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0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

Titel: 0125 - Wir stutzten ihm die Krallen
Autoren: Wir stutzten ihm die Krallen
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Wir standen hinter dem Schaufenster eines Friseurladens. In der Mittagspause hatten wir mit dem Inhaber des Geschäftes gesprochen und ihm unsere Dienstausweise gezeigt. Er war ein vernünftiger Mann und gestattete uns, seinen Laden als Beobachtungsort zu benutzen.
    Zum Glück gab es weiter hinten eine Abteilung für die Damen. Wir nahmen vorn in der Nähe seines großen Schaufensters Platz und taten so, als wären wir zwei geplagte Ehemänner, die auf ihre Damen unter der Dauerwelle warten müssen. Dabei hielten wir den gegenüberliegenden Hauseingang scharf im Auge.
    Der Mann, hinter dem wir her waren, wurde uns als dunkelhaarig, mittelgroß, breitschultrig und elegant gekleidet beschrieben. Er sollte einen grauen Ford mit Weißwandreifen fahren. Das war alles, was wir von ihm wussten. Eine Kleinigkeit wussten wir allerdings noch: Der Mann trug immer eine Pistole bei sich.
    Mittags um zwei hatten wir unseren Posten bezogen. Um vier Uhr saßen wir immer noch am Schaufenster und warteten auf den großen Unbekannten. Um uns die Zeit ein bisschen schneller zu vertreiben, vereinbarten wir, dass wir abwechselnd für je dreißig Minuten in den herumliegenden Illustrierten blättern wollten.
    Phil zog sich die Zeitungen heran und fing an zu blättern, während ich weiter hinüber zu dem Hauseingang starrte. Ab und zu kam jemand heraus oder es ging jemand ins Haus, aber bisher war niemand dabei gewesen, der unser Mann sein konnte.
    Es war kurz vor halb fünf, als der graue Ford mit den Weißwandreifen plötzlich auftauchte. Ich gab Phil einen leichten Stoß und deutete mit dem Kopf zum Schaufenster. Mit einem Blick sah Phil, dass es so weit war: Ein Mann unserer Beschreibung war ausgestiegen und ging raschen Schrittes auf den Hauseingang zu.
    Wir warteten, bis er hinter der breiten Haustür verschwunden war, dann sagte ich: »Mir reicht’s jetzt. Wenn sie mit ihrer Dauerwelle nicht fertig werden, sollen sie sehen, wo sie uns finden. Ich gehe einen trinken. Kommst du mit?«
    »Klar«, strahlte Phil.
    Wir nickten dem Friseur zu und verließen seinen Laden. Ein paar Häuser weiter stand mein Jaguar in einer Einfahrt. Wir setzten uns hinein, und ich fuhr auf die Straße. Ungefähr achtzig Yards hinter dem Ford stoppte ich ihn.
    Wieder ging das Warten los. Wir rauchten ein paar Zigaretten und sahen immer wieder auf die Uhr. Kurz vor fünf erschien unser Mann wieder und setzte sich ans Steuer.
    Wir nahmen die Verfolgung auf. Ein paar Wagen ließen wir zwischen ihm und uns, aber zu weit durften wir den Abstand nicht ausdehnen, sonst hatte er Aussichten, auf einer Kreuzung davonzuhuschen.
    Die Fahrt ging südwärts bis in die 23. Straße. Dort steuerte der Ford einen Parkplatz an, und der Fahrer drängte sich in den Eingang eines Warenhauses. Ich hatte keine Zeit mehr, den Jaguar ebenfalls auf den Parkplatz abzustellen, also ließ ich ihn kurzerhand auf der Straße stehen, obgleich das Parkverbotsschild gar nicht zu übersehen war.
    »Nimm du den zweiten Eingang!«, rief ich Phil zu.
    Er nickte. Wir knallten die Wagentüren zu und strebten auseinander.
    Ich drängte mich durch einen Schwarm von Schülerinnen, die meinen Eingang belagerten, und kam endlich hindurch. Ein paar empörte Ausdrücke flogen mir nach.
    Sie wissen ja, wie es in Warenhäusern aussieht. Es ist verdammt nicht leicht, in diesem Gewimmel einen Mann zu finden, von dem man nicht einmal richtig weiß, wie er aussieht. Der einzige Anhaltspunkt war allenfalls noch der Fischgrätenmantel mit der ungewöhnlichen schwarzroten Farbe.
    Ich drängte mich so schnell wie möglich an Ständen und Tischen vorbei und suchte die rechte Hälfte im Erdgeschoss ab. Als ich gerade am Juwelierstand vorbeikam, sah ich den schwarzroten Mantel auf der Rolltreppe.
    Er sah herunter und unsere Blicke trafen sich. Sein Gesicht war voll und sonnenbraun. Mir war, als schwebe ein spöttisches Lächeln um seinen Mund. Vor allem aber wurde mir klar, dass er unsere Verfolgung durchschaut hatte.
    Nun, für diesen Fall hatten wir uns schon über unser weiteres Vorgehen geeinigt. Unsere Absicht war, ihn so weit wie möglich zu verfolgen, um festzustellen, welche Komplizen er hatte. Sollte sich das als unmöglich erweisen, dann gab es nur eine sofortige Festnahme.
    Und das wollte ich jetzt tun. Aber dazu musste ich erst einmal nahe genug an ihn herangekommen sein.
    Ich spurtete zur Rolltreppe. Sehr rücksichtsvoll konnte ich mich dabei nicht benehmen. Als ich den unteren Absatz erreichte, sprang er
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