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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster
Autoren: Alfred Bekker
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nicht akzeptieren, hat mich lange Zeit mit Telefonterror verfolgt und so … Die Freundinnen, die ich danach hatte – oder auch nur Frauen, von denen Melanie geglaubt hat, dass ich was mit ihnen hätte –, hat sie ebenfalls belästigt. Es hagelte unbegründete anonyme Anzeigen wegen Steuerhinterziehung, Falschparkens, was weiß ich, was sie sich alles ausgedacht hat. Manchmal rief auch einfach nur jemand mitten in der Nacht an und meldete sich nicht. Natürlich mit unterdrückter Rufnummer. Aber das war sie, da bin ich mir sicher.«
    »Warum ist nie jemand zur Polizei gegangen?«
    »Weil so was immer im Sand verläuft. Außerdem kannten die meisten Melanie. Wir hatten uns alle in der Mittelalter-LARP-Szene kennengelernt, und jeder wusste doch, welches Schicksal sie hinter sich hatte. Und davon abgesehen, war es in vielen Fällen auch nicht zu beweisen. Nadine zum Beispiel glaubte eher, dass nicht Melanie hinter den Anrufen steckte, sondern die Neuen Templer, weil sie kein Mitglied werden wollte.«
    »Und? Das kann man ausschließen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Seit heute schließe ich gar nichts mehr aus. Denken Sie denn, dass Melanie wirklich …?«
    »Ich schließe auch nichts aus«, antwortete Anna. »Warten wir am besten die Ergebnisse der Laboruntersuchungen ab.«

Die Augen der Mörderseele

    Als Anna ihre Wohnung erreichte, klingelte ihr Handy. Es war Branagorn.
    »Teure Cherenwen, ich bin froh, dass Ihr offenbar wohlauf seid.«
    »Warum auch nicht, Branagorn?«
    »Lasst äußerste Vorsicht walten.«
    »Gibt es einen Grund für Ihren Anruf? Ich bin nämlich sehr müde, und vielleicht wäre es besser, wenn wir uns morgen weiter unterhalten.«
    »Hat sich Euer Heilerfreund aus Lengerich schon gemeldet?«
    »Nein, das hat er nicht. Aber das tut er vielleicht noch.«
    Anna dachte an das, was sie heute über Branagorns Vergangenheit erfahren hatte. Eines Tages werden wir uns über seine Mutter unterhalten müssen, dachte sie. Aber nicht jetzt, und schon gar nicht am Telefon, obwohl seine Reaktion darauf sie brennend interessiert hätte. Ein kleines Kind, das einen Mord gesehen hat – und die wahnhafte Grausamkeit und Gier in den Augen seiner Mutter. Wer so etwas erlebt hatte, dem blieb wohl tatsächlich keine andere Wahl, als sich in eine Phantasiewelt zu flüchten und sich eine Herkunft vom edlen Lichtvolk der Elben zu erträumen, dessen Angehörige über allerlei erstaunliche oder magische Fähigkeiten verfügen. Andererseits fragte sich Anna immer noch, wie es sein konnte, dass in den Unterlagen, die ihr bisher vorlagen, weder etwas über Heimaufenthalte noch über dieses zweifellos traumatisierende Kindheitserlebnis verzeichnet war. War am Ende alles nur eine Verwechslung? Ein Fehler? Ein Treppenwitz der Psychiatrieverwaltung? Der Name Frank Schmitt war schließlich so häufig, dass man die Verwechslung mit einem Namensvetter nicht so ohne Weiteres als etwas völlig Unwahrscheinliches ansehen konnte.
    Machst du jetzt nicht dasselbe wie er?, ging es Anna dann durch den Kopf. Biegst du dir jetzt nicht auch die Welt so zurecht, wie sie dir in den Kram passt, nur damit zumindest eine vage Chance bestehen bleibt, dass an Branagorns Geschichte doch irgendetwas Wahres sein könnte?
    »Branagorn, wir unterhalten uns am besten morgen. Kommen Sie so gegen zehn in meine Praxis. Dann erzähle ich Ihnen auch, was sich bis dahin Neues ergeben hat. Und wir beide unterhalten uns dann vielleicht auch noch mal etwas ausführlicher.«
    »Nein«, widersprach Branagorn. »Ich bin auf dem Weg zu Euch, denn zumindest das, was ich herausgefunden habe, solltet Ihr noch heute wissen.«
    »Branagorn, das halte ich für keine gute Idee.«
    »Ich werde jetzt das Gespräch beenden, werte Cherenwen, denn die Magie des sprechenden Artefakts gestattet es nicht, sich mit mehreren Stimmen zur selben Zeit zu unterhalten. Und wenn nun Euer Heilerfreund aus Lengerich Euch zu erreichen versucht und seine Magie nicht zu Euch durchzudringen vermag, wäre das sehr bedauerlich.«
    »Hören Sie …«
    »Bis bald, teuerste Cherenwen. Und gebt unbedingt auf Euch acht!«
    Das Gespräch war unterbrochen.
    Das hast du dir selbst zuzuschreiben, dachte Anna. Sie war es schließlich gewesen, die es zugelassen hatte, dass die Grenzen überschritten worden waren – und jetzt hatte sie einen Patienten am Hals, der gar nicht daran dachte, diese Grenzen zwischen Patient und Therapeut je wieder einzuhalten. Ein schöner Schlamassel, durchfuhr es sie. Aber
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