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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel
Autoren: Matthew Reilly
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kopfunter auf dem Haufen liegen. Die gesamte untere Hälfte des Rumpfs war weggefressen worden.
    Seltsamer jedoch war, dass auch eine große Anzahl Leichen mit olivfarbener Haut auf dem Haufen lagen.
    Eingeborene.
    Da fiel sein Blick auf ein kleines Loch in der Mauer jenseits des grässlichen Haufens.
    Es war annähernd kreisrund und hatte einen Durchmesser von etwa einem Dreiviertelmeter; ein breitschultriger Mann hätte gerade hindurchgepasst.
    Sogleich fiel Race der ähnlich geformte Stein inmitten der rechteckigen Steine oben auf dem balkonähnlichen Pfad hinter dem Tempel ein, der offenbar in ein kreisrundes Loch gelegt worden war.
    O nein, dachte Race, als es ihm dämmerte.
    Das war kein Loch …
    Es war ein Schacht.
    Ein Schacht, der dort oben begann und hier unten in dieser gewaltigen Kathedrale endete.
    Nun war das Rätsel, wie die Rapas vierhundert Jahre in diesem Tempel überlebt hatten, gelöst.
    Race entsann sich der Worte von Miguel Marquez: »Wenn Sie die Konfrontation mit dem Kaiman nicht überlebt hätten, wären Ihre Freunde den Rapas geopfert worden.«
    Den Rapas geopfert.
    Race starrte das kreisrunde Loch in der Mauer an und seine Augen öffneten sich weit vor Entsetzen.
    Es war eine Opfergrube.
    Dort warfen die Eingeborenen vom oberen Dorf ihre Opfergaben an die Rapas hinein.
    Menschliche Opfer.
    Ihre eigenen Leute.
    Aber dabei blieb es womöglich nicht, dachte Race, während er die unglaubliche Anzahl von Leichen mit olivfarbener Haut auf dem Haufen anstarrte.
    Die Eingeborenen warfen darüber hinaus vielleicht auch ihre Toten – und ihre gefallenen Feinde – hinein. Eine andere Art und Weise, die Rapas zufrieden zu stellen.
    Und in Zeiten echter Not, überlegte Race, fraßen sich die Rapas möglicherweise gegenseitig auf.
    Da sah er fünf weitere Rapas auf dem Steinboden jenseits des Leichenhaufens liegen, unmittelbar neben einem kleinen, viereckigen Loch.
    Verzückt von dem stetigen Summen des nassen Götzenbildes, starrten sie zu ihm herüber.
    Vor ihnen standen etwa zehn sehr viel kleinere Katzen, Rapajunge, etwa von der Größe und Gestalt von Tigerjungen. Sie sahen Race ebenfalls an. Es schien, als hätten sie mitten im Spiel innegehalten, sobald sie das hypnotisierende Summen des Götzenbildes vernommen hatten.
    Mein Gott , dachte Race, hier unten lebt eine ganze Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft von Rapas.
    Komm schon, Will, mach weiter!
    Okay, okay.
    Race zog etwas aus dem Lederbeutel, den er sich über die Schultern geschlungen hatte.
    Das falsche Götzenbild.

    Race ließ es auf dem Boden neben dem großen, viereckigen Loch liegen, das sich in die Kathedrale öffnete, sodass es jeder, der den Tempel betrat, sofort finden würde.
    Er wusste es nicht mit Sicherheit, aber er nahm an, dass Renco vor vierhundert Jahren genau das Gleiche getan hatte.
    Also gut , dachte er. Nun aber los!
    Race blickte auf das kleinere Loch drüben im Boden bei den fünf weiblichen Rapas und ihren Jungen und überlegte, dass er wohl die besten Chancen hätte, wenn er weiter hinabstiege – wollte er nicht den heiligen Opferschacht hinaufklettern und darauf hoffen, dass jemand ihm oben öffnete.
    Daher machte er sich auf den Weg, das echte, summende Götzenbild noch immer in der Hand. Er ging an den fünf weiblichen Rapas und ihren Jungen vorüber zu dem kleinen Loch.
    Blickte hinab.
    Es hatte knapp zwei Meter Durchmesser und führte geradewegs in den Felsboden. Auch hier waren Kerben in die lotrechten Wände gehauen worden.
    Was soll’s, zum Teufel, dachte er.

    Wiederum klemmte er sich die Fackel zwischen die Zähne, dann schob er das summende Götzenbild in den Beutel und stieg den engen Schacht hinab.
    Nach etwa einer Minute verlor er die Öffnung über sich aus den Augen. Von da an umgab ihn; abgesehen von dem kleinen Kreis orangefarbenen Lichts, das den Schacht erhellte, undurchdringliche Finsternis.
    Einige Rapas folgten ihm. Sie schlichen mit dem Kopf voran an der Peripherie des Lichtkreises, den die Fackel erzeugte, hinab und funkelten ihn mit ihren kalten gelben Augen an.
    Aber sie griffen nicht an.
    Immer weiter ging es hinab. Hinab und hinab. Race hatte das Gefühl, als wäre er Kilometer weit geklettert, während es in Wirklichkeit allenfalls einige Dutzend Meter gewesen sein konnten.
    Dann berührten seine Füße wieder festen Grund.
    Race hielt seine Fackel in die Höhe. Er entdeckte, dass er in einer kleinen Höhle stand, die auf allen Seiten von festen Felswänden begrenzt war.
    In der Höhle
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