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0774 - Baphomets böse Brut

0774 - Baphomets böse Brut

Titel: 0774 - Baphomets böse Brut
Autoren: Jason Dark
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Damit hatte Levi allerdings nichts zu tun.
    Wie gesagt, es war alles normal.
    Auch die Bewegung, mit der Levi zum Löffel griff, fiel nicht aus er Rolle. Auf dem breiten Teller befand sich zwar offiziell eine Suppe, aber der Begriff Eintopf wäre besser gewesen. Hammelfleisch, Gemüse und Kartoffeln bildeten das Trio.
    Amos tunkte den Löffel ein.
    In diesem Augenblick stutzte er. Sein Atem pfiff plötzlich, als er Luft holte. Seine Augen nahmen die Starre von Kugeln an. Er schluckte, er wollte es nicht glauben, alles weigerte sich, dennoch schaute er genauer hin, sogar sehr genau.
    Was da zwischen zwei Stücken Fleisch und einem kantigen Kartoffelstück lag, gehörte nicht dorthin.
    Es war ein abgeschnittener Finger!
    ***
    Amos Levi saß auf seinem. Platz und rührte sich nicht. Er war zu einer Eisfigur geworden. Nur den Blick hatte er etwas gesenkt. Er stierte auf den Teller, ohne allerdings dessen normale Füllung zu sehen. Er sah nur den Finger.
    Die Würgeschlinge bewegte sich lautlos auf seinen Hals zu. Sie war unsichtbar, schnitt tief in seine Haut hinein, ohne daß Blut jedoch austrat. Die Schlinge nahm ihm die Luft. Wenn der Mann einatmete, entstand ein Röcheln, und der Teller vor ihm drehte sich, als wollte er zu einer fliegenden Untertasse werden, die irgendwann in die Decke hineinraste.
    Er spürte auch den Schweiß, besonders auf der Stirn.
    Levi begriff nichts, er faßte nichts, er wußte nur, daß dieser Finger so verflucht echt war, obwohl er ihn bisher nicht angefaßt hatte. Er hätte ihn fast übersehen, weil sich dieser makabre Gruß der Farbe des Eintopfs anpaßte, aber daran wollte Levi nicht denken. Andere Gedankenströme zuckten durch seinen Kopf, und die beschäftigten sich mit seinem Zustand und nicht mit dem Finger.
    Warum schrie ich nicht? dachte er. Warum brülle ich hier nicht herum, verdammt? Es müßte doch losgehen, ich müßte explodieren. Ich müßte durchdrehen und das Zeug verschütten!
    Er tat nichts.
    Er saß.
    Er würgte.
    Nicht laut, sondern glucksend. Dabei zischte er die Luft durch seine Nasenlöcher. Immer wieder schluckte er und hatte so das Gefühl, den Schwindel vertreiben zu können. In seinem Kopf schäumte das Blut, hinter den Augen spürte er einen gewaltigen Druck, dann hörte er sich stöhnen, spürte, daß sich sein Mund mit einer bitteren Flüssigkeit gefüllt hatte.
    Levi beugte sich vor. Er mußte das Zeug in seinem Mund einfach ausspeien. Es klatschte auf den Teller. Spritzer trafen sein Gesicht, was ihn nicht weiter kümmerte. Als er die Arme hob, da glaubte er, daß Bleigewichte an seinen Knochen hingen, so schwer waren sie plötzlich geworden. Schließlich gelang es ihm doch, die Hände auf den Tisch zu stützen, und so blieb er sitzen.
    Was um ihn herum vorging, nahm der einsam in einer Ecke sitzende Gast nicht wahr, aber die beiden Ober hatten ihre Blicke überall. Sie sahen, daß ihr Stammgast Probleme hatte. Sie gaben sich gegenseitig Zeichen, und Sam, der Mann mit der Halbglatze, näherte sich dem Tisch des Amos Levi.
    Er blieb neben dem Gast stehen, räusperte sich, erntete keine Reaktion. Dann sprach er Levi an. »Ist Ihnen nicht gut, Mr. Levi?«
    Amos gab keine Antwort.
    Der Ober wiederholte die Frage.
    Schließlich schaute Levi auf. Er drehte sehr langsam den Kopf, und Sam hatte den Eindruck, in das Gesicht eines Fremden zu schauen. Es war nicht das normale. Levi sah aus, als stünde er vor einem Infarkt. Seine Stirn war mit einem Schweißfilm bedeckt. Aus dem halb geöffneten Mund drangen röchelnde Laute, das Kinn glänzte, weil noch einige Speichelfäden es zeichneten.
    »Mr. Levi, bitte…«
    »Da…«
    Sam begriff nicht. »Soll ich vielleicht einen Arzt rufen?«
    Levi schüttelte den Kopf. »Nein, nicht. Schauen Sie… sehen Sie auf den Teller.«
    Der Ober senkte den Kopf. Zunächst fiel ihm nichts auf. Er mußte sich schon vorbeugen. Dabei holte er die Brille aus der Brusttasche des weißen Hemds. Er setzte sie auf, sah jetzt klarer - und verlor seine Gesichtsfarbe. Aschfahl und zitternd stand er neben dem sitzenden Gast, hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, denn der sauber abgetrennte Finger war nicht mehr zu übersehen.
    Sogar der Nagel fiel ihm auf; er war von einer dünnen Schicht bedeckt, die wie Perlmutt schimmerte.
    »Es ist… es ist…«
    »Sagen Sie nichts, Sam. Nehmen Sie den verdammten Teller und schaffen Sie ihn weg!« Levi schlug die Hände vor sein Gesicht. »Los, nehmen Sie ihn schon. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Es
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