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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster
Autoren: Alfred Bekker
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Bevölkerung beruhigt werden kann. Aber das Morden wird weitergehen. Ich bin nicht der Barbier. Ich schwöre es Ihnen! Ich sage nichts als die Wahrheit, die reine Wahrheit! Allerdings habe ich zurzeit das Gefühl, dass die hier niemand wirklich hören will.«
    »Also für mich trifft das auf jeden Fall nicht zu«, sagte Anna. »Ich bin an nichts anderem als an der Wahrheit interessiert. Und vielleicht können Sie ja auch dazu beitragen, dass wir ihr etwas näher kommen.«
    »Ist das irgendeine neue Masche? Wollen Sie mich einlullen, damit ich was Unvorsichtiges sage, was dann vor dem Haftrichter so ausgelegt werden kann, dass ich gefährlich bin?«
    »Nein, da können Sie völlig unbesorgt sein.«
    »Fragen Sie mich, was Sie wollen. Ich werde sowieso später alles abstreiten und behaupten, dass ich misshandelt wurde.«
    »Herr Winkelströter …«
    »Ist doch wahr! Wenn man etwas anders aussieht als der Durchschnitt, wird man gleich mit irgendwelchen Perversionen in Verbindung gebracht und als potenzieller Mörder betrachtet. Sie haben Glück. Sie laufen adrett frisiert und wie die Spießigkeit persönlich herum, da werden Sie wohl noch nicht mal verhaftet, wenn Sie gerade einen Geldsack aus einer Bank herausschleppen.«
    »Herr Winkelströter, wenn Sie erst noch etwas mehr von Ihren Pilzgiften ausschwitzen müssen, bevor Sie sich mit mir unterhalten können, dann akzeptiere ich das. Aber Sie sollten wissen, dass ich keineswegs Ihr Feind bin. Und wenn das, was Sie behaupten, stimmt, wird sich das ja spätestens nach Abschluss der Laboruntersuchungen an Ihren Waffen, Ihrer Kleidung und Ihrem Wagen ja auch erweisen.«
    Timothy seufzte. »Ja, entschuldigen Sie«, murmelte er. »Es ist nur so, ich habe Nadine wirklich gemocht.«
    »Kennen Sie auch Melanie und Sarah Aufderhaar?«
    Timothy Winkelströter blickte überrascht auf.
    »Ja, kenne ich.«
    »Beide?«
    »Beide. Aber Melanie etwas besser.«
    »Wieso?«
    »Ich weiß nicht, wieso das jetzt wichtig ist.«
    »Deshalb ist das wichtig«, sagte Anna und faltete vor ihm einen Ausdruck des Facebook-Fotos auf, das Nadine Schmalstieg hochgeladen hatte.
    »Das ist aber lange her«, meinte Timothy. »Da sehe ich ja noch aus wie ein Bubi!«
    »Fast alle Frauen, die hier zu sehen sind, wurden Opfer des Barbiers.«
    »Ja, und weil ich mit all denen irgendwie mehr oder weniger gut bekannt war, heißt es nun, dass ich sie auf dem Gewissen habe.«
    »Erinnern Sie sich noch, wo Melanie auf dem Foto war?«
    »Na, da!«, meinte er und zeigte mit dem Finger auf eine der Frauen. Dann korrigierte er sich. »Nein, das ist Sarah. Melanie trug immer gerne diese Pestdoktor-Kostüme. Ich hatte damals mit meinem Internetshop angefangen, und das Ding ist seitdem ein Renner, kann ich Ihnen sagen.« Dann wirkte sein Gesicht auf einmal sehr nachdenklich.
    »Sprechen Sie ruhig weiter. Alles, was Ihnen einfällt.«
    »Irgendwie ist es nicht verwunderlich, dass Melanie eine Vorliebe für Masken hatte. Auch damals schon …«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie wurde bei einem Brand furchtbar entstellt.«
    »Sprechen Sie von dem Hausbrand in Borghorst vor fünfzehn Jahren, bei dem Melanies Eltern und ihr Bruder ums Leben kamen?«
    »Sie wissen davon?«
    »Ja, aber ich wusste nicht, dass Melanie dabei entstellt wurde.« Anna kam wieder in Erinnerung, dass irgendetwas mit Melanies Haaren nicht gestimmt hatte.
    »Was hat das denn alles mit diesem Barbier zu tun – und mit Nadines Tod?«, fragte Timothy Winkelströter.
    »Und dem von Jennifer Heinze, die Ihnen ja wohl ebenfalls nahestand.«
    »Ja«, murmelte er.
    »Vertrauen Sie mir einfach. Was hatten Sie mit Melanie Aufderhaar zu tun?«
    »Ich würde sagen, ich war ihr erster Freund. Oder besser gesagt: beinahe.«
    »Was heißt beinahe, Herr Winkelströter?«
    Er wich Annas Blick aus und ließ die Daumen seiner gefalteten Hände umeinander kreisen. »Melanie war ja recht nett und sie hat die Folgen ihrer Brandverletzungen ja auch immer ziemlich geschickt verdeckt. So geschickt, dass ich davon zu Anfang gar nichts bemerkt habe. Verstehen Sie, ich konnte das einfach nicht. Sie hat kein Haar mehr auf dem Kopf und sieht ohne Perücke aus wie Frankenstein. Und dann an der Seite von der Körpermitte bis zum Knie, das ist alles verwachsen und was weiß ich, was da gemacht wurde. Sie hat deswegen auch Schwierigkeiten, wenn sie aufsteht.«
    »Sie haben sich also von ihr zurückgezogen.«
    »Ja. Kann man so sagen.«
    »Und wie hat sie reagiert?«
    »Sie wollte das
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