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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster
Autoren: Alfred Bekker
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begegneten. Leider habt Ihr ihn damals nicht angenommen und dem Lebensüberdruss nachgegeben.«
    »Das ist jetzt aber eine Projektion, Branagorn. Schließlich haben Sie versucht, sich umzubringen – nicht ich.«
    Doch darauf ging Branagorn nicht ein. Stattdessen sagte er mit sehr großem Ernst: »Diesmal solltet Ihr auf meinen Rat hören, teure Cherenwen. Ich bitte Euch!«

    Branagorn sah Anna noch einen Moment nach, als sie davonfuhr. Dann ging er ins Haus. Zunächst suchte er seine Wohnung auf und nahm sich eines der Schwerter, die er noch besaß. Es passte nicht richtig in die Lederscheide und ragte etwas zu weit heraus. Außerdem war die Klinge leicht angerostet. Er hatte diese Waffe mal auf einem Flohmarkt erworben, wo sie als Teil eines Kaminbestecks angeboten worden war. Branagorn erinnerte sich noch lebhaft an das ellenlange Verkaufsgespräch, in dem es im Wesentlichen darum gegangen war, dass Branagorn nicht das gesamte Kaminbesteck hatte kaufen wollen, während der Händler zunächst unter keinen Umständen bereit gewesen war, die Teile einzeln abzugeben. Schließlich hatte er es aber doch getan. Vielleicht, weil er zu der Erkenntnis gelangt war, dass er das gesamte Besteck wohl ohnehin nicht mehr loswerden würde oder einfach deshalb, weil Branagorn ihm auf so anhaltend penetrante Weise auf die Nerven ging, dass er sich irgendwie von dieser Folter befreien musste.
    Branagorn hingegen war der festen Überzeugung, dass eine magische Formel zur Beeinflussung des Willens hier ihre Wirkung getan hatte. Eine Formel, die nur auf die schwachen Seelen von Sterblichen wirkte und die darüber hinaus in dieser Welt auch aus irgend- einem Grund nicht sonderlich zuverlässig war.
    Dann begab sich Branagorn zu einer Wohnung, die sich ein Stockwerk tiefer befand. Ein Namensschild gab es nicht. Nur noch ein Abdruck und die Dübellöcher zeigten an, wo es mal angebracht gewesen war.
    Branagorn klingelte. Er murmelte etwas vor sich hin. Diese Formel soll Tür und Seele öffnen, dachte er.
    Die Tür öffnete sich, und zwei große dunkle Augen sahen ihn erstaunt an.
    »Werter Taliban, ich brauche einen tapferen Kampfgefährten gegen die Macht des Bösen«, verkündete Branagorn. »Einen, dem es nicht an Mut mangelt und der über das nötige Wissen verfügt.«
    Taliban war so perplex, dass er sich sogar die tief sitzenden Baggy Pants ein Stück hochzog, was bei ihm schon als versehentlicher Stilbruch anzusehen war.
    »Ey, wer hat dich abgezogen? Wen soll ich kloppen?«
    »Auch wenn wir uns schon auf verschiedenen Seiten der Schlacht begegneten, weiß ich darum umso mehr, dass Ihr ein Mann von Ehre und Mut seid – also genau der, den ich brauche.«
    »Ey, Mut hab ich!«, sagte Taliban. »Komm rein. Aber lässt du Schwert stecken!«
    »Gewiss.«
    »Sonst Kumpel nervös. Ich nicht – aber Kumpel.«
    »Eurem Anliegen soll Rechnung getragen werden, so wie ich hoffe, dass mein Anliegen bei Euch Gehör findet.«
    »Hör alles, ich schwör!«
    »Darf ich eintreten?«
    »Hier, kommst du rein.«
    Branagorn folgte Taliban ins Wohnzimmer. Auf einem niedrigen Tisch war eine Schale mit Chips zu sehen. Außerdem ein paar Game Controller.
    Einige von Talibans Freunden drängten sich auf dem Sofa und den Sesseln.
    »Er ist cool, ich schwör!«, sagte Taliban, noch ehe jemand eine Bemerkung machen konnte. »Hat Problem, ich helfe.«
    Branagorn deutete auf einen von mehreren Rechnern und Laptops, die sich sowohl auf als auch unter einem Küchentisch befanden. Einige der Geräte waren unverkabelt, andere jedoch sogar eingeschaltet.
    »Ich brauche dieses Artefakt, um das Böse zu bekämpfen«, sagte Branagorn.
    »Ey, willst du zocken?«, fragte Taliban. »Sach doch gleich! Ich dachte Welt retten, und jetzt nur daddeln.«
    »Ihr irrt, werter Taliban. Es geht darum, eine Mörderseele zu fassen und eine Seelenverwandte vor dem Unheil zu bewahren.«
    »Verwandte? Meinst du Ehre von Schwester?«
    »Schwester der Seele«, sagte Branagorn.
    »Ehre von Schwester ist heilig.«
    »Ich brauche die Maschine des Suchens – und Ihr wisst zweifellos damit umzugehen.«
    »Ach, Google!«, meinte Taliban.
    »Gibt auch I’m Halal«, mischte sich einer seiner Freunde ein. »Ist auch Suchmaschine – aber nur islamisch und alles halal.«
    »Nein«, widersprach Taliban. »I’m Halal ist schon wieder abgeschaltet.«
    »Wieso das?«
    »Stand nicht so viel drin. Kein Sex und keine Schlampen. Darum hat keiner geklickt.«
    »Ach so.«
    Taliban wandte sich an Branagorn.
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