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0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

Titel: 0125 - Wir stutzten ihm die Krallen
Autoren: Wir stutzten ihm die Krallen
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oben gerade das letzte Stück zur zweiten Etage hinauf, warf einen Blick abwärts, während ich hinaufrollte, und suchte nach Phil.
    Er drängte sich ebenfalls gerade auf die Rolltreppe zu.
    »Nimm den Fahrstuhl!«, rief ich ihm zu.
    Er nickte und verschwand zwischen den Leuten.
    Ich erreichte die erste Etage und sah mich rasch um. Damen-Oberbekleidung. Kein Ort für einen Mann. Hier würde er auffallen. Er dürfte sich eine Etage höher geflüchtet haben.
    Ich lief an der galerieartigen Seite, von der man hinab in den Lichthof des untersten Stockwerks blickte, entlang bis zum Anfang der nächsten Rolltreppe. Als ich schon ein Stück auf ihr hinaufgefahren war, entdeckte ich ihn unter mir hinter einer langen Reihe von Damenmänteln.
    Ich flankte über das Geländer und kam gut auf. Aber er hatte es gesehen und jagte auf die Rolltreppe zu, die von unten herauf kam. Für einen Augenblick war ich verdattert, dann sah ich sein Manöver: Er rutschte auf dem Geländer der Rolltreppe bäuchlings hinab wie ein Schuljunge.
    Well, es war keine Zeit zu kleinlichen Bedenken. Ich tat es ihm nach. Auf dem schmalen Geländer hatte ich zu tun, um nicht nach rechts und links abzustürzen. Nach rechts wäre ich auf die Rolltreppe gefallen, die mich statt nach unten wieder hinaufbefördert hätte, nach links ging’s immerhin acht Meter tief hinab ins Erdgeschoss.
    Ich bremste mit den Händen die Fahrt, als ich hinter mir einen krachenden Lärm hörte. Ich wandte den Kopf. Der Kerl war von halber Höhe hinabgesprungen, hatte den Tisch des Juweliers umgeworfen und zielte jetzt kaltblütig mit seinem Schießeisen nach mir.
    Ich ließ mich nach rechts auf die Rolltreppe fallen, als der Schuss schon krachte. In der Wand neben mir splitterte die Holzvertäfelung. Frauen schrien gellend auf. Ich sprang wieder auf die Füße und flankte ebenfalls über das Geländer nach unten. Im Fallen sah ich ihn den Gang zum Eingang hinabjagen. Er warf rücksichtslos um, was sich ihm in den Weg stellte.
    Ich landete mit federnden Knien inmitten einer glitzernden Anhäufung von billigem Tand, Glasschmuck und Imitationszeug, das unser Mann vom Juweliertisch gefegt hatte.
    Der Sturz dröhnte mir verdammt hart durch die Glieder, aber ich kam ohne Schaden davon.
    »FBI!«, brüllte ich und drängte mich durch die zurückweichenden Leute den Gang hinunter. Es war ein ungefähr drei Yards breiter Mittelgang zwischen den Verkaufsständen im Erdgeschoss, und er war vollgestopft von Frauen, Männern und Kindern. Ich hatte erst die Hälfte des Weges bis zum Eingang zurückgelegt, als draußen auf der Straße noch ein Schuss fiel.
    Innerlich verfluchte ich schon die Tatsache, dass wir ihm überhaupt ins Warenhaus gefolgt waren. Sicher, sein erster Schuss war ins Holz neben der Rolltreppe gefahren, aber ebenso gut hätte diese Kugel irgendeinen harmlosen Besucher des Warenhauses treffen können.
    Ich erreichte keuchend die Straße. Eine dichte Menschenmenge hatte sich angesammelt. Mich durchfuhr ein Schrecken. Hatte sein zweiter Schuss etwa doch noch einen ahnungslosen Käufer getroffen?
    »FBI«, sagte ich immer wieder. »Lassen Sie mich durch! Bundespolizei! Bitte, lassen Sie mich durch!«
    Ich drängelte mich bis in die vorderste Reihe. In der Ferne heulten Polizeisirenen. Vor meinen Füßen lag unser Mann. Der Schuss war ihm von schräg rechts her in die Stirn gegangen, ein paar Zentimeter vor der Schläfe. Die Kugel musste noch im Gehirn sitzen, denn man konnte keine Austrittsstelle sehen.
    ***
    Es war abends um halb sechs, als bei Professor Holder das Telefon klingelte. 6
    Holder nahm den Hörer ab und meldete sich.
    »Hier ist das Anwaltsbüro Smith & Müler«, sagte eine weibliche Stimme. »Wir erfuhren, dass bei Ihnen eine junge Dame namens Porty Cell arbeitet. Ist die junge Dame zu sprechen?«
    »Einen Augenblick«, sagte der Professor. »Ich werde sehen, ob meine Sekretärin noch da ist. Sie hat sich gerade von mir verabschiedet.«
    Er legte den Hörer auf den Schreibtisch und ging ins Vorzimmer. Von Miss Cell war nichts zu sehen. Aber ihr Mantel hing noch am Haken. Holder durchquerte das Vorzimmer und öffnete die Flurtür.
    »Ich komme sofort!«, erwiderte ihre Stimme aus dem Badezimmer.
    Sie frischt ihr Make-up auf, dachte Holder. Was doch die Frauen täglich für Zeit auf die Pflege ihres Äußeren verwenden! Na, vermutlich ist es ganz gut so. Schließlich geschieht es doch mehr oder weniger für uns Männer.
    Er ging zurück in sein Arbeitszimmer und
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