckt zeigen! Er kam mit den Gläsern herüber, reichte eines Victor, setzte sich in den anderen Sessel und trank erst mal schweigend von seinem Branntwein.
    »Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: In Anbetracht meines Standes, meines Ansehens und meiner glänzenden Zukunftsaussichten ist nicht zu verstehen, warum Alenda mich abweist. Mein Äußeres ist gewiss nicht der Grund. Ich bin jung und präsentabel und trage nur die erlesene ausländische Mode aus teuersten Seidenstoffen. Ihre übrigen Freier sindallesamt alt, fett oder kahl – in mehreren Fällen sogar alles zugleich.«
    »Vielleicht sind Aussehen und Reichtum ja nicht ihre einzigen Kriterien«, entgegnete Victor. »Frauen denken nicht immer an Politik und Macht. Alenda gehört zu den Mädchen, die der Stimme ihres Herzens folgen.«
    »Aber sie wird auch den Wünschen ihres Vaters Folge leisten. Oder etwa nicht?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr sagen wollt.«
    »Wenn Ihr sie bitten würdet, mich zu heiraten, würde sie es tun. Ihr könntet es ihr sogar gebieten .«
    »Deshalb also habt Ihr mich genötigt, hierher zu kommen? Tut mir leid, Archibald, aber da habt Ihr Eure und meine Zeit vergeudet. Ich habe nicht die Absicht, sie zu irgendeiner Ehe zu zwingen, schon gar nicht mit Euch. Sie würde mich ihr Leben lang hassen. Mir sind die Gefühle
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