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In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)

In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)

Titel: In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Autoren: Jennifer Wolf
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Prolog
     
    Über mich und das „Vampir-Outing“:
     
    Seit ich denken konnte, wohnte meine Familie in einem kleinen Haus am Stadtrand von Köln im Ortsteil Rodenkirchen. Es war nicht besonders groß, aber es gab dort genügend Platz für meine Eltern Angela und Friedrich Michels, meinen zwei Jahre älteren Bruder David und mich, Miriam Angela Michels. Mein Vater war ein sehr sportlicher Mensch, sehr groß, fast zwei Meter, und er joggte jeden Morgen vor der Arbeit mindestens eine halbe Stunde. Die Sportlichkeit habe ich leider nicht von ihm, in dem Punkt ähnele ich eher meiner Mutter, die den Haushalt und ihren Beruf als „genug Sport“ bezeichnete. Sie arbeitete Teilzeit in einem Klamottenladen und als Aushilfe in einem Pferdestall. Irgendwie hatte sie ja auch recht. Mein Vater saß die meiste Zeit am PC in der Arbeit und Mama war den ganzen Tag auf den Beinen. Außer der Sportlichkeit habe ich von meiner Mutter noch ihre hellbraunen Augen, ihren dunklen Hautteint und das braune, unbändige Haar geerbt. Wobei mir letzteres oft zu schaffen macht, besonders die Locken. David kam ganz nach unserem Vater. Er war fast genauso groß wie er, hatte strohblonde Haare und unglaublich hellblaue Augen. Mama sagte zu Papa immer, dass er ihn nicht verleugnen konnte, aber ich könnte auch vom Postboten sein. Sie liebte es, ihn damit zu necken.
    Ich war , glaube ich, elf Jahre alt, als meine Mutter aufgeregt mit einer Zeitung wedelnd in mein Zimmer gerannt kam. David zog sie an seinem Pulli hinter sich her. Früher hatten mein Bruder und ich uns ein Zimmer geteilt, als er dann zehn wurde, bekam er sein eigenes im Keller.
    „Kinder … “, begann Mama ganz aus der Puste vor lauter Aufregung, „… heute Abend wird im Fernsehen Geschichte geschrieben.“
    Mein Bruder und ich sahen sie desinteressiert an und warteten auf den riesigen Knall, den i hre Aufgebrachtheit versprach. Sie öffnete die Zeitung. Die erste Seite wurde von einem einzigen großen Artikel dominiert und nichts deutete auch nur irgendwie daraufhin, dass auf den folgenden Seiten noch etwas anderes zu finden sein würde. Das Titelbild zeigte einen hübschen Mann mit sehr blasser Haut, schwarzen Haaren und roten Augen. Unter dem Foto stand klein gedruckt: Heinrich von Rosenheim, Sprecher der internationalen Vampirvereinigung In sanguine veritas (dt. Die Wahrheit liegt im Blut, Internet: www.insanguineveritas.org). Die Schlagzeile lautete: Vampire, ein Mythos wird lebendig . Darunter stand in kleinerer Schrift: Heute Abend großes Coming-out in der ARD.
    „Ich möchte mit euch darüber sprechen, bevor ihr es aus dem Fernsehen hört“, hauchte meine Mutter und ihre Augen funkelten.
    Ich weiß noch genau, wie still es an diesem Abend in den Straßen war. Jeder saß zusammen mit seiner Familie vor dem Fernseher und verfolgte die Talkshow im Ersten, so wie wir. Sogar Papa war an dem Tag früher von seiner Arbeit als Bankkaufmann nach Hause gekommen, um sich die quälenden Stunden bis zur Sendung mit uns zu vertreiben. Wir spielten Uno, aber leider weiß ich nicht mehr, wer wie oft gewonnen hat. Meine Gedanken waren voll und ganz mit dem Thema Vampir beschäftigt und ich hoffte insgeheim, dass sie so lieb wie der kleine Vampir Rüdiger waren. Gegen zwanzig Uhr begann die Sendung, die als Sondersendung angepriesen wurde, und unten am Bild bat der Sender um Entschuldigung für das ausgefallene Programm. Den Namen des Moderators habe ich vergessen, da meine Augen und mein Verstand fest auf den Vampir aus der Zeitung geheftet gewesen waren. Er war unnatürlich schön und strahlte totale Gelassenheit aus. Seine Augen fixierten ununterbrochen den Moderator und ich hatte den Eindruck, er hatte nicht einmal geblinzelt. Er trug einen beigefarbenen, dreiteiligen Anzug – bestehend aus Hose, Weste und Jackett, darunter ein weißes Hemd und eine champagnerfarbene Krawatte, welche unter der Weste verschwand. Ich denke, er nahm absichtlich Abstand von dunkler Kleidung, um nicht so klischeehaft zu erscheinen.
    „Herr von Rosenheim … Ich hoffe, ich spreche Sie korrekt an?“, stotterte der Moderator los. Er schien unheimlich nervös zu sein. Ich glaube, er wartete nur darauf, dass der Vampir aufsprang und sich an seinem Hals zu schaffen machte. Jedoch nickte dieser nur.
    „Jahrhunderte l ang dachten die Menschen, dass Ihre Art nur ein Mythos wäre. Wie kommt es dazu, dass Sie sich auf einmal zu erkennen geben?“
    Gespannt und ohne Luft zu holen , starrten wir auf den
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